0466 - Straße der toten Männer
New Yorker FBI-Motorpool unersetzlich wären, würde ich Sie zum Special-Agenten vorschlagen. Das stimmt genau, was Sie da eben gesagt haben. Woher wissen Sie das?« Joe Ostroczewski labte sich an meinem Erstaunen. »Ganz einfach«, sagte er, »das erzählt mir alles Ihr patschender Vergaser. Wissen Sie, auch im besten Benzin sind immer Spuren von Wasser. Es braucht Ihnen ja nur beim Tanken mal ein Regentropfen in den Tankstutzen zu fallen — schon ist es passiert. Diese Spuren von Wasser sind schwerer als das Benzin. Sie sinken also im Tank ganz nach…«
Mitten in Joes Vorlesung über das Innenleben eines Benzintanks schrillte das Telefon.
»Moment, Sir…«, sagte Joe und ging zum Apparat. Dann drehte er sich zu mir um: »Für Sie!«
Der Chef war am Apparat: »Jerry, nun können Sie sehen, wie gut auch mal eine Niederlage sein kann. Dadurch, daß Ihr Erlebnis von vorhin hier allen Leuten Gesprächsstoff bietet, ist auch Ernie Brooks zu einer wichtigen Persönlichkeit geworden.«
»Na ja…«, sagte ich, denn ich wußte noch nicht, was der Chef auf dem Herzen hatte.
»Gar nicht neugierig?« fragte er. »Haben Sie ihn etwa schon?«
»Jerry, unsere Zentrale hat eben eine Fahndungsmeldung der Stadtpolizei mitgehört und mitgeschrieben. Im Crotona Park, unmittelbar gegenüber der Einhundertvierundsiebzigsten, etwas nördlich des Kinderspielplatzes an der Fulton Avenue, ist vor einer halben Stunde ein Mann erschossen worden. Die City Police hat von einem Kindermädchen eine Personenbeschreibung des vermutlichen Täters bekommen. Demnach könnte Ernie Brooks der Mörder sein. Ich stelle Ihnen anheim, sich mit der Stadtpolizei zu unterhalten. Der Erschossene hatte einen Presseausweis in der Tasche. Ronny Clark vom ›Midnight Star‹. Sonst nichts weiter.«
»Danke, genügt«, sagte ich, denn ich hatte bereits das Telefonbuch in der Hand. Nach kurzem Suchen fand ich den »Midnight Star«. Die Redaktion des kleinen Blattes lag im nördlichsten Harlem, unweit des Meyer Square und Wenige Schritte vom Highbridge Park entfernt.
Joe ließ den Motor meines Jaguar aufheulen. Es war ein satter und gesunder Ton, der mir wohl tat.
Joe hatte den Jaguar einwandfrei in Ordnung gebracht. Ich merkte es, als ich mir mit Rotlicht auf dem Highway, entlang des East River, meinen Weg nach Norden bahnte, auf den Harlem River Drive überwechselte und im Gewirr der Tunnels an der 179. Straße wieder in Gegenrichtung gelangte. Ich fand einen Parkplatz für den Jaguar.
Die Redaktion des »Midnight Star« befand sich im Hinterhof einer der riesigen Mietskasernen. In der dunklen Hofeinfahrt roch es penetrant nach irgendeinem fetten Essen, und im Hof sprang, als ich aus der Einfahrt kam, eine Katze von dem niedrigen Dach eines Holzschuppens.
Mich interessierte, wo in dieser trostlosen Umgebung eine Zeitungsredaktion ihre Bleibe haben sollte.
Endlich entdeckte ich im Halbdunkel einige Fensterscheiben, deren untere Hälfte heller gestrichen war. Ich ging näher und sah dann auch die kaum noch leserlichen Worte: »Midnight Star — die atemberaubende Harlem-Zeitung«. Atemberaubend war das Unternehmen in der Tat.
Jetzt, unmittelbar vor dem Fenster, hörte ich auch ein Geräusch, das von einer Druckmaschine herrühren konnte.
In einer weiteren Durchfahrt mußte sich der Eingang zu dem atemberaubenden Verlagshaus befinden. Ich fand eine Tür ohne Aufschrift. Die Klinke gab meinem Druck nach, aber die Tür öffnete sich nicht. In der Dunkelheit ging ich ein paar Schritte weiter.
Endlich hatte ich den Eingang zu dem Mitternachtsblatt gefunden.
»…dnight — ar — Edit…« war gerade noch zu lesen. Mir genügte es.
Ich klopfte. Nichts rührte sich. Entschlossen griff ich zur Türklinke.
Knarrend öffnete sich die Tür. Mit einem Schritt stand ich in einem zwar beleuchteten, aber dennoch nicht als hell zu bezeichnenden Raum. Mir gegenüber stand ein schäbiger, unaufgeräumter Schreibtisch. Eine Tischlampe ehrwürdigen Alters spendete soviel Licht, daß ich eben noch erkennen konnte, daß die Schreibmaschine in der Mitte des Tisches aus den ersten Tagen der Erfindung dieses nützlichen Geräts stammen mußte.
Ich dachte gerade darüber nach, daß die so plötzlich beendete journalistische Karriere des im Crotona Park erschossenen Ronny Clark nicht besonders vielversprechend gewesen sein konnte.
Dann wurde meine Denkfähigkeit für, andere Dinge in Anspruch genommen.
Ich spürte einen harten Druck im Rücken und hörte eine fast
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