0464 - Die grüne Göttin
Medaillon der Macht und seinen Träger, den sie in eine Falle holen wollte. Ob Ben Smith es schaffen konnte, den Träger des Medaillons in diese Falle zu locken, wußte sie nicht. Vielleicht war es gut, noch einen oder zwei weitere ihrer Untertanen auf ihn anzusetzen. Denn dieses Medaillon konnte gefährlich sein, existenzbedrohend. Und Shedo hatte auch Ben Smith' Worte nicht vergessen, der Träger der Silberscheibe sei mit Sicherheit ein Feind von Shedos Volk.
Charly Grissom war gerade hier.
Ihn setzte sie ebenfalls auf diesen Fremden an, der das Medaillon der Macht besaß. Und der nächste, der zu ihr kam und ihr von seinem neuen Körper gab, wonach sie dürstete, würde gleichfalls den Auftrag erhalten, Ben Smith zu unterstützen.
Die zauberkräftige Silberscheibe übte einen gewaltigen Reiz auf Shedo aus!
***
Es war das typische Bild, wie man es aus Kriminalfilmen kannte, aber auch aus Live-Übertragungen von irgendwelchen Tatorten: Ein Ring von Schaulustigen, die wissen wollten, worum es ging, sich in hitzigen Diskussionen gegenseitig mit schauerlichen Spekulationen überboten und nach Möglichkeit auch Blut sehen wollten. Dazwischen genervte Polizisten, die versuchten, Schaulustige und Reporter fernzuhalten. Lieutenant Stevens' Dienstplakette verschaffte Zamorra und Nicole freien Zutritt.
In der Wohnung tummelten sich die Leute von der Spurensicherung. Der Polizeifotograf baute gerade sein Handwerkszeug wieder ab. Ein Arzt versuchte eine junge Frau davon zu überzeugen, mit ins Krankenhaus zu kommen, um sie eingehender zu untersuchen. »Zum Teufel, Doc, ich bin nicht krank, und ich bin auch nicht verletzt worden! Also lassen Sie mich endlich zufrieden!« protestierte die Frau.
»Wer ist das?« fragte Stevens leise.
»Pearly Grissom«, raunte der Ermittlungsleiter ihm zu. »Sie wohnt hier. Sie hat den Toten und das Skelett gefunden, und sie verlangt ständig, daß wir ihren Mann Charly suchen sollen, der verschwunden sei.«
Zamorra nagte an seiner Unterlippe. »Wann verschwunden?« fragte er.
Der Ermittlungsleiter verzog das Gesicht. »Wer sind denn Sie? Ich kenne Sie nicht, Mister.«
»Ich Sie auch nicht«, gab Zamorra einen groben Keil auf den groben Klotz. »Würden Sie trotzdem meine Frage beantworten, oder muß ich sie Mrs. Grissom selbst stellen?«
»Professor Zamorra ist Experte für… für diese Dinge«, stellte Stevens vor. »Seine Assistentin, Miß Duval.«
»Na schön«, knurrte der Polizeidetektiv. »Grissom ist vermutlich heute vormittag zur Arbeit gegangen, wie üblich. Seine Frau muß ein paar Stunden früher 'raus, kommt deshalb also auch früher wieder heim. Dabei fand sie den Toten. Ihr Mann wird wohl in den nächsten Stunden ganz normal wieder hier eintreffen. Trotzdem macht sie uns alle verrückt, er sei verschwunden, und wir sollten ihn suchen.«
Zamorra ging an ihm vorbei zum Bad, wo jemand gerade das Skelett in einen Zinkbehälter betten wollte. Zwei andere Männer griffen gerade nach dem Toten.
»Stop! Noch nicht anfassen!« verlangte Zamorra. »Lassen Sie noch einen Moment alles so liegen, wie es liegt, Gentlemen!«
»Was soll denn das? Die Spurensuche ist fertig…«
»Tun Sie mir trotzdem den Gefallen, bitte.«
Der zweite Mann hatte vorhin mitgehört, daß Zamorra als Experte ausgewiesen worden war. »Okay, machen wir Zigarettenpause.«
Zamorra lächelte. »Gute Idee«, sagte er. »Raucher sind die besten Steuerzahler.« Er wartete, bis die Männer das kleine Bad verlassen hatten, dann nahm er wieder das Amulett zur Hand und berührte das Skelett.
Keinerlei Anzeige.
Bei der Leiche dasselbe, die bereits in das kleine Bad gezogen worden war. Zamorra tastete sie ab. Alles weich, wie Gummi. Eingehend betrachtete er den Leichnam, der hier noch in unversehrtem Zustand war, im Gegensatz zu dem, der bereits von Dr. Markham obduziert worden war.
Der Tote fühlte sich so an, als besitze er noch alle inneren Organe. Nur eben das Knochengerüst fehlte. Aber es gab nirgendwo eine Verletzung. Wie zum Teufel konnte der Mann sein Skelett verloren haben? Das war praktisch unmöglich!
Nicole trat zu ihm. Hinter ihr erschienen Stevens und der Ermittlungsleiter in der Tür; damit war das Zimmer bereits wieder überfüllt. Aus dem Wohnzimmer drang Stimmengewirr, und die Luft war stickig und verbraucht. In einem Anflug von Sarkasmus wünschte Zamorra sich, daß Verbrechen oder Phänomene, mit welchen er es zu tun bekam, sich ausschließlich im Freien oder in großzügig gebauten
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