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0463 - Der Leopardenmann

0463 - Der Leopardenmann

Titel: 0463 - Der Leopardenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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präsentierte. »Miß Rogers, diese Leoparden-Fantasie scheint sich bei Ihnen zu einem Trauma zu entwickeln. Motumo Sassa ist auf eine äußerst brutale und menschenverachtende Weise ermordet worden. Ermordet, Miß Rogers, nicht von einem Leoparden gerissen! Zum letzten Mal sage ich Ihnen, daß es in unserer Gegend schon lange keine Leoparden mehr gibt!«
    »Aber bei den Bantu und den Pygmäen gibt es Geschichten von Menschen, die sich in Leoparden, Löwen, Schlangen oder Krokodile verwandeln können…«
    »Jetzt fangen Sie auch noch damit an, Miß Rogers«, seufzte Al Takhy. »Ich bitte Sie, verschonen Sie mich doch mit diesen Märchen und versuchen Sie bei den Fakten zu bleiben! Und diese Fakten sind: Sie haben bei einem Abendspaziergang zufällig den Weg zu Sassas Hütte entdeckt, sind diesem Weg neugierig gefolgt und haben dann den Toten in seiner Hütte gefunden!«
    Er erhob sich und sah Tiffany aus seinen eisgrauen Augen durchdringend an. »Wenn die Obduktion des Leichnams nicht ergeben hätte, daß der Mörder über eine geradezu fantastische Körperkraft verfügen mußte, um sein Opfer auf diese Weise umzubringen, käme ich in Versuchung, Sie, Miß Rogers, als Täterin in Betracht zu ziehen! Sie sind mit Ihren Spinnereien von Leopardenmenschen ja verrückt, und nur ein Verrückter kann in dieser grauenhaften Art einen anderen Menschen abschlachten…«
    Er hob die Hand, als sie scharf gegen seine Ausdrucksweise protestieren wollte. »In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie Likasi so bald wie möglich verlassen. Für Verrückte wie Sie haben wir hier in Zaire keinen Platz! In Ihrem Land mag es ja ein recht unterhaltsames Spielchen sein, aber hier haben wir mit ernsthaften Methoden einen brutalen Mord aufzuklären. Guten Tag, Miß Rogers…«
    Als sie ging, fragte Tiffany sich, wer von ihnen hier verrückt war - wirklich sie selbst, oder nicht eher Leutnant Al Takhy, der in seinem Realismus-Verständnis einfach zu betriebsblind und fantasielos geworden war?
    ***
    Professor Zamorra und Rhet Riker kannten sich. Sie begegneten sich nicht zum ersten Mal. Bei ihrem ersten Zusammentreffen war es Riker gewesen, der diese Begegnung gesucht hatte, um einen möglichen Gegner taxieren und besser einschätzen zu können.
    Freunde waren sie danach nicht geworden. Zamorra traute dem etwas untersetzten, schwarzhaarigen Manager mit dem leichten Bauchansatz nicht über den Weg. Er war ihm eine Spur zu glatt, und ihre Ansichten über bestimmte Ereignisse und Zusammenhänge gingen zu stark auseinander. Hinzu kam für Zamorra, daß Riker versucht hatte, den wiederaufgetauchten Tendyke als Hochstapler abzustempeln, der sich für einen Toten ausgab, und ihn kaltzustellen. Dabei hatte er allerdings die Grenzen der Legalität nicht überschritten. Die Mordversuche waren von Calderone inszeniert worden. Riker hatte nachweisen können, daß er seinem Sicherheitschef ein so radikales Vorgehen sogar ausdrücklich verboten hatte.
    Sympathischer war er Zamorra dadurch aber auch nicht geworden.
    Riker dagegen mochte Zamorra nicht. Der Dämonenjäger war ihm zu gefährlich. Er kümmerte sich zu viel um Dinge, die ihn nach Rikers Meinung überhaupt nichts angingen. Zum Beispiel die Sache mit der DYNASTIE DER EWIGEN…
    Noch tappte Zamorra in dieser Angelegenheit ziemlich im dunkeln und hatte sie in den letzten Wochen wohl auch nicht mehr weiter verfolgt. Aber wenn er es schaffte, einzuhaken, konnte er der TI ein Milliardengeschäft zerschlagen - und damit auch persönlichen Profit für Riker zunichte machen. Ganz abgesehen von dem Einfluß, den Riker durch die Zusammenarbeit mit der Dynastie bekam…
    Trotzdem empfing Rhet Riker seinen Gegner mit ausgesuchter Höflichkeit. Gegner von Zamorras Kaliber behielt er lieber selbst unter Kontrolle, statt sie von Untergebenen abspeisen zu lassen.
    Von Rikers Panorama-Bürofenster in einer der oberen Etagen eines Hochhauskomplexes hatte man einen hervorragenden Ausblick über El Paso, der Grenzstadt zwischen Texas und Mexiko am Rio Grande. Von hier oben sah man das Elend nicht, daß sich in den Straßenschluchten abspielte wie in jeder größeren Stadt. Hier glänzten nur die Fassaden der Häuser im Sonnenlicht, um nachts blinkenden, grellen Leuchtreklamen Platz zu machen, die eine heile, saubere Welt versprachen. Diese Versprechungen lockten immer wieder illegale Einwanderer aus Mexiko an, die ihrer Armut zu entfliehen und in den USA das große Geld zu machen hofften.
    Nur die wenigsten schafften es.

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