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0464 - Gemälde des Grauens

0464 - Gemälde des Grauens

Titel: 0464 - Gemälde des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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du weißt ja, meine Vergangenheit…«
    »Rühren oder melden sich deine verschütteten Kräfte?«
    »Möglich.«
    Sarah Goldwyn schaute Jane Collins starr an. »Okay, laß uns weitergehen.«
    »Klar.«
    Kurz vor dem Durchgang zum zweiten Raum kam ihnen ein Besucherpärchen entgegen, dessen Stimmen sie schon vernommen hatten.
    Bei ihnen war kaum zu unterscheiden, wer denn nun der Mann und wer die Frau war. Die dunklen Haare besaßen fast die gleiche Länge, zudem trugen beide Winterjeans und auch die entsprechenden Jacken aus dem gleichen Stoff.
    Erst als einer der beiden sein Haar zurückstrich, erkannten Jane und Sarah den dünnen Bart auf der Oberlippe des Knaben. Die Strähnen hingen auch noch wie Pinselfetzen an seinem Kinn herab.
    Der Knabe begann zu lächeln. »Wollen Sie da hinein?«
    »Deswegen sind wir hier«, sagte die Horror-Oma.
    »Dann müssen Sie aber starke Nerven mitbringen«, entgegnete das Mädchen. Es hatte ein längliches Gesicht und eine weiße Haut.
    Die Augen waren groß, die Pupillen klein. Sie fror. Wahrscheinlich stand sie unter Stoff.
    »Wieso?«
    »Die Bilder sind im Wahnsinn geboren«, flüsterte sie. »Ehrlich, im Wahnsinn. Besonders das eine im dritten Raum.«
    »Er hat es als letztes in seinem Leben gezeichnet«, fügte der junge Mann hinzu.
    Lady Sarah, immer neugierig, fragte: »Was sehen wir denn da?«
    Der Knabe winkte ab. Seine Finger zeigte Farbkleckse. Bestimmt war auch er Maler. »Das müßt ihr euch schon selbst ansehen. Wir haben die Nase voll. Viel Spaß.«
    Sie schlichen davon und hakten sich dabei unter. Es sah so aus, als würde der Junge das Mädchen ziehen.
    »Dein Gefühl, Jane, was sagt es?« fragte Sarah Goldwyn.
    »Ich weiß nicht.«
    »Allmählich bin ich gespannt«, sagte Lady Sarah. »Komm, wir wollen der Sache mal genauer auf den Grund gehen.«
    Wie immer zeigte sie eine Forschheit, die für die meisten Frauen ihres Alters atypisch war. Jane blieb einige Schritte zurück. Sie hörten das Paarnoch mit dem Kassierer reden. Danach waren nur ihre Schritte zu vernehmen.
    Die zweite Schaffensperiode des spanischen Künstlers schloß im Prinzip an die erste an. Nur hatte er sich von den Landschaften ab-und den Selbstporträts zugewandt.
    Vargas hatte Männer und Frauen auf Öl gebannt. All die Gesichter aber zeigten nie einen fröhlichen Ausdruck. Immer wieder war in ihnen der Schrecken zu lesen, den sie empfanden. Sie sahen aus, als hätten sie soeben etwas Furchtbares gesehen.
    Jane schüttelte den Kopf. »Was muß nur im Kopf dieses Malers vorgegangen sein?« fragte sie leise.
    »Vielleicht ist dort seine Seele hineingestiegen und hat sich im Hirn festgesetzt.«
    »Meinst du?«
    Lady Sarah lächelte. »Bestimmt gibt es eine wissenschaftliche Erklärung. Ich sehe es eben einfacher.« Sie ging einen Schritt nach links. »Schau dir das Bild mal an. Es ist ein Selbstporträt von ihm. Da war er erst 25. Sieht aber aus wie 40.«
    Jane gab ihr nickend recht. Das Gesicht des Malers spiegelte ebenfalls den Zustand seiner Seele wider. Es wirkte grau, aschig und gleichzeitig verzerrt. Nase, Kinn und Ohren schienen eingefroren zu sein. Und über allem lag ein düsterer Schatten, als würden Dunstfetzen vor ihm vorbeistreichen.
    »Wo hat er dabei nur hingeschaut?« flüsterte Jane.
    »In den Spiegel.«
    »Das scheint mir auch so.«
    Beide Frauen gingen weiter. Sie sahen sich jedes Bild an. Die Landschaft war zwar auf den Gemälden auch noch zu erkennen, aber sehr weit in den Hintergrund gerückt, so daß man als Betrachter auch keine Details ausmachen konnte.
    Ein Bild faszinierte besonders. Es zeigte ein großes Feuer. Die Flammen schlugen dem Betrachter entgegen, und sie sahen so aus, als wären sie gespenstische Gestalten, die aus dem Rahmen springen wollten.
    Das Gemälde hing dicht neben dem Durchgang zum dritten Raum, der kleiner war als die ersten beiden.
    Hier hingen auch die wenigsten Bilder. An den Wänden fanden sich noch genügend leere Stellen.
    Lady Sarah hatte sich neben dem Eingang aufgebaut und zwei Finger gegen ihr Kinn gelegt. »Hier also sollen wir es finden.« Sie drehte sich um. »Was können die nur gemeint haben.«
    »Alle Bilder sind schrecklich.«
    »Eben.«
    Damit hatten die beiden Frauen ins Schwarze getroffen. Die Gemälde zeigten keine Landschaften mehr und auch keine Menschen, sondern einzig und allein Monstren.
    Schlangenwesen oder krakenartige Geschöpfe, die aus der Tiefe der Erde drangen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Krokodile mit

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