0465 - Heute Engel - morgen Hexe
Allerdings standen in der Halle einige Menschen zusammen und diskutierten über den Hausmeister.
Wir bekamen spitze Ohren. So erfuhren wir, dass er noch mitten in der Nacht verschwunden war.
Eine grauhaarige Frau im braunen Mantel wurde mit Fragen bestürmt.
Es fiel auch ihr Name. Sie wurde mit Mrs. Stockman angeredet. Die Frau war nervös und saugte hastig an einer filterlosen Zigarette. »Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, wo mein Sohn hingeflogen ist. Er rief mich an und sagte mir, dass er verschwinden wollte.«
»Und Sie haben nicht nachgehakt?« fragte ein gelackt aussehender Typ, der elegant angezogen war.
»Ja, aber er lachte nur und erklärte, dass es ihm jetzt besser ginge, viel besser. Dann war das Gespräch unterbrochen.«
»Sie wissen, was das bedeutet, Mrs. Stockman?«
»Klar, mein Sohn ist entlassen.«
»Genau.«
»Sollen wir mit ihr reden?« erkundigte sich Suko.
Ich schüttelte den Kopf. »Eigentlich haben wir genug erfahren. Er ist geflogen, und wir werden auch herausfinden, wohin er sich gewandt hat.«
Ich brauchte Suko nicht zu erklären, was ich vorhatte. Sehr rasch verließen wir das Haus. Über Autotelefon rief ich am Flughafen Heathrow an und ließ mich mit einem mir bekannten leitenden Angestellten verbinden.
»Haben Sie Probleme, John?«
»Ja.«
»Kommen Sie, die lösen wir. Worum genau geht es?«
»Um einen Mann namens Rick Stockman. Er muss irgendwann im Laufe des Vormittags gestartet sein. Ich möchte gern wissen, wohin er geflogen ist. Können Sie das für mich erledigen, Gary?«
»Aber klar. Buchstabieren Sie noch einmal den Namen.«
Danach mussten wir warten. Suko hatte ein skeptisches Gesicht gezogen. Er meinte: »Wie ich diese Clique einschätze, werden sie am Airport ihre Spur verwischt haben. Ich glaube nicht, dass sich Rick Stockman unter seinem richtigen Namen hat eintragen lassen.«
»Warten wir es ab.«
»Zudem ist er ein Vampir. Der muss doch tagsüber in der Dunkelheit hocken und auf die Nacht warten.«
Ich hob die Schultern. »Sieh das nicht so eng. Denk mal um einige Jahre zurück. Da hatten wir die Sache mit den Vampirpillen. Sie erzeugten Blutsauger, die auch tagsüber existieren konnten.«
»Mir sind die alten lieber.«
Ich lachte. »Mir auch.«
Mein Bekannter meldete sich wieder. »John, sind Sie noch an der Strippe?«
»Ja.«
»Wir fanden keinen Stockman auf der Passagierliste. Allerdings einen Rick Burnley.«
»Das ist er!« sagte ich hastig.
»Er bestieg die Frühmaschine nach Glasgow. Dort muss er bereits gelandet sein.«
»Können Sie seine Spur weiter verfolgen, wenn Sie sich mit den Kollegen dort in Verbindung setzen?«
»Ich will es versuchen.«
»Dafür trete ich Ihnen auch mal irgendwohin.«
Er lachte. »Aber nicht so fest.« Dann wurde er wieder ernst. »Es dauert allerdings etwas…«
»Okay, Gary, Sie erreichen mich dann in meinem Büro.«
Es ging mir wieder besser. Diese guten Nachrichten hatten mich regelrecht aufgeputscht.
Glenda empfing uns diesmal nicht mit einem frisch gekochten Kaffee, sondern mit Vorwürfen. »Wo kommt ihr denn her? Hattet ihr keine Lust mehr zu arbeiten?«
»Nein, nicht hier.«
»Wo dann?«
»Ist Sir James da?«
»Ja, er hat schon nach euch gefragt.«
Ich streichelte ihre Wange. »Mach dir keine Sorgen, Mädchen, wir schaffen das schon.«
»Fragt sich nur, was ihr schaffen wollt.«
»Einiges.«
Sir James war nicht sauer. Er sah uns an, dass etwas passiert war. Der Superintendent erhielt einen Bericht und war natürlich dafür, dass wir die Sache weiter verfolgten.
»Haben Sie Ihre Tickets schon bestellt?« fragte er.
»Nein, das machen wir noch.«
»Dann beeilen Sie sich.«
Zunächst einmal musste sich Gary beeilen. Das hatte er auch getan. Wir befanden uns noch bei Sir James, als das Telefon anschlug und Glenda weiter verband.
Ich hörte Garys Stimme. »Manche sagen ja, die Schotten wären geizig, das stimmt nicht. Sie haben in meinem Fall nicht mit Informationen gegeizt.«
»Und wie darf ich das verstehen?«
»Ganz einfach; John. Die Maschine ist in Glasgow gelandet. Von dort aus hat dieser Rick Burnley einen Flug zu den Inseln gebucht.«
»Zu welchen?«
»Den Inneren Hebriden.«
»Und das um diese Zeit«, stöhnte ich.
»Das Wetter dort ist gut. Man kann fliegen. Auf der Insel Quirang gibt es einen Flughafen. Dort verliert sich seine Spur.«
»Sie sind trotzdem klasse, Gary.« Er stöhnte. »Endlich mal jemand, der es einsieht.«
»Wann können wir nach Glasgow
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