Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0466 - Straße der toten Männer

0466 - Straße der toten Männer

Titel: 0466 - Straße der toten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Milchglasscheibe der Tür war gleichmäßig hell, niemand ging auf die Tür zu, und die Musik der Bar klang nur ganz gedämpft durch die Ventilatorschlitze. Der Betrieb war ruhig, und Phil glaubte es verantworten zu können, sich schnell eine Zigarette anzuzünden.
    Er zog Packung und Feuerzeug aus der Tasche.
    Doch dann gab er seine Absicht wieder auf.
    Über den Prospect Expreßway jagte mit gellenden Sirenen ein Streifenwagen und übertönte für Sekunden alle anderen Geräusdie.
    Wieder war Phils Gefühl richtig. Plötzlich öffnete sich drüben die Tür, und obwohl Phil nur die Silhouette des Mannes sehen konnte, erkannte er seinen Gegner sofort wieder.
    Der andere blieb einen Moment in der Tür stehen und lauschte. Noch immer war die Sirene des Streifenwagens zu hören. Sie entfernte sich und kam dann plötzlich wieder näher. Phil wußte, was das zu bedeuten hatte: Der Streifenwagen war über die Abfahrt an der McDonald Avenue vom Expreßway heruntergekommen und kam jetzt durch die 20. Straße zurück.
    Auch der Fremde vor der Bar mußte das erkannt haben. Unvermittelt startete er.
    Er hatte etwa zwanzig Yard Vorsprung vor Phil, außerdem hatte er den Vorteil für sich, früher gestartet zu sein. Phil blieb nichts anderes übrig, als, entgegen seiner Absicht, ohne Deckung hinter dem Fremden herzulaufen.
    Der Flüchtling war schnell wie eine Katze.
    Phil war noch zehn Yard hinter ihm, als der andere die Mauer des riesigen Greenwood Friedhofes erreichte und sich mit einem unglaublichen Satz hinüber in das Dunkel der Anlagen schwang.
    Mein Freund riß im Laufen seine 38er Smith and Wesson aus der Halfter, sprang die Mauer an, rutschte ab, griff erneut zu und schwang sich hoch. Für eine Sekunde mußte er sich gegen den hellen Himmel abheben.
    Der Gegner nutzte diese Sekunde — sofort bellte aus dem Dunkel ein Schuß.
    Phil spürte den Luftzug des Geschosses, das knapp an ihm vorbeipfiff. Er ließ sich fallen, prallte dabei mit dem Knie gegen, eine Grabumrandung und stieß unwillkürlich einen leisen Schmerzensschrei aus. Damit verriet er sich erneut, und wieder blitzte drüben das Mündungsfeuer auf.
    Phil zweifelte nicht mehr, daß sein Gegner ein eiskalter Killer war. Ohne hastige Bewegung hob Phil seine Waffe und drückte ab.
    »Zu spät…« dachte er, denn er erkannte im gleichen Moment, daß sein Gegner aufgesprungen war.
    Und dann sah er stiebende Funken, begriff, daß sein Projektil einen Grabstein aus hartem Material getroffen haben mußte. »Querschläger…« schoß es Phil durch den Kopf.
    Phil erhob sich.
    »FBI — kommen Sie heraus!« forderte er.
    Der Gegner wimmerte.
    »Ich kann nicht…« verstand Phil.
    »Werfen Sie Ihre Waffe in meine Richtung!«
    Der Gegner gab keine Antwort. Nur ein Zweig knackte, und dann erstarb auch das leise Wimmern.
    Phil bewegte sich vorsichtig auf die Stelle zu, wo sich der Gegner befinden mußte. Phils Augen hatten sich inzwischen an die Lichtverhältnisse des nächtlichen Friedhofs gewöhnt. So sah er gleich die dunkle Gestalt, die reglos neben einem Baum lag. Zögernd bewegte Phil den linken Arm. Die Gestalt blieb reglos.
    Nun konnte Phil jede Vorsicht außer acht lassen. Er trat aus dem schützenden Dunkel hervor und ging auf die reglose Gestalt zu.
    Der Mann lag breitbeinig auf dem Rücken, und eine Hand hatte sich in die Erde einer offenbar frisch geharkten Grabfläche gekrallt.
    Zwischen Kopf und Schulter des reglosen Mannes sah Phil einen dunklen Fleck, der immer größer wurde. Ganz dicht trat der G-man nun heran. Ein weiterer Blick genügte ihm.
    Der Querschläger hatte dem Fremden die Halsschlagader zerfetzt.
    Er war tot.
    ***
    »Schlafen…« dachte Bruno Wastling, als er die Treppe des Hauses emporstieg, in dem er genau vor acht Monaten zum letztenmal gewesen war.
    »Schlafen«, dachte er, denn die Müdigkeit nach einem Tag, der wegen des Zeitunterschiedes zwischen Europa und New York jetzt schon zwei Stunden länger war, als es ein Tag überhaupt sein durfte, nach einem Tag voller Angst und ständiger Nervenproben, einem Tag mit drei Morden, einem Tag…
    Die Gedanken des Verbrechers gingen wirr durcheinander, und die Müdigkeit machte seinen Kopf und seine Glieder bleischwer.
    »Maureen…«, dachte Bruno Wastling, und er hielt sich am Treppengeländer fest. Ein Stockwerk mußte er noch hochsteigen, um vor der Tür des Mädchens Maureen zu stehen.
    Maureen, das wußte er, würde ihn vermutlich nicht gern sehen.
    Wastling lächelte im Dunkel vor sich

Weitere Kostenlose Bücher