0467 - Der Killer schickte rote Rosen
zeigte an, daß sie schreibbereit war. Vor ihr flammte die grüne Kontrollampe eines ankommenden Anrufs auf. Schnell legte sie einen Schalter um. Der Anrufer bekam jetzt automatisch Bescheid, er möge warten.
»Mr. Wilkinson«, meldete sich die Stimme des TWA-Girls wieder.
»Ja?«
»Der Rechtsanwalt von Miß Notury läßt Ihnen ausrichten, Sie möchten mit der nächsterreichbaren Maschine nach Miami kommen und von dort nach Miami Beach fahren. Die Adresse sei Ihnen bekannt,«
»Ist das alles?«
»Jawohl, Mr. Wilkinson, das ist alles. Wollen Sie gleich einen Platz buchen?« Butcher war sich einen Moment unschlüssig. Ihm war die Adresse nicht bekannt, und Wilkinson hatte sie in seinem Bericht auch nicht erwähnt. Er mußte also warten, bis sich Wilkinson meldete.
»Nein, danke, Miß — ich muß erst meine Termine abstimmen. Ich rufe Sie wieder an. Wie sind die Aussichten hinsichtlich der Buchung?«
»In allen Verbindungen werden Sie sofort einen Platz bekommen können, Mr. Wilkinson«, klang es zurück.
Butcher dankte und legte auf.
»Wenn Wilkinson anruft, erwähnen Sie nichts von dieser Angelegenheit, sondern geben ihn unmittelbar zu mir.«
»Klar, Mr. Butcher«, bestätigte Evelyn Bottersack.
Der Chef vom Dienst verabschiedete sich von ihr. Er war schon fast aus der Tür, als er sich noch einmal umdrehte.
»Wenn irgend jemand vom FBI eine Frage stellen sollte, gilt das gleiche! Nur zu mir durchstellen!«
***
Es war empfindlich kalt, und ich zog mir unwillkürlich den Mantelkragen zu. Den Unbekannten, der vor mir auf der Bahre lag mit einem Nummernschild am Fuß, störte das nicht mehr.
Ich schaute ihm kurz in das Gesicht. Es war mir unbekannt, zumal es entstellt schien, merkwürdig gedunsen oder auch verschwollen.
»Sind das auch Verletzungen, im Gesicht?«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich kann es' zwar nicht mit Bestimmtheit sagen, aber es scheint mir nicht so. Eher wäre anzunehmen, daß der Mann mißhandelt wurde. Die ganze Form der Schwellungen läßt eher auf Schlageinwirkungen als auf die spezifischen Verletzungen des Überfahrenwerdens schließen. Etwas anderes ist es am Körper. Alle Quetschungen und Brüche weisen darauf hin, daß ein schweres Fahrzeug über ihn gerollt ist.«
»Todesursache?«
»Na, bei den Verletzungen erscheint mir das klar. Sämtliche Bauchorgane müssen ja mehr oder weniger zerstört sein. Morgen kann ich es Ihnen genau sagen. Aber ich bin mir jetzt schon sicher. Er hat noch geredet, sagen Sie?«
»Nach Zeugenaussagen hat er noch geredet, beziehungsweise ein paar Satzfetzen geflüstert.«
»Erstaunlich«, sagte Dr. Hersh.
»Mag sein. Aber der Polizeibeamte und zwei Krankenpfleger waren dabei, als ein Arzt ihn untersuchte und dabei die ganz leisen Worte verstehen konnte,«
»Wer war denn der Arzt?« fragte Dr. Hersh interessiert.
»Dr. Spyler. Er kam zufällig an der Unfallstelle, beziehungsweise dem Tatort, vorbei.«
»Ach, Spyler«, sagte Dr. Hersh mit einem spitzen Unterton.
Spyler hatte offenbar doch recht mit seiner Befürchtung, daß ihn seine zufällige Beteiligung an dieser Sache erneut in Schwierigkeiten bringen könnte.
»Was halten Sie von ihm?« fragte ich Dr. Hersh, als wir zurückgingen.
»Er ist ein sehr wohlhabender Arzt, Mr. Cotton. Genügt Ihnen diese Auskunft?«
»Ja, sie genügt mir. Aber sollte man ihm nicht eine Chance lassen?«
Dr. Hersh lachte leise vor Sich hin. Von den kahlen Wänden des Schauhauses klang sein leises Lachen merkwürdig laut und hohl zurück.
Mich fröstelte noch mehr als vorher. »Spyler hat offenbar viele Chancen, und er nutzt sie auch. Nein, Mr. Cotton — ganz offen, ich halte nichts von ihm. Ein Frauenarzt, der sich als Playboy gibt, ist für mich und viele andere seiner Standes- und Berufskollegen kein ernst zu nehmender Arzt. Modearzt, ja. Vielleicht gehört es für manche Damen zum sogenannten guten Ton, bei Dr. Spyler in Behandlung zu sein. Geschmacksache.«
Hart fiel die Eisentür hinter uns zu. Jetzt hatten wir wieder Tageslicht. Mit dem Zuschlägen der Tür war auch das Thema erledigt.
»Ist der Unbekannte von der City Police schon erkennungsdienstlich behandelt?« fragte ich.
»Ja, heute morgen. Seine Sachen liegen noch hier bei der Verwaltung. Wollen Sie sie sehen?«
»Selbstverständlich!«
Obwohl das nicht zu Dr. Hershs Obliegenheiten gehörte, führte er mich zu einem großen Schrank mit vielen kleinen Türen. An eine davon war mit; Kreide die gleiche Nummer geschrieben, die auf dem
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