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0469 - Bumerang mit langen Wimpern

0469 - Bumerang mit langen Wimpern

Titel: 0469 - Bumerang mit langen Wimpern Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verbindung zu Dotty nicht publik werden zu lassen! Ganz bestimmt wäre ich heute, an Westmores Todestag, nicht auf die Idee gekommen, mich mit Dotty zu treffen. Das sehen Sie doch hoffentlich ein?«
    Rogers setzte sich wieder. »Ich…« Er wurde unterbrochen. Jemand riß die Tür auf. »Wo ist Miß Weston?« stieß der Mann hervor, der den Kopf in die Garderobe steckte. Er hatte eine Halbglatze und trug eine randlose Brille. Sein Gesicht sah blaß und erschreckt aus.
    »Sie hat ihren Auftritt«, informierte ich ihn.
    Er schluckte. »Um Himmels willen!« murmelte er. »Dann ist es vielleicht schon zu spät!«
    Durch die Wände hörte man den Applaus. Dann ertönte der dumpfe Rhythmus der kleinen Kapelle. Der Mann wollte davonlaufen. Phil hielt ihn am Ärmel fest. »He, was ist los?«
    »Halten Sie mich nicht auf!« keuchte der Mann. »Ich muß Dotty warnen. Man will sie töten!«
    ***
    Rogers riß uns fast um. »Wer will sie töten?« fragte er keuchend. »Wer?« Der Bebrillte sah Rogers an, als hätte er einen Verrückten vor sich. Dann zuckte er die Achseln. Er trug den blauen Overall eines Bühnenarbeiters. »Keine Ahnung, Sir! Jemand hat angerufen. Gerade eben! Anonym. Ein Mann. Er behauptete, jemand wollte Dotty umbringen. Ich will sie warnen.« Er riß sich los. Wir stürmten hinter ihm her. Der Zugang zu der kleinen Bühne war durch einen Vorhang abgetrennt. Der Vorhang war nur halb geschlossen. Dotty Weston stand im Spotlight, lächelnd und selbstsicher, eine Hand ans Mikrophon gelegt. Ihr rotblondes Haar schimmerte metallisch.
    Sie begann zu singen. Der Hit hatte Rhythmus und Melodie. Dotty war eine hervorragende Interpretin. Ihre rauchige Stimme kam auf Anhieb an.
    Ich fragte mich, ob sie bereits wußte, was Westmore zugestoßen war. War sie eine Künstlerin mit ungewöhnlicher Selbstdisziplin, oder war ihr Inneres so leer und kalt wie eine Polarlandschaft?
    Wir konnten nicht gut die im Scheinwerferlicht liegende Bühne überqueren. Der Mann im Overall begriff das sofort. »Ich bleibe hier«, flüsterte er. »Sie gehen am besten durch den Vordereingang ins Lokal!«
    Phil zwinkerte mir zu. Ich verstand, was er meinte. Offenbar hielt er es für sicherer, an diesem Platz zu bleiben. Schließlich war keineswegs sicher, daß der Mann im Overall tatsächlich zur Belegschaft gehörte.
    Ich brauchte keine halbe Minute, um den kleinen Vorraum zu erreichen. Und dann stand ich im Lokal. Da nur die Bühne angestrahlt wurde, hatten meine Augen einige Mühe, die Einzelheiten des abgedunkelten Zuschauerraums zu erkennen.
    Der richtige Betrieb hatte noch nicht eingesetzt. Das Lokal war bestenfalls zu zwei Dritteln gefüllt. Das Publikum starrte fasziniert zur Bühne hinauf, die eigentlich nur ein Podium war, besetzt mit einem Musiker-Quartett und der singenden, swingenden Dotty Weston.
    Ich versuchte, die einzelnen Gesichter auszumachen. Niemand sah so aus, als sei er mit Mordabsichten hergekommen, aber das hatte natürlich nichts zu sagen. Mörder erkennt man nicht an der Nasenspitze. Leider!
    Dotty Weston sang drei Schlager. Der Beifall war so stark, daß sie zwei Zugaben bringen mußte. Dann verschwand sie nach mehreren Verbeugungen hinter der Bühne.
    Ich ging den gleichen Weg zurück, den ich gekommen war. Phil, Rogers und Dotty Weston saßen in der Garderobe. Dotty Weston sah nervös aus. Offenbar -hatte sie inzwischen erfahren, was der unbekannte Anrufer gesagt hatte.
    »Du fährst am besten sofort nach Hause«, meinte Rogers. »Nur so kannst du dich der eventuellen Gefahr entziehen.«
    »Das ist doch Unsinn. Richards würde einen Tobsuchtsanfall bekommen. Er würde mich mit einer Konventionalstrafe belegen. Fast alle Leute kommen meinetwegen her. Ich trete bis Mitternacht stündlich einmal auf.«
    »Sind Sie schon einmal bedroht worden, Miß Weston?« fragte ich.
    Sie zuckte die Schultern. »In meiner Laufbahn sind mir schon die verrücktesten Sachen passiert«, meinte sie. »Ich gebe nichts auf anonyme Anrufe.«
    »Denken Sie an Westmore«, sagte ich.
    Die Sängerin schaute mich an. »Das ist doch etwas ganz anderes«, meinte sie ruhig.
    »Woher wissen Sie, daß er ermordet wurde?« wollte ich wissen.
    »Charly Fordham hat mich angerufen.«
    »Wie haben Sie es auf genommen?«
    Dotty Weston warf mir durch den Spiegel einen Blick zu. »Hätte ich einen Nervenzusammenbruch bekommen sollen? Ich war erstaunt, das ist alles. Erst dachte ich, daß es mich umwerfen würde, aber dann wartete ich vergeblich auf die Trauer.

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