0465 - Das Biest
benötigst?« Ted lachte bitter auf und schüttelte den Kopf. »Du bist verrückt, Mann. Begreifst du das nicht? Himmel, Zamorra das hier ist ein Machtkristall .«
»Das weiß ich«, gab Zamorra trocken zurück.
Ted glitt mit einer Körperdrehung unter Zamorras Hand weg. »Wenn du etwas tun willst, dann sorge dafür, daß wir keine bösen Überraschungen erleben«, verlangte er. »Alles andere mache entweder ich, oder es funktioniert nicht in der gewünschten Form.«
Er hob den Machtkristall. Der Dhyarra 13. Ordnung unterschied sich äußerlich nicht von einem rangniedrigeren Sternenstein. Die wahre Stärke konnte man nur erspüren, nicht sehen.
Ted konzentrierte sich.
Und das Weltentor öffnete sich schneller, als er gedacht hatte. Er brauchte nur einen Bruchteil der Kraft einzusetzen, mit der er gerechnet hatte. Es ging blitzschnell. Die Macht des Sternensteins war groß genug, das Tor blitzartig aufzuschmettern.
Der Reporter lachte auf.
Er war außer Gefahr.
Sein Potential war nicht gesunken! Es war immer noch so intensiv vorhanden wie früher!
Es war sein persönlicher Triumph. In zweierlei Hinsicht. Zum ersten hatte er es trotz seiner Schwäche geradezu spielerisch leicht geschafft, das Tor zu öffnen. Und zum anderen hatte er sich Zamorra zu einem Gefallen verpflichtet.
Obgleich Freundschaftsdienste eigentlich nie eine Gegenleistung erforderten.
Aber da war noch etwas. Etwas, von dem keiner der Beteiligten etwas ahnte. Ted war nicht nur aus eigenem Antrieb oder auf Zamorras Bitte hin nach Baton Rouge gekommen. Er gehorchte einer fremden Lenkung.
In einer seiner Taschen steckte ein abgelöster Fingernagel. Er gehörte der Dämonin Stygia. Sie war zur Fürstin der Finsternis avanciert. Vor einiger Zeit hatte sie Ted einen ihrer Fingernägel gegeben. Als Pfand. Sie hatte ihm gesagt, er könne sie in Form eines voodooähnlichen Zaubers mittels dieses Fingernagels kontrollieren.
Er hatte es geglaubt.
Dabei war es ganz anders.
Stygia kontrollierte ihn . Und niemand ahnte etwas davon. Weder Ted selbst, der diesen Fingernagel aus ihm selbst unerfindlichen Gründen immer bei sich trug - daß Stygia mit unhörbaren Befehlen dafür sorgte, ahnte er nicht -, noch einer seiner Freunde. Selbst Zamorras Amulett sprach nicht auf die schwache und doch so starke Verbindung an. Und sogar in abgeschirmten Bereichen wie innerhalb des von einem weißmagischen und für Dämonen nicht zu betretenden Château Montagne konnte Stygia ihren Vasallen lenken, ohne daß es jemandem auffiel.
Er war ihr Joker.
Die Dämonin war es auch, die hinter Teds Flug steckte. Von sich aus hätte er wahrscheinlich abgelehnt, seinem Freund Zamorra in diesem Punkt zu helfen. Denn er hatte immer noch Schwierigkeiten, sich nach seiner Heilung von dem schwarzen Keim zu orientieren. Nach wie vor hielt er Zamorra für einen Verräter, weil der nicht nur Sid Amos schützte, sondern Ted auch in die Hände seiner Todfeindin Sara Moon gespielt hatte, die schlußendlich für seine Heilung verantwortlich war. Aber Ted kannte sie nicht als Heilerin, sondern als Feindin. Über den Fingernagel hatte Stygia sein Unterscheidungsvermögen erheblich gedämpft; er sah nur noch schwarz und weiß, aber keine Schattierungen mehr.
Wie auch immer - Stygia war neugierig geworden.
Und es paßte ihr sehr gut ins Konzept, daß ihrem Feind Zamorra der Dhyarra-Kristall gestohlen worden war.
Deshalb setzte sie ihr Werkzeug Ted Ewigk ein. Vielleicht konnte Ewigk ihr wieder einmal von Nutzen sein…
Das für sie Wichtigste daran war, daß niemand etwas von dieser Beeinflussung ahnte. Ahnungslos ging Ted Ewigk ans Werk.
Und im nächsten Moment war das Tor offen.
***
Der Skelett-Parasit hielt durch. Er war näher, als er selbst angenommen hatte. Die Aussicht auf einen neuen Wirtskörper mobilisierte letzte Kraftreserven, von denen er selbst nichts geahnt hatte.
Er erreichte den Ort Quinhagak. Er stapfte durch den tiefen Schnee. Er fror, er zitterte, und er war nahe daran, sich einfach fallenzulassen und einfach aufzugeben. Aber da war immer wieder sein Selbsterhaltungstrieb, der ihn vorwärts peitschte, dem Ziel entgegen. Die Göttin hatte ihren Traum gesandt, und wer den Traum empfing, traf die Vorbereitung für die überraschende Übernahme des Opfers.
So zumindest war es bisher immer gewesen.
Der Skelett-Parasit bewegte sich durch Quinhagaks Straßen, vorbei an Häusern, Geländewagen und Motorschlitten. Er sah aus wie ein uralter Mann. Er wunderte sich ein
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