0469 - Bumerang mit langen Wimpern
annehmen, daß er es war. Er fordert einhunderttausend Dollar Lösegeld.«
»Bis wann?«
»Das hat er nicht gesagt. Er gab mir keine Gelegenheit, Fragen zu stellen. Er erteilte mir nur den Befehl, das Geld aufzutreiben und in kleinen Scheinen zur Auslieferung bereitzuhalten.«
Phil warf mir einen kurzen Blick zu. Ich verstand, was er meinte. Jede Entführung löst automatisch eine Reihe von Gegenmaßnahmen aus. Dazu gehört die Telefonüberwachung, der Rogers zugestimmt hatte. Der Anruf, von dem Rogers sprach, befand sich demnach schon auf dem angeschlossenen Magnetophonband.
»In gewisser Hinsicht bedaure ich, daß Howard über meinen Kopf hinweg die Polizei einschaltete«, sagte Rogers. Er sprach langsam. »Es wäre mir lieber gewesen, die Sache privat zu bereinigen.«
»Sie wollen die Forderung der Gangster erfüllen?«
»Ich werde alles tun, um Janet zurückzubekommen«, versicherte er.
»Wie stellen Sie sich das vor?« fragte Phil.
Er runzelte die Augenbrauen. »Ich weiß ziemlich genau, was Sie denken. Die Erfahrung lehrt, daß es ziemlich töricht ist, den Versprechungen skrupelloser Verbrecher zu trauen. Ein Kidnapper ist zu allem fähig. Er interessiert sich nicht für das Opfer, er will nur das Lösegeld. Ich weiß, daß sich meine Tochter in einer tödlichen Gefahr befindet. Trotzdem, oder gerade deshalb, sehe ich nur den Weg, die Forderung der Entführer zu erfüllen. Wenn Janet erst wieder zu Hause ist, können Sie noch immer versuchen, die Verbrecher zu fassen. Aber ich muß Sie warnen! Begehen Sie jetzt keine Fehler. Treiben Sie die Entführer zu keiner Kurzschlußreaktion! Ich mache Sie für Janets Wohlergehen verantwortlich, meine Herren!«
»Sind Sie in der Lage, die geforderte Summe zu zahlen?« fragte ich.
»Nicht phne weiteres, fürchte ich«, erwiderte Rogers. »Ich werde wohl oder übel die Mittel angreifen müssen, die ich aus meiner Privatschatulle zur Durchsetzung der Wahlziele bereitgelegt hatte. Diese Aktion wird meine Gewinnaussichten entscheidend begrenzen. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Es kommt nur darauf an, Janet vor Schaden zu bewahren.«
»Ist Ihnen bekannt, iß Westmore für Charly Fordham arbw ete?« fragte ich.
»Nein.«
»Aber Sie kennen Fordham?«
»Ich weiß, daß er ein Mann mit miserablem Ruf ist«, erwiderte Rogers. »Ein Krebsgeschwür an unserer fortschrittlichen Gesellschaftsordnung. In meinen Wahlreden habe ich diesen verbrecherischen Elementen den Kampf angesagt!«
»Haben Sie bei einer dieser Gelegenheiten Fordhams Namen genannt?« fragte Phil.
Rogers lächelte schwach. »Nein, nein, ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Sie halten es für denkbar, daß Janets Entführung ein Racheakt der verärgerten Unterwelt gewesen sein könnte. Das bezweifle ich. Ich halte es sogar für ausgeschlossen. Erstens ist keineswegs sicher, ob ich eine Chance habe, zum Gouverneur gewählt zu werden, und zweitens weiß jedes Kind, daß Wahlreden Übertreibungen enthalten.«
»Welchen Beruf üben Sie aus, Mr. Rogers?« fragte ich.
»Ich widme mich ausschließlich der Politik. Mein Vermögen erlaubt es mir, auf geschäftliche Transaktionen zu verzichten.«
»Handelt es sich um ererbtes Vermögen?« wollte Phil wissen.
»Ja, zum Teil.«
»Haben Sie Feinde?«
»Wer hat die nicht?« fragte Rogers. »Aber bitte, zersplittern Sie sich nicht, meine Herren. Janet wurde nicht entführt, um mir weh zu tun. Sie wurde entführt, weil man mich für einen reichen Mann hält, der ohne großes Zögern das geforderte Lösegeld zahlen wird.«
Wir stellten noch einige Fragen, dann verabschiedeten wir uns und gingen.
»Welchen Eindruck hast du von ihm?« fragte mich Phil, als wir in meinem Jaguar saßen und zurück zum Office fuhren.
»Schwer zu sagen. Er ist gewandt und clever, aber er gehört nicht zu den Menschen, die ihre wahren Gefühle zur Schau stellen. Fest steht, daß uns der Besuch keinen Schritt weitergebracht hat.«
»Warum hat man Westmores Wohnung hochgehen lassen?« fragte Phil plötzlich.
»Ich vermute, daß Fordham dahintersteckt. Als er entdeckte, daß Westmore nicht mehr im Rennen ist, wollte er sicher gehen. Wahrscheinlich befürchtete er, daß sich in Westmores Wohnung das eine oder andere Dokument befinden könnte, das Hinweise auf Westmores Tätigkeit für Fordham gestatten würde. Fordham schickte also jemanden los, der die Wohnung in die Luft sprengen sollte. Irgendwie muß dabei etwas mit dem Zünder schiefgegangen sein. Jedenfalls flog Fordhams
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