Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0465 - Das Biest

0465 - Das Biest

Titel: 0465 - Das Biest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
daß die einzelnen Knochen sauber zusammenhielten, obgleich sie weder von einer dünnen Haut umspannt noch von Muskelfaser-Resten oder Sehnen zusammengehalten wurden. Unter normalen Umständen hätte es diesen Zusammenhalt überhaupt nicht geben dürfen. Dennoch zerfiel das Skelett nicht in einzelne Knochen und Knöchelchen.
    »Was zum Teufel ist das für eine Lebensform?« knurrte Tendyke. »So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.« Und er war immerhin einiges gewöhnt, sowohl durch seine Lebensdauer als auch durch seine Abstammung…
    Dennoch, dieses Geschöpf wurde ihm unheimlich. Es durfte einfach nicht existieren. Trotzdem war es hier.
    Er trat näher an das sich noch bewegende Skelett heran.
    »Sei vorsichtig«, warnte Uschi, die ihn festzuhalten versuchte. Aber Tendyke trat direkt neben das Etwas, das jetzt keine Anstalten mehr machte, ihn anzugreifen. Je mehr er Zeit fand, nachzudenken und sich die Situation bildhaft vorzustellen, desto mehr wurde ihm auch klar, daß dieses Wesen seinen Körper hatte übernehmen wollen. Seinen eigenen hatte es abgestreift wie andere Leute ihre Kleidung, und es hatte versucht, in Tendyke einzudringen und dessen Skelett hinauszuschieben!
    Was das für eine Bedeutung hatte, was dahinter steckte und daß ausgerechnet Professor Zamorra ihm mehr darüber hätte sagen können, der Mann, dessen Freund Robert Tendyke nicht mehr sein wollte - das ahnte er nicht.
    Die Bewegungen waren immer schwächer geworden. Tendyke sah keine Gefahr mehr darin, direkt neben dem Unheimlichen zu stehen und ihn sogar zu berühren. »Könnt ihr feststellen, ob diese Kreatur etwas denkt?« erkundigte er sich.
    Skelette, die denken können, waren auch für die Peters-Zwillinge neu. Trotzdem bemühte Monica sich, Gedanken aufzufangen.
    Sie erstarrte.
    »Es stirbt«, sagte sie. »Es hat keine Kraft mehr, weiterzuleben. Der abgestreifte Körper ist verbraucht, und deinen, Rob, hat es nicht übernehmen können. Nun stirbt es, weil es keine Kraft mehr hat, einen zweiten Versuch zu unternehmen. Es ist verzweifelt - es kann Shedo keinen Tribut mehr zollen, kann Shedo nicht mehr helfen, zu überleben. Und es kann nicht mehr herausfinden, was mit Shedo wirklich geschehen ist.«
    Tendyke preßte die Lippen zusammen. Wieder dachte er an Julian. War Shedos Welt nicht Julians Traum? Vielleicht war dies ein Versuch Julians gewesen, Kontakt aufzunehmen. Dafür sprach, daß das Skelett Tendykes Körper nicht übernommen hatte. Vielleicht hatte es ihn nur schockieren sollen.
    »Es stirbt, sagst du«, überlegte er. »Aber es darf nicht sterben, ohne uns den Weg zu Julians Traum gezeigt zu haben. Finde heraus, woher es gekommen ist, wo sich das Traumtor befindet«, bat Tendyke. Traumtore, durch die man in Julians durch Traum-Energien zur vorübergehenden Realität gewordene Welten betreten konnte, waren ähnlich wie Weltentore. Sie waren Wege hinaus aus der Wirklichkeit in das Fremde, Außerirdische.
    Die beiden Telepathinnen sahen sich an. Dann beugte sich Uschi über das Knochengerüst und berührte den Schädel mit beiden Händen.
    Die Zwillinge setzten ihre Gabe ein, um den Sterbenden, der aus einer anderen Welt kam, nach dem Weg zu befragen…
    ***
    Shedo, das Biest, spürte, wie es die Kontrolle verlor. Das Sehvermögen der Facettenaugen trübte sich. Die schneidende Hitze aus dem hellen Blitz hatte Ganglien berührt. Gelbbraunes Insektenblut quoll aus dem Loch im Chitinkörper hervor, dessen Ränder verbrannt und angeschmolzen waren. Bestialischer Gestank breitete sich aus.
    Das Biest spürte Zorn in sich, der den Schmerz allmählich überlagerte. Es fühlte sich zu Unrecht angegriffen. Immerhin hatte es doch nur fressen wollen. Und wenn schon brauchbares Futter freiwillig in diese Welt kam, die das Biest seinen Vorstellungen angeglichen hatte, nachdem es mit dem Verschlingen Shedos auch Shedos Para-Potential und damit das Kontrollieren dieses Weltgefüges übernommen hatte, dann war es doch auch das naturgegebene Recht der Bestie, dieses Futter zu fressen und damit dem eigenen Überlebensinstinkt der Nahrungsaufnahme zu folgen!
    Aber eines der anderen Wesen, die ebenfalls als Futter dienen konnten, hatte diese heiße Waffe benutzt. Der mutierte Riesenkäfer hatte in schmerzhaften Zuckungen zurückweichen müssen.
    Shedo, das Biest, wußte plötzlich, daß es sterben würde. Die Wunde ließ sich nicht schließen. Es würde zuviel des dickflüssigen Insektenblutes austreten, daß den Kreislauf

Weitere Kostenlose Bücher