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0465 - Heute Engel - morgen Hexe

0465 - Heute Engel - morgen Hexe

Titel: 0465 - Heute Engel - morgen Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entfernt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Können Sie auch nicht schätzen?«
    »Zwanzig Meilen.«
    »In welcher Richtung?«
    »Nordöstlich.«
    »Also zum Festland hin.«
    »So kann man es in etwa sehen.« Der Wirt musterte uns listig. »Weshalb fragen Sie mich immer danach? Interessiert Sie die Nebelinsel so sehr? Wollen Sie dorthin?«
    »Mal sehen.«
    Wir hatten uns als Ölfachleute vorgestellt, jetzt winkte der Wirt ab. »Dort werden Sie bestimmt kein Öl finden. Die Reise können sie sich sparen. Außerdem ist der Nebel so dicht, dass es nahezu lebensgefährlich erscheint, auf die Insel zu fahren.«
    »Mich wundert nur«, sagte ich, »dass sich noch keine Wissenschaftler um dieses Phänomen gekümmert haben. Wenn eine neue Insel entsteht, sind die Leute sofort dabei.«
    »Ja, das glaube ich. Aber vielleicht hat es sich noch nicht herumgesprochen. Das Seebeben wurde wohl registriert, weiter ist aber nichts passiert.«
    »Und die Königin hieß Layana?«
    Auf Sukos Frage fing der Wirt an zu grinsen. »So berichtete es die Legende, Mister. Aber nehmen Sie das nicht für bare Münze.«
    »Haben Sie schon Zeugen kennengelernt, die auf der Insel waren und Layana gesehen haben?«
    »Wo denken Sie hin? Kein Fischer wird die Insel anlaufen. Sie liegt einsam im Wasser.« Das Gesicht des Mannes nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Komisch ist nur, dass sie genau an der gleichen Stelle aus dem Wasser gestiegen sein soll, von der auch die Sage berichtet. Aber das ist nicht mein Bier. Vielleicht finden Sie auf der Insel auch Leute, die Ihnen eine bessere Auskunft geben können. Ebenfalls über die Bewohnerinnen, von denen als Nebelhexen geschrieben wurde.«
    »Was taten die denn genau?«
    »Sie holten sich die Männer und saugten ihnen das Blut aus den Adern.«
    Der Wirt flüsterte, als hätte er Angst, dass andere ihn hören konnten.
    »Dann waren es Vampire.«
    Er nickte mir zu. »Meinetwegen auch das. Sie waren jedenfalls nicht normal.«
    »Kommst du, Ike? Ein Fass ist leer. Du mußt ein neues anstechen.«
    »Ja, sofort.« Der Wirt erhob sich und strich über seinen runden Bauch.
    »Ich muss mich auch mal um die anderen Gäste kümmern. Die Flasche lasse ich bei Ihnen stehen. Wenn Sie noch einen wollen, er ist das beste Schlafmittel.«
    »Danke sehr und vielen Dank.«
    Ike winkte ab. »Wofür? Es hat mir Spaß gemacht, mal mit Fremden über die Dinge zu reden.« Er nickte uns noch einmal zu und ging.
    Die anderen Gäste winkten ihm zu und riefen, dass er sich beeilen sollte, weil sie Durst hatten.
    »Ja, ja, ihr Schluckspechte. Mich trinkt ihr nicht trocken.«
    Suko drehte sein Wasserglas zwischen den Handflächen. »Glaubst du auch an die Insel, John?«
    »Ja. Das ist kein Zufall mehr. Dahinter steckt meiner Ansicht nach eine magische Methode.«
    »Ich bin auf das Eiland gespannt. Hoffentlich finden wir einen, der uns rüberbringt.«
    »Wenn nicht, fahren wir allein.«
    »Dann überlege dir schon mal, was du alles auf eine einsame Insel mitnehmen willst.«
    »Ich habe doch dich.«
    »O ja.« Suko verdrehte die Augen. »Ich will dir ja nichts Böses, aber mir wäre an deiner Stelle eine Nebelhexe lieber…«
    ***
    Wir hatten gut geschlafen und waren am anderen Morgen schon früh auf den Beinen. Als wir aus dem Fenster blickten, konnten wir das Meer nicht sehen. Es lag noch unter einer Dunstschicht. Ich befürchtete schon, dass wir nicht starten konnten, aber das Wetter besserte sich, und auf dem Flughafen zerstreute man unsere letzten Bedenken.
    Wir starteten von einem Nebenfeld, das den kleinen Propeller-Maschinen vorbehalten war.
    Mit uns flogen noch einige Geschäftsleute und Bauarbeiter, die auf der Insel zu tun hatten. In der morgendlichen Kühle standen wir zusammen, redeten kaum, denn jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Hin und wieder unterbrach ein Husten die Stille.
    Die Linienjets flogen so dicht über uns hinweg, dass wir sie fast hätten greifen können.
    Wir warteten noch auf unseren Piloten. Er kam wenig später, grinste uns zu, warf einen Blick in den Himmel und meinte: »Sieht ganz ordentlich aus.«
    Die zweimotorige Piper war innen und außen gut in Schuf. Wir konnten uns die Plätze aussuchen und hockten uns in die Mitte. Das Kunstleder auf den Sitzen war kalt und klamm.
    Eine Viertelstunde später starteten wir. Stewardessen gab es nicht. Wer etwas essen wollte, packte sein Lunchpaket aus. Vier Arbeiter spielten Karten, andere schliefen. Suko und ich aber schauten aus dem Fenster und sahen schon

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