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0464 - Der Tod der Lebedame

0464 - Der Tod der Lebedame

Titel: 0464 - Der Tod der Lebedame Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lächeln, das ihm den Ruf eines Charmeurs eingetragen hatte.
    Es waren die Augen, die nicht in das Bild menschenfreundlicher Jovialität passen wollten. Sie waren so kalt und blau wie ein Bergsee.
    »Setzt euch, Jungens!« sagte M.E.T. und legte die Karten aus der Hand. Die beiden Männer gehorchten. Ich kannte sie nicht, es gab aber kaum einen Zweifel, daß sie gewisse Gorilla-Funktionen ausübten. Sie hatten die glattrasierten und schmalen Gesichter von Männern, die mit Gefühlen nicht viel anzufangen wissen. Keiner war älter als 30.
    »Sind Sie am Gewinnen, Trentwood?« wiederholte ich meine Frage.
    M.E.T. lächelte. Seine Augen blieben kalt und ausdruckslos. »Sicher«, sagte er mit seinem modulationsfähigen Baß. »Ich gewinne immer. Wußten Sie das nicht?«
    »Ich habe es mir berichten lassen. Aber selbst die längste Glücksträhne reißt einmal ab.«
    »Nicht bei mir. Sie sind G-man Jerry Cotton, nicht wahr?«
    »Ich bin froh, daß Sie mir die Vorstellung abnehmen«, sagte ich. »Wenn Sie stets gewinnen, muß das für Ihre Mitspieler ein zweifelhaftes Vergnügen sein.«
    Trentwoods Lächeln veränderte sich nicht. »Ach, wissen Sie«, meinte er, »wer sich einmal entschlossen hat, bei mir mitzumischen, profitiert auf seine Weise davon, auch wenn er mal hundert oder 200 Dollar beim Pokern verliert.«
    »Sie sind ein vorsichtiger Mann. Trotzdem haben Sie einen Fehler gemacht.«
    »Finden Sie?«
    »Martin Ernest Trentwood, von seinen Freunden und Feinden respektvoll M.E.T. genannt, ist kein Mann, der den Mief enger Hinterzimmer liebt. Machen wir uns nichts vor, M.E.T.! Seitdem Sie zu den Arrivierten gehören, sieht man Sie nur noch in Lokalen, wo kein Menü unter 200 Dollar zu haben ist. Wenn Sie plötzlich in dieser Bude aufkreuzen, so hat das seinen guten Grund.«
    »Sicher, den hat es«, sagte Trentwood. »Ich wollte mal wieder die alten Zeiten auffrischen. Als ich ein junger Mann war, habe ich viele Abende in solchen Hinterzimmern verbracht. Sie müssen es schon einem alternden Mann verzeihen, wenn er diese Erinnerungen in der Praxis aufzufrischen versucht.«
    Er blieb völlig ruhig. Er hatte dazu allen Grund. Ich konnte ihm nicht nachweisen, daß er hergekommen war, um die Nachrieht von meinem Tode gleichsam am Tatort entgegenzunehmen.
    In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen.
    »Ich habe das Schwein…«, stieß der Mann aus, der ins Zimmer gestürzt kam. Er unterbrach sich abrupt, als er mich sah, und blieb stehen, als sei er von einer unsichtbaren Faust gestoppt worden. Ich kannte den Mann nicht. Er ähnelte im Typ den beiden anderen Gorillas, nur war er etwas korpulenter.
    »Aber, aber Humphrey«, sagte M.E.T. tadelnd. »Wer wird denn so ungehobelt in ein Zimmer stürzen? Das nächste Mal klopfst du vorher an!«
    »Warum führen Sie den Satz nicht zu Ende?« erkundigte ich mich bei dem Mann namens Humphrey. Ich ließ ihn keine Sekunde aus' den Augen. »Was wollten Sie sagen?«
    Der Mann schwieg. Er atmete rasch wie nach einem schnellen Lauf.
    »Sie haben das Schwein gefunden? Oder verfehlt?« fragte ich. »Los, reden Sie schon!«
    Der Mann schluckte. Hilfesuchend wandte er sich an M.E.T. »Was will denn der, Chef?«
    »Das ist der G-man Jerry Cotton«, sagte M.E.T. schnell. »Ein sehr berühmter Mann. Knallhart und clever. Diese Eigenschaften rühmt man ihm jedenfalls nach. Du mußt seine Frage beantworten, Humphrey. Cotton ist ein großer Frager. Das gehört zu seinem Job. Er ist sehr, sehr neugierig, weißt du.«
    Humphrey schluckte abermals. »Ich — ich wollte sagen, daß ich den Burschen gefunden habe, der mir eine Stange Geld schuldet«, würgte er mühsam hervor. Das Erfinden von Lügen war offenbar nicht seine Spezialität. »Ja, das wollte ich nur sagen.« Er straffte sich. Anscheinend gefiel ihm die Ausrede. »Ja, ich habe das Schwein gefundeh!« schloß er.
    »Herzlichen Glückwunsch!« meinte M.E.T.
    »Danke, Chef«, sagte Humhrey und grinste töricht.
    Ich blickte Humphrey noch immer an. Ich merkte, daß er wenig Gefallen daran fand. Er schaute überall hin, nur nicht in meine Augen.
    »Ich vermute, Sie sprechen von Dalland«, sagte ich.
    Aus den Augenwinkeln heraus nahm ich wahr, daß M.E.T. leicht zusammenzuckte. Jetzt starrten mich alle vier Männer an. M.E.T. erhob sich langsam. »Dalland?« fragte er lauernd.
    »Sie kennen ihn doch, oder?«
    »Vielleicht ja, vielleicht nein«, sagte M.E.T. ausweichend. »Unsereiner hat mit vielen Leuten zu tun.«
    »Auch mit Toten?« fragte

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