0466 - Straße der toten Männer
Frankfurt…«
Ich wußte, was Phil sagen wollte. Der ganze Fall bestand auch jetzt schon aus ungezählten verwirrenden Spuren.
»Phil, vergiß nicht die Blutgruppe AB rh positiv und denke an die Beschreibung, die uns die Assistentin gegeben hat«, erinnerte ich.
Phil nickte.
»Die Chancen stehen 50:50. Wenn der Täter und unser Mann nicht identisch sind, dann 'wird der Fall aussichtslos, sobald wir dieser Spur in der Amsterdam Avenue folgen. Das ist dir hoffentlich klar!«
Und ob mir das klar war!
»Mir wäre es auch lieber, wenn wir einen festen Ansatzpunkt hätten.«
»Den haben wir doch«, murmelte Phil, »wir müssen nur in dem Haus…«
Krachend klatschte seine Handfläche so auf die Schreibtischplatte, daß seine Kaffeetasse hochsprang.
»Was ist denn nun?« fragte ich ihn verwundert.
»Was hat Ernie Brooks in jenem Haus, in dem er erschlagen Wurde, gemacht?«
Ich zuckte die Schultern.
»Vielleicht hat ihn der Unbekannte verfolgt, und er ist dorthin geflüchtet?«
Phil schüttelte den Kopf.
»Ernie Brooks soll mit einer geladenen Pistole in der Tasche in ein Treppenhaus geflüchtet sein?«
Tatsächlich, das war unwahrscheinlich.
»Die Mordkommission der Stadtpolizei, die ja den Fall bearbeitet hat und uns dann das Ergebnis zur Verfügung gestellt hat, hat keinen Hausbewohner gefunden, bei dem sich Brooks befunden hat«, gab ich zu bedenken.
Phil nickte.
Aber dann kam es wie ein Blitzlicht.
»Phil!« brüllte ich.
Er ließ erschrocken seinen Kaffeelöffel fallen.
»Phil - Brooks hat dich doch durch diesen…«
»John Curby!« half mir Phil auf den Namen.
»… Curby umbringen lassen wollen. Curby war in der 30. Straße der Meinung, dich erwischt zu haben. Er benachrichtigte offenbar sofort seinen Auftraggeber, also Ernie Brooks, davon, denn Brooks rief mich ja dann hier an. Curby hat also gewußt, wo Brooks zu erreichen war. Das war zu einem Zeitpunkt, der recht nahe an seiner Todesstunde lag. Du aber hast Curby verfolgt und hast gesehen, daß er in der Sixth Avenue von Brooklyn in einer Bar verschwunden ist. Als er dort herauskam, hast du ihn bis auf den Friedhof verfolgt, und dort hat ihn dann der Querschläger erwischt. Zwischen dem Schuß auf dich in der Dreißigsten und seinem Ende auf dem Friedhof gab es nur eine einzige Stelle, von wo aus er telefonieren konnte. Oder?«
Phil strahlte wie ein Kronleuchter.
»Mensch, Jerry!« sagte er. »Jezt haben wir den Faden wieder! Natürlich, Curby ist von der Dreißigsten ohne Aufenthalt in die Bar gerannt und anschließend wieder ohne Aufenthalt in sein Verhängnis!«
Wieder mußte unser Kaffee kalt werden.
Schon wenige Minuten nach dem Blitzlicht, das mir aufgeflammt war, rasten wir im Jaguar mit vollem Konzert und rotierendem Rotlicht durch den Brooklyn-Batterie-Tunnel.
Es war zwar um diese Stunde eine Quälerei, aber wir durften keine Minute verlieren. .
Am Tunnelausgang, an der verwirrenden Verkehrsanlage bei Brooklyn Queens, gerieten wir auch prompt in eine unentwirrbare Verkehrsstauung.
Ich fuhr mit heulender Sirene kurzerhand auf den Mittelstreifen und tastete mich zollweise vorwärts. Vorn war ein schwerer Unfall, aber jenseits der Unfallstelle war die Straße völlig leer.
Für eine Minute konnte ich den Jaguar voll ausfahren, dann gerieten wir wieder in den Fahrzeugstrom, der aus dem Norden kam. Trotz Rotlicht und Sirene ging es im Schneckentempo über den Gowanus Expreßway, aber auf dem Prospect ging es wieder etwas besser. Endlich waren wir an der Ausfahrt zur Sechsten Avenue.
Das Licht an der kleinen Bar brannte schon. Wir brauchten den Besitzer nicht zu suchen.
Er stand hemdsärmelig hinter der Theke und füllte gerade das Whiskyglas für den bislang einzigen Gast.
»Guten Abend, Gents«, sagte der Hemdsärmelige, »nehmen Sie Platz, Sie haben noch die Auswahl. Die Show beginnt in fünf Minuten. Die Girls ziehen sich um…«
»Die Show beginnt sofort«, sagte ich und legte mein Etui mit dem blaugoldenen Stern auf die Theke.
Der Mann hinter der Theke wurde bleich.
»Die Mädchen sind alle volljährig und…«
»Interessiert uns vorläufig nicht«, sagte Phil. »Letzte Nacht, kurz vor Feierabend war hier ein Mann…«
Er beschrieb den inzwischen dahingeschiedenen John Curby.
Der Barbesitzer nickte.
»Das war doch kurz vor der Schieße-, rei drüben auf dem Friedhof?« fragte er.
»Genau«, sagte ich, »und dieser Mann, der bei Ihnen telefonierte, war einer der Beteiligten an der Schießerei. Seitdem ist er
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