0465 - Das Biest
verändert worden war.
Shedo besaß die Kontrolle über ihre Welt.
Aber sie war nicht fähig, einen Dhyarra zu beherrschen!
Der Dhyarra beherrschte sie.
Shedo hatte bereits ihren Verstand verloren, ehe sie merkte, was mit ihr geschah. Und der Käfer wuchs weiter und weiter .
***
Zamorra löste sich schweißüberströmt aus seiner Starre. Schweigend erhob er sich und verschwand im Bad, das einen direkten Zwischenzugang zum Schlafraum hatte. Als er wieder auftauchte, hatte er sich neu eingekleidet und wirkte halbwegs frisch.
Nicole hob die Brauen.
Zamorra verstand ihre unausgesprochene Frage. Er gab ihr ein Zeichen, auf seine Gedanken zu achten. Es war nicht ganz so schwer, wie ich befürchtete , ließ er sie aus seinen Gedanken lesen. Es war alles nur ein wenig langwierig. Ich bin einigermaßen fit.
Der Doc brauchte nicht zu wissen, wie einfach es gewesen war, nachdem sie beide ihn vorher vor den Gefahren gewarnt hatten.
Immerhin hatte es eine Menge Zeit gekostet, und Zamorra hatte einige Schweißausbrüche erlebt. Dennoch hatte er anfangs angenommen, es würde schwieriger sein, etwas aus dieser Gehirnsubstanz zu erfahren. Doch es war ihm gelungen. Er hatte sich hineinarbeiten können.
Es war bei anderen Gelegenheiten schwieriger und erschöpfender gewesen.
»Was hast du erfahren?« fragte Nicole.
Zamorra lächelte. »Ich weiß, wo das Tor ist, durch das die Fremden gekommen sind. Ich weiß jetzt auch, warum sie die Körper von Menschen übernehmen, indem sie deren Skelette hinausfeuern und ihre eigenen hineindrängen.« Er umriß in wenigen Worten die befremdliche Situation, in der sich die Skelett-Parasiten befanden. »Shedo ist ihre Göttin, ihre Beschützerin, für die sie alles tun. Sie leben in einer anderen Dimension, abgespalten von der unseren etwa wie die Echsenwelt unseres Freundes Reek Norr, der mit seinem Volk ja ebenfalls vor Millionen von Jahren Opfer der Experimentierwut der Ewigen wurde… Die Skelett-Parasiten sind nicht wirklich böse. Sie versuchen nur zu überleben nach dem Motto du oder ich .«
Nicole verzog das Gesicht. »Aber wir können sie doch nicht einfach gewähren lassen«, sagte sie. »Schön, sie holen sich ihre Opfer, und sie werden vielleicht erst in ein paar Jahrhunderten wiederkehren. Theoretisch könnte uns das völlig egal sein. Aber ich wehre mich gegen die Vorstellung, einfach zuzusehen, wie sie jetzt und heute Menschen, lebende, denkende, hoffende, träumende und liebende Menschen einfach auslöschen, um selbst zu überleben. Es muß einen anderen Weg geben. Vielleicht können wir ihnen helfen und die Folgen jenes Experimentes rückgängig machen.«
Zamorra lachte leise. »Hast du auch schon eine dezent in Worte zu kleidende Idee, wie man das bewerkstelligen kann, ohne gleich das ganze Universum aus den Angeln zu heben?«
»Der Behauptung eines gewissen Archimedes zufolge braucht man dazu nur einen festen Punkt im All und einen entsprechend langen Hebel«, sagte Nicole. »Den festen Punkt finden wir, indem wir Shedo befragen. Die Göttin oder ihre Priester, oder was auch immer es in ihrem Volk gibt, wird schon wissen, was damals geschehen ist.«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Shedo hat keine Priester. Ihr Volk ist wohl in der einmaligen Lage, auf diese Vermittler verzichten zu können. Man spricht mit Shedo direkt.«
»Dann sollten wir dieses Volk nicht mit unserem zusammenkommen lassen«, mahnte Doc Markham. »Sonst greift unsere Unsitte über.«
»Unsitte?« fragte Zamorra.
Der Neger, zu dessen Vorfahren Zauberer gehört hatten, grinste. »Nun, wer keine Lust hat, zu arbeiten, aber trotzdem reich werden will, gründet eine Sekte und ernennt sich selbst zum Oberpriester. Er lügt dem Volk vor, nur er könne mit den Göttern reden, und kassiert dafür alles ein, was er kriegen kann, und kringelt sich in seinem Palast, Tempel oder Kirche, wie immer er es dann nennt, vor Lachen! Gelobt sei das Volk, das auf ausbeuterische Mittler dieser Art verzichten kann und die Liebe zu seinen Gottheiten, ob sie nun Allah, Jahwe, Gott, Zeus oder Jupiter oder sonstwie genannt werden, in den eigenen Herzen trägt.«
»Das alles hilft uns nicht weiter«, sagte Zamorra. »Schön, Nicole. Shedo kann uns vielleicht etwas über das Experiment sagen. Damit hätten wir den festen Punkt. Bloß fehlt uns dann der lange Hebel, um jene Welt aus ihren Angeln zu hebeln.«
Nicole strich sich durchs zwischendurch mal wieder blondgefärbte Haar. »Den langen Hebel liefert uns unser
Weitere Kostenlose Bücher