0469 - Bumerang mit langen Wimpern
Sprengmeister mit der Bombe in die Luft.«
Phil griff nach dem Wagentelefon und sprach mit der Dienststelle. »Sie haben ihn noch nicht identifizieren können«, sagte er und legte auf.
Als wir das Headquarter erreicht hatten, ließen wir uns im Office das Tonband Vorspielen, das das Gespräch zwischen Rogers und dem Unbekannten enthielt. Rogers war an dem Gespräch nur mit seiner Namensnennung beteiligt; den knappen Rest besorgte der männliche Anrufer.
Es war zu hören, daß der Unbekannte seine Stimme verstellt hatte. Sie klang gedämpft und muffelig, als spräche er clurch ein vorgehaltenes Taschentuch. Der Anrufer konnte ebensogut dreißig wie fünfzig Jahre alt sein. Er sprach ein leicht breiiges Amerikanisch und stammte vermutlich aus Brooklyn, möglicherweise auch aus den Südstaaten. Er sprach sehr schnell. Offenbar hatte er sich die Worte vorher zurechtgelegt. Es war klar, daß sich mit dem Band nicht viel beginnen ließ.
»Der Anruf kam aus einer Telefonzelle in Queens, vom Northern Boulevard«, erfuhren wir. »Ein Streifenwagen war Vier Minuten nach dem Anruf dort. Die Aktion brachte nichts ein. Die verwischten Fingerabdrücke auf dem Hörer ließen erkennen, daß der Anrufer Handschuhe getragen hat.«
Als Phil und ich wieder auf der Straße standen, war es einundzwanzig Uhr dreißig. Wir gingen in ein nahes Schnellrestaurant und kämpften zwei Steaks auf Toast nieder. Dann fuhren wir zur West 14. Straße. Dort befand sich Richards Nightclub, eine kürzlich eröffnete Bar, in der Dotty Weston als Sängerin auftrat. Wenn Fordhams Angaben stimmten, war die Sängerin Westmores intimste Freundin gewesen.
Der Nightclub gab sich sehr exklusiv. Zur Rechtfertigung seiner bekannt hohen Preise hatte er sich einen wenig originellen Gag einfallen lassen. Man mußte sich entweder anmelden oder durch ein Schiebefensterchen mit dem gestrengen Portier aushandeln, ob man für wert befunden wurde, den plüschigen Neppladen betreten zu dürfen.
Was Phil und mir an Prominenz fehlte, machten wir durch unsere Ausweise wett. Der Portier ließ uns ein. Sein saures Gesicht machte deutlich, daß er sich den Umständen nur ungern beugte. Wir erfuhren von ihm, daß Richards, der Besitzer, in seinem Privatbüro war. Der Weg dorthin zweigte von dem quadratischen Vorraum ab. Ehe wir das Privatbüro erreichten, führte uns der Weg an den Künstlergarderoben vorüber. An einer dieser Türen hing Dotty Westons Namensschild. Wir blieben davor stehen und klopften an. Drinnen blieb alles still. Ich klopfte ein zweites Mal. Im Innern regte sich nichts. Phil drückte die Klinke nieder und öffnete die Tür. Auf der Schwelle blieben wir wie angewurzelt stehen.
Dotty Weston wandte uns den Rücken zu.
Es war ein ungewöhnlich schöner Rücken, glatt und vollkommen, von einem tief ausgeschnittenen Cocktailkleid bis an die Grenze des Vertretbaren enthüllt. Quer über dem Rücken lagen zwei kräftige Männerhände. Der Mann, zu dem sie gehörten, preßte das Mädchen fest an sich. Er küßte sie, was erklärte, weshalb die beiden unser Klopfen nicht gehört hatten.
Ich sah, wie das Mädchen plötzlich den Rücken spannte. Sie schien gemerkt zu haben, daß etwas nicht stimmte. Mit einiger Anstrengung löste sie ihre Lippen von dem Mund des Mannes und wandte den Kopf. Ihre Augen weiteten sich, als sie uns sah. Wir stellten flüchtig fest, daß sie sehr hübsch war, ein höchstens dreiundzwanzigjähriges Mädchen mit langen, rotblonden Haaren, hochangesetzten Backenknochen und großen, graugrünen Augen.
Unsere Aufmerksamkeit galt in diesem Moment einzig und allein dem Mann.
Wir kannten ihn.
Es war kein anderer als Howard Rogers.
***
Langsam ließ er die Arme sinken. Er starrte uns an, mit halboffenem Mund, eher Verblüfft als wütend oder erregt. Ihm schien plötzlich klarzuwerden, daß der offenstehende Mund sehr töricht aussah, jedenfalls klappte er ihn mit einem seltsamen Laut wieder zu.
»Können Sie nicht anklopfen?« fragte Dotty Weston. Sie hatte eine dunkle, rauchige Stimme, die nicht recht zu dem glatten jungen Gesicht passen wollte.
»Wir haben angeklopft, gleich zweimal hintereinander«, stellte Phil fest. Er zog die Tür ins Schloß.
Rogers holte tief Luft. Er trug noch immer den dunklen Zweireiher. »Ich kenne die Herren«, sagte er. Er atmete ziemlich rasch, das Sprechen machte ihm Mühe. »Es sind Mr. Cotton und Mr. Decker vom FBI.« Er lächelte matt. »Offenbar sind sie mir gefolgt.«
»Nein, das sind wir nicht«,
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