Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0464 - Der Tod der Lebedame

0464 - Der Tod der Lebedame

Titel: 0464 - Der Tod der Lebedame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
stieg guter Dinge aus und ging zu Fuß zurück.
    Als ich um die Ecke bog, sah ich einen jungen Mann aus Vera Rovers Haus kommen. Er blickte kurz nach links. Ich stellte mich rasch in einen Hauseingang, ehe der junge Mann nach rechts schauen konnte. Dann hörte ich ihn näher kommen. Er ging nicht sehr rasch. Den Kragen seines Regenmantels hatte er hochgestellt. Ich trat in dem Moment aus dem Schatten hervor, als er mit mir fast auf gleicher Höhe war. Er zuckte zusammen, als sei er plötzlich einem besonders häßlichen Gespenst begegnet. »Guten Abend, Byrnes«, sagte ich. »Zufällig noch unterwegs?«
    Er stand wie erstarrt, aber die Erstarrung hielt nicht länger als zwei Sekunden an. »Wer, zum Teufel, sind Sie?« fragte er und zog die Hände aus den Taschen. Ich sah, wie er die Hände zu Fäusten ballte, und spannte meine Muskeln.
    »Jerry Cotton ist mein Name. Ich nehme an, daß Sie schon von mir gehört haben. Wenn nicht, läßt sich das leicht nachholen…«
    Er griff an, aber die Aktion kam nicht so überraschend, wie er glaubte. Dafür ließ sie an Heftigkeit nichts zu wünschen übrig. Er versuchte ein paar knallharte Linke zu landen, aber ich blockte sie profimäßig ab und konterte beidhändig.
    Byrnes begann zu keuchen wie eine schadhafte Lokomotive. Ich erwischte ihn voll auf dem Punkt. Das gab ihm den Rest. Er fiel der Länge nach hin und blieb liegen. Ich schäute mich um. Die Straße lag noch immer wie ausgestorben da.
    Ich bückte mich und suchte ihn nach Waffen ab. Erstaunlicherweise hatte er keine dabei. Ich wartete, bis er wieder zu sich kam, und half ihm auf die Beine. Er zitterte wie jemand, der plötzlich von einem Malariaanfall überrascht wird. »Was wollen Sie von mir?« japste er.
    »Ein paar Angaben«, sagte ich. »Aber wahrheitsgemäße Angaben.«
    Er blickte an sich herab. »Mist!« fluchte er.
    »Warum haben Sie den Kent erledigt?« fragte ich. '
    »Kent?« stieß er hervor. »Wer soll das sein?«
    »Kommen Sie, Byrnes, Beaver lebt noch. Er kann bezeugen, daß Sie Kent abholten!«
    »Na und? Was beweist das schon?«
    »Eine Menge, Byrnes. Ihre Chancen, auf dem Stuhl zu enden, stehen ausgezeichnet.«
    Er fingerte an seinem Kinn herum und murmelte: »Ich habe nichts mit dem Mord an dem Kerl zu tun!«
    »Wer hat es getan?«
    »Es war ein blöder Zufall. Er hat sich selbst umgebracht.«
    »Ah, Selbstmord!« sagte ich spöttisch. »Ich kann verstehen, daß Sie mir nicht glauben«, stieß er hervor, »aber Sie werden doch zugeben müssen, daß die Kugel aus nächster Nähe in den Körper gedrungen ist, und zwar aus einem verdammt komischen Winkel, stimmt es?«
    »Was wollen Sie damit beweisen?«
    »Daß ich nichts dafür kann.«
    »Sagen Sie das dem Richter!«
    »Ich war sauer auf ihn«, sagte Byrnes schnell und wie gehetzt. »Ich dachte, Kent hätte die Klunkern geklaut. Ich wollte ihn auf Trab bringen. Ich bedrohte ihn mit der Pistole. Ich schlug ihn sogar damit! Da platzte ihm der Kragen. Er ging auf mich los und versuchte mir die Waffe zu entwinden. Es kam zu einem regelrechten Kampf, und dabei ging die Kanone los!« Er zitterte stärker. »Als er vor mir zusammenklappte, traute ich meinen Augen nicht. Bill tobte…«
    »Bill?« fragte ich.
    »Der war dabei. Er kann es bezeugen.« Byrnes starrte mich an, erschreckt. »Wenn er will…«, fügte er leise hinzu. »Wo finden wir ihn?«
    Byrnes atmete schwer. »Wenn der Alte erfährt, daß ich gesungen habe, geht es mir dreckig!«
    »Sie sitzen ganz schön in der Patsche, was?«
    »Genau zwischen zwei Stühlen!« keuchte Byrnes. Auf der Stirn vermengten sich Schweiß und Regen. Er hatte bei dem Kampf den Hut verloren. Jetzt klebten ihm die Haare auf der Stirn. »Wenn ich singe, läßt mich der Boß hochgehen, und wenn ich schweige, nageln Sie mich wegen Mordes fest.«
    »Es gibt für Sie einen Ausweg«, sagte ich.
    Byrnes lachte hohl. »Den müssen Sie mir erst mal zeigen!«
    »Beweisen Sie uns, daß Kents Tod so zustande kam, wie Sie die Tat schildern. Das wird Sie zwar nicht vor Strafe bewahren, aber es kann Sie vor dem Stuhl retten. Helfen Sie uns vor allem, das Verbrechen aufzuklären! Stellen Sie dabei Trentwoods Anteil klar heraus! Wenn Sie als Zeuge der Anklage auftreten, können wir Trentwood verhaften. Dann haben Sie von ihm nichts mehr zu befürchten!« Byrnes blickte mich an. »Trentwood ist clever. Den nagelt keiner fest.«
    »Wenn Sie uns helfen, haben wir ihn.«
    »Ich kann es nicht«, sagte er mit gequälter Stimme.

Weitere Kostenlose Bücher