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0464 - Die grüne Göttin

0464 - Die grüne Göttin

Titel: 0464 - Die grüne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einen! Der durfte dafür etwas größer ausfallen als normal. Pearly nahm einen Schluck, hustete und verschüttete fast den Rest. Dann nahm sie noch einmal zwei vorsichtigere Schlucke hintereinander.
    Es half ihr nicht viel weiter. Nur die Unruhe im Magen wurde schlagartig abgestellt.
    Pearly trat ans Fenster und sah hinaus. Draußen pulsierte die Großstadthektik. Hier drinnen in der Wohnung war die Hölle los.
    Ein Scherz?
    Oder doch alles echt?
    Noch zögerte sie. Ein falscher Alarm kostete Geld. Die Cops würden mordsmäßig sauer sein, nur eines Gags wegen her gerufen zu werden. Aber…
    Pearly gab sich einen Ruck, ging zum Telefon und ließ sich mit der Polizei verbinden. Sollte die sich darum kümmern, was das für Tote waren oder wer sich diesen eventuellen üblen Scherz erlaubt hatte…
    ***
    Zamorra und Nicole waren zu der Stelle gefahren, an der gestern abend der Leichnam und das Skelett gefunden worden waren. Lieutenant Stevens war mit einem zivilen Dienstwagen gefolgt. Erstmals nahm er selbst die Örtlichkeiten in Augenschein.
    »Hier hat also unser schießwütiger Streifen-Cop losgeballert«, stellte er trocken fest und sah zu dem Spalt zwischen den Häusern hinüber. »Frage mich, wie man dort im Dunkeln überhaupt etwas erkennen kann.«
    »Machen Sie ihm wegen des Schießens keine Vorwürfe«, bat Zamorra. »Vielleicht hätten Sie an seiner Stelle nicht anders reagiert. Bedenken Sie, in welcher Situation die Männer sich befanden.«
    »Und in welcher Umgebung«, sagte Stevens. Er machte eine ausholende Armbewegung. »Hier ist es mehr als ratsam, erst zu schießen und dann bei der Zentrale nachzuforschen, ob man vielleicht Fragen hätte stellen sollen. Ein bißchen überspitzt, nicht wahr? Aber diese Gegend ist ein verdammt heißes Pflaster.«
    »Trotzdem leben hier Menschen«, sagte Zamorra.
    »Sicher. Und die meisten von ihnen haben mehr auf dem Kerbholz, als Sie es sich jemals erträumen könnten, Zamorra.«
    »Zufällig kenne ich ein paar Leute, die hier leben«, sagte der Parapsychologe. »Ich bin nicht zum ersten Mal hier.«
    »In solchen Niederungen suchen Sie Ihre Bekanntschaften?«
    Zamorra atmete tief durch. »Stevens, ich reklamiere für mich nicht, äußerliche oder charakterliche Ähnlichkeit mit Jesus Christus zu haben, aber wenn Sie die Bibel gelesen haben, sollten Sie wissen, daß der sich zu Zöllnern und Pharisäern und dem sogenannten Abschaum der Menschheit an den Mittagstisch gesetzt hat.«
    Der Lieutenant zuckte mit den Schultern.
    »Sagt Ihnen der Name l'ombre etwas?« fragte Nicole.
    »Der Schatten? Ja. Der treibt hier sein Unwesen. Kennen Sie den etwa?«
    »Und wenn?«
    »Mir egal«, sagte Stevens. »Der Schatten ist kein Fall für die Polizei. Der Junge ist bauernschlau. Ich wüßte nicht, daß er jemals ein Ding gedreht hätte, das die Polizei auf den Plan rief. Irgendwie schafft er es immer, Lücken auszunutzen. - Was machen Sie da?« Damit meinte er jetzt Zamorra, der das Amulett wieder zu benutzen versuchte. In der Nacht hatte er keine Gelegenheit gefunden, einen Blick in die Vergangenheit zu tun, um auf diese Weise herauszufinden, wie der »Gummitote« und das Skelett hierher gekommen waren.
    Aber jetzt konnte er es versuchen.
    Daß auf der Straße die Autos an ihm vorbei rauschten und auf dem Gehsteig Fußgänger hin und her eilten, konnte seine Konzentrationsfähigkeit nicht stören. Er aktivierte Merlins Stern und erteilte ihm den geistigen Befehl, in die erst ein paar Stunden zurückliegende Vergangenheit zu schauen.
    Im Zentrum der handtellergroßen Silberscheibe befand sich ein stilisierter Drudenfuß, ein fünfzackiger Stern, mit einem einzigen Strich »gezeichnet«. Dieser Stern verwandelte sich jetzt in eine Art Mini-Bildschirm. Er zeigte die unmittelbare Umgebung des Amuletts. Zamorra steuerte es mit seinem Willen und seinen Gedanken in die Vergangenheit, Minute um Minute, Stunde um Stunde. Es war, als sehe er einen Film rückwärts ablaufen. Auf diese Weise hoffte er, zu jenem Punkt zu gelangen, wo die beiden seltsamen »Fundstücke« hier erschienen.
    Aber er kam nicht einmal zu dem Punkt, an dem er selbst hier gewesen war und die Polizei sich um Skelett und Leichnam kümmerte! Schon lange vorher - es war »gerade erst« dunkel geworden, also knapp vor Tagesanbruch - wurde das dargestellte Bild rapide schwächer und verblaßte schließlich.
    Im ersten Moment glaubte Zamorra, es liege an ihm selbst. Immerhin war er nicht besonders ausgeschlafen, und so etwas

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