0467 - Der Killer schickte rote Rosen
was passiert war. Er war so außer sich, daß er sich dabei mehrmals verhaspelte. Dabei blieb ihm aber die Genugtuung, daß die Gesichter seiner Komplicen ebenfalls zusehends länger wurden.
Fletcher faßte sich als erster wieder. Zuerst einmal strich er das auf dem Tisch liegende Pokergeld ein. Hound bemerkte das gar nicht, und Leone sagte nichts dazu. Er wollte den jetzt möglicherweise tödlichen Krach vermeiden.
»Umbringen!« fauchte Fletcher. »Den Kerl bringen wir um! Auf der Stelle!«
»Wir kennen ihn ja überhaupt nicht«, gab Leone zu bedenken.
»Dann müssen wir ihn eben kennenlernen!«
»Und wie?« fragte Hound, der sich langsam von seiner Verblüffung erholt hatte.
»Idiot«, sagte Leone geringschätzig. Er hatte inzwischen den Plan seines Mitarbeiters Fletcher durchschaut und war nicht gewillt, sich seinen Posten als Boß streitig machen zu lassen. »Wir werden natürlich sagen, daß wir gern für ihn arbeiten. Dann lernen wir ihn kennen. Und dann…«
»Peng!« sagte Fletcher. »Kugel in den Kopf, und das freche Maul hat große Pause!«
»Gut! Sehr gut!« lobte Hound und schlug sich vergnügt lachend auf die Schenkel. Er schien den Plan geradezu überwältigend zu finden.
»Jetzt hör schon auf«, sagte schließlich Leone. Er ärgerte sich offenbar über den Erfolg, den Fletcher mit seinem primitiven Plan bei dem dritten Mann der Bande erzielt hatte.
In das abebbende Lachen Hounds schrillte wieder die Telefonklingel.
»Nicht so schnell!« mahnte Fletcher.
Leone hörte auf diesen Rat und ließ es einige Male schellen. Dann erst nahm er gemächlich den Hörer ab.
»Hallo, wer dort?« fragte er.
»Haben Sie sich meinen Vorschlag überlegt?«
»Ach, Sie!« Leone spielte den Überraschten. »Beinahe hätte ich Sie ganz vergessen, wir spielen, nämlich gerade eine kleine Partie Poker.«
»Reden Sie keinen Blödsinn, sondern geben Sie mir Antwort, Leone!« klang die dunkle Stimme drohend aus dem Hörer.
»Wir können es ja mal miteinander versuchen«, schlug Leone vor.
»Ich habe es nicht anders erwartet«, antwortete der Unbekannte. »Sie bekommen sofort Ihren ersten Auftrag. Ich schicke Ihnen jetzt 100 Dollar…«
»Haha!« lachte Leone. »Ein guter Witz! Einhundert Dollar. Sollen wir uns Bonbons dafür kaufen?«
Der Gesprächspartner ließ sich nicht beirren.
»… und Sie besorgen ein Rosenbukett. Rote Rosen!«
»Total verrückt!« sagte Leone halblaut zu seinen Kumpanen.
»Kostenpunkt etwa 25 Dollar. Sie bekommen dann von mir Bescheid, wann und wo die roten Rosen niedergelegt werden. Wenn Sie diesen Auftrag ausgeführt haben, erhalten Sie 10 000 Dollar. Ist das klar?«
»Das ist das blödeste Geschäft, das mir je vorgeschlagen wurde. Außerdem will ich wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
»Zehntausend Dollar sind kein blödes Geschäft, und mit wem Sie es zu tun haben, kann Ihnen völlig gleich sein.«
Die dunkle Stimme hatte zuletzt sehr hart geklungen. Leone begriff plötzlich, daß er einen Gegenspieler vor sich hatte, mit dem nicht zu spaßen war.
So trat er die Flucht nach vorn an. »Endgültig kann ich mich erst entscheiden, wenn die 100 Dollar da sind, Mister!«
Die Antwort traf ihn wie eine kalte Brause. »Sie sind bereits bei Ihnen. Schauen Sie mal in Ihren halbverrosteten Briefkasten.«
Ohne zu antworten, warf Leone den Hörer auf den kleinen Tisch und rannte hinaus. Sekunden später kam er zurück.
In der Hand hielt er einen nagelneuen Hundertdollarschein.
»Das… das ist ja…« murmelte er fassungslos.
Er griff wieder zum Hörer.
»Hallo, Mister!«
Ein paar Pulsschläge lang wartete er auf Antwort, ehe er begriff, daß der fremde Teilnehmer längst eingehängt hatte.
»Was nun?« fragte Fletcher, der das Vorgefallene kapiert hatte.
»Jetzt kaufen wir rote Rosen!« entschied Leone.
***
Beinahe hätte es schon wieder einen Zusammenstoß gegeben. Phil kam mit seinem Dienstwagen ’von links und wollte in den Hof unseres Distriktgebäudes einfahren. Ich kam von rechts. Mit der gleichen Absicht.
Dann erinnerte er sich an die Verkehrsregeln und überließ mir die Vorfahrt.
Im Hof hielten wir nebeneinander.
»Kannst du nicht wenigstens mit der Zerstörung anderer Autos so lange warten, bis ich weiß, ob mein Jaguar noch einmal zu gebrauchen sein wird?« fragte ich ihn.
»Er wird!« sagte Phil. »Da du dich nicht um ihn kümmerst, habe ich heute früh die Werkstatt angerufen. Er ist bereits optisch vermessen. Das Chassis ist nicht verzogen. Reiner
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