0466 - Straße der toten Männer
erleichtert, daß er schon wieder lachen konnte.
»Würdest du dein blödes Theater lassen, so hättest du mich längst erkannt.«
»King Pepper!« rief Scott erstaunt aus.
Bruno Wastling nahm die Hände herunter und drehte sich gleichzeitig um, stand dem alten Kumpanen gegenüber. Er blickte in ein verschlafenes, unrasiertes Gesicht, aus dem ihm die Augen eines Morphinisten entgegenstarrten.
»Ja, King Pepper, Scott. Jetzt heiße ich allerdings Bruno Wastling, das solltest du dir gut merken. King Pepper existiert nicht mehr.«
»Mensch, King«, stammelte Scott ungeachtet der erklärenden Worte Wastlings vor sich hin. »Hast du mir etwas mitgebracht?«
»Nein, Scott — der Laden ist endgültig zu!«
Gerade das war es, was der nunmehrige Bruno Wastling von Anfang an zu vermeiden bestrebt gewesen war. Seine Vergangenheit sollte tot sein.
Es war eine schäbige Vergangenheit. King Pepper — seinen richtigen Namen kannte er selbst kaum noch — war der Chef einer Bande von jungen Verbrechern, die sich mit einer völlig neuen Methode in den Rauschgifthandel eingeschlichen hatten. Sie waren darauf spezialisiert gewesen, in sehr späten Nachtstunden Apotheken aufzusuchen und die in dieser Zeit meist als Alleinkraft diensttuenden Angestellten mit einer Ladung Pfeffer zu blenden, um sie dann zu überwältigen. In der Apotheke wurden dann die unter Verschluß befindlichen Opiate und andere geeignete Medikamente geraubt.
Es war, so hatte Bruno Wastling, alias King Pepper immer gedacht, ein risikoloses Geschäft, sauber, ohne Blutvergießen und ohne das, was die Bande unter Gewaltanwendung verstand.
Bis eines Tages King Pepper in einer halb geöffneten Schublade eines Apothekerschreibtisches Geld gesehen hatte. Die anderen Bandenmitglieder waren bereit? wieder auf der Straße, als King Pepper die Schublade ganz aufzog.
Es waren 8 000 Dollar. Mehr Geld, als die Beute von zehn Überfällen einbringen konnte. King Pepper hatte sich das Geld genommen und sich damit in der Lage gesehen, sich vorerst von seinem Geschäft zurückzuziehen, zumal er inzwischen erfahren hatte, daß die Rauschgiftdiebstähle über kurz oder lang das FBI auf seine Fährte bringen würden. Bis dahin war alles gutgegangen.
500 der 8 000 Dollar hatte King Pepper einem italienischen Seemann geopfert, um an Bord kommen zu können. Das nächste Kapital war sein Auftreten in Europa in der Gestalt eines amerikanischen Touristen. Nach drei Monaten waren die 8 000 Dollar ausgegeben. Aber da war der vom King Pepper zum Bruno Wastling gewandelte Jung-Gangster dank der Freizügigkeit an innereuropäischen Grenzen schon in Old-Germany angekommen.
Ein Taxiraub und später ein Überfall auf die Kassiererin eines US-Kaufhauses in Frankfurt hatten ihn mit weiteren Mitteln versorgt.
Ein zweiter Überfall auf einen Clubkassierer auf einem US-Flugplatz war fehlgeschlagen.
Dafür war eine auf Grund von Zeugenaussagen angefertigte Fahndungszeichnung über die Bildschirme deutscher Fernsehgeräte gegangen.
Unter diesen Umständen hatte Bruno Wastling Heimweh nach New York bekommen, in das Land ohne Meldepflicht, unter Menschen, bei denen man nicht gleich erkannt wurde.
Bruno Wastlings Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück.
»Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?« fragte Scott schon zum zweitenmal.
Wastling hatte nicht vor, seine Europaerlebnisse preiszugeben. Dafür fiel ihm in Sekundenschnelle eine neue Geschichte ein. Ef hätte sich am liebsten selbst dafür beglückwünscht.
»Da war doch damals das Ding in…«
»… Elmhurst«, ergänzte Scott.
»Ja, in Elmhurst!«
»Wo du zehntausend Bucks mitgenommen hast, ohne sie mit uns zu teilen!« sagte Scott scharf, und ganz plötzlich hob der Morphinist wieder seine Pistolenmündung.
»Das ist es ja…« Wastling spürte, wie ihm der Schweiß auf der Stirn ausbrach. Er wußte, wie gefährlich Scott sein konnte, und er wußte, daß er in diesem Moment niemals seinen tödlichen Schlag anbringen konnte.
»Das ist es ja«, setzte er stockend seine Erzählung fort, »ich kam aus dem Laden und lief in die falsche Richtung, genau in die Hände von ein paar dämlichen Plattfüßen!«
»Die Greifer haben dich geschnappt?« fragte Scott mißtrauisch. Der Lauf seiner Pistole zeigte immer noch genau auf Wastlings Stirn.
Wastling nickte wortlos »Mit dem Geld haben sie dich geschnappt?« fragte Scott noch einmal.
»Ja, verdammt — und jetzt tu das Schießeisen herunter, Scott!«
»Davon stand aber gar nichts in
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