0468 - Ich gegen die Terror-Gang
außerordentlich passend. Er konnte mit den Fingerspitzen das vordere, hartkantige Ende des Daches fassen und sich mit seinen. Schuhen am hinteren' Ende festhaken.
Aber schon nach kurzer Zeit erinnerte ihn seine Lage an eine mittelalterliche Folterkammer. Er fühlte sich wie auf einer Streckmaschine.
Der Chevy schwankte und ruckte um die Kurven. Phil mußte seine ganzen Kräfte aufbieten, um nicht vom Dach geschleudert zu werden.
Er sah die Polizeisperre, die Lieutenant Easton aufgebaut hatte, und winkte mit der Hand.
Easton begriff sofort, und der Chevy schoß, ohne abgestoppt zu werden, in Richtung New York.
Auch nachdem Sie die Absperrung passiert hatten, dachte Gynor nicht im geringsten daran, die Geschwindigkeit herabzusetzen.
Auf der Straße lag eine dünne Staubschicht, die durch den schnell fahrenden Wagen auf gewirbelt wurde. Phils Kehle glich bald einem Müllschlucker. Es würgte in seinem Magen, und er keuchte wie eine altersschwache Dampfmaschine. Am liebsten hätte er das Dach losgelassen und sich zur Seite geworfen. Aber er wußte, daß er jetzt nicht mehr aufgeben durfte. Er biß die Zähne zusammen und versuchte, die mörderische Fahrt irgendwie zu ertragen.
Nach geraumer Zeit gelang es ihm endlich, sich den außergewöhnlichen Erfordernissen seiner seltsamen Lage anzupassen. Zumindest fühlte er sich mittlerweile sicher genug, einen Blick in das Innere des Wagens zu werfen.
Allem Anschein nach war der Millionär bewußtlos. Gynor steuerte den Wagen mit verzweifelter Hast.
Er hielt nicht direkt auf New York zu, sondern raste über die Küstenstraße zum Hafenviertel. Schließlich bog der Wagen in die breite Toreinfahrt einer Bootswerft ein.
Phil sah das graue Steinungetüm eines Tores vor sich. Die Scheinwerfer des Wagens fraßen einen hellen Lichtkegel in das Dunkel. Die Tür zum Innenhof öffnete sich. Der Wagen rollte langsam an. Diesen Augenblick benutzte Phil, um abzuspringen. Er wußte, daß seine Chancen im Hof weitaus schlechter waren, als auf der kleinen Hafengasse.
Der Wagen hatte kaum die Toröffnung passiert, als Phil sich auf die Mauer schwang, die das Werftgelände von der Außenwelt abgrenzte.
Im Schutze der Dunkelheit sah Phil, wie Gynör mit Hilfe eines anderen Gangsters den verwundeten Versicherungsbesitzer aus dem Wagen schleppte und zum Haus trug.
Phil hatte genug gesehen. Er sprang wieder von der Mauer. Nur wenige Schritte lief er bis zur nächsten Telefonzelle.
Sein Centstück war gerade gefallen, als Phil schon die Nummer drehte.
Es war LE 5-7700, die Nummer des FBI-Distrikts New York…
***
Der Schmerzensschrei hallte noch von den Kellerwänden zurück, als ich die Stromzufuhr abstellte und mit einem Ruck die Tür unseres Gefängnisses aufriß.
Die bewußtlose Gestalt des Gorillas, der mich vor wenigen Stunden zusammengeschlagen hatte, landete in meinen Armen.
Ich ließ ihn zu Boden gleiten und suchte seine Taschen ab. Beim zweiten Griff spürte ich schon den Kolben meiner vertrauten Smith and Wesson in der Hand.
Gleichzeitig wurde auch Rochville junior mobil.
Er eilte an mir vorbei durch die Tür und raste mit einer Schnelligkeit die steinerne Treppe hoch, die ich seinem schmächtigen Körper nie zugetraut hätte.
Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. So schnell ich konnte, sprang ich ihm nach.
Plötzlich hörte ich ein lautes Nein.
Ich blickte auf und hätte am liebsten geflucht.
Ich starrte auf den mattschimmernden Lauf einer Maschinenpistole.
Die Waffe in meiner eigenen Hand war nutzlos, denn Rochville stand in meiner Schußrichtung.
»Wollen Sie die Waffe fallen lassen, oder soll ich dieses Bürschchen hier erst abknallen, Cotton?« fragte mich eine frostige Stimme.
Ich zuckte müde mit den Schultern. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Schließlich durfte ich den jungen Rochville nicht in Gefahr bringen.
Leise polternd stürzte die Smith and Wesson zu Boden. Sie rutschte die Treppe hinab und schlug irgendwo im langen Kellergang dumpf auf.
Der junge Rochville wandte sich mir mit zorngerötetem Gesicht zu.
»Sie sind einfach unmöglich, Cotton. Wissen Sie, daß sich ein G-man nichts von einem Gangster gefallen lassen darf? Ich werde mich über Sie bei Ihrem Vorgesetzten beschweren«, keifte er.
In diesem Augenblick war ich wirklich sprachlos.
***
Phil bekam sofort eine Verbindung mit Mr. High. In kurzen Worten berichtete er unserem Chef die letzten Ereignisse.
»Ich gebe sofort Großalarm«, sagte Mr. High.
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