Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0469 - Der brennende Inka

0469 - Der brennende Inka

Titel: 0469 - Der brennende Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
überreden konnte, oben an der »Außensteuerung« zu bleiben. Zumindest solange Tendyke hier unten keinen Mechanismus entdeckte, mit dem man die Plattform von hier aus in Bewegung setzen konnte.
    Er leuchtete nach oben. Da schwebte die Plattform in der Luft. Jetzt erst erkannte Tendyke, wie der Mechanismus funktionierte - beziehungsweise, wie er nicht funktionierte. Denn das Hebewerk, das der Abenteurer unter der großen, immens schweren Stein platte vermutet hatte, existierte nicht. Statt dessen gab es Führungen in den Schachtwänden, in welche eine Art Zapfen ragten - und jene Zapfen mußten jenseits der Wandöffnungen irgendwie aufgehängt sein. Das machte den gesamten Mechanismus noch weit komplizierter. Nur störungsanfälliger schien er dadurch nicht zu sein. Tendyke fragte sich, wie die Erbauer dieser unterirdischen Anlage es zustandegebracht hatten, daß diese Plattform sich dermaßen blitzschnell heben und senken konnte. Aber andererseits - warum sollte eine Zivilisation, die zwar nicht das Rad erfunden hatte, dafür aber die kompliziertesten mathematischen Berechnungen und einen Kalender, der in seiner Genauigkeit auch mit heutigen Methoden kaum erreicht werden konnte, nicht auch eine solche Technik perfektioniert haben? Selbst ihre Bauwerke, deren Steine ohne verbindenden Mörtel einfach aufeinander gesetzt waren, waren heute noch völlig erdbebensicher - was man von den Häusern der »westlichen Zivilisation« trotz aller technischen und mathematischen Tricks längst nicht behaupten konnte. Hinzu kam, daß heute noch niemand mit Sicherheit sagen konnte, wie jene Steine damals so exakt bearbeitet worden waren, daß sie praktisch fugenlos aufeinanderpaßten und sich miteinander verzahnten…
    Von oben hörte Tendyke Stimmen. Lopez und deRomero sprachen miteinander, aber der Abenteurer konnte nicht verstehen, was sie sich zu sagen hatten. Statt dessen vernahm er etwas anderes.
    Ein entferntes Plätschern, Blubbern, Rauschen…
    Wasser…?
    Es hörte sich so an.
    Tendyke lauschte.
    Allmählich wurde das Geräusch lauter. Und es schien auch ein schwacher Windhauch zu gehen.
    Das war an sich auch in dieser unterirdischen Anlage nicht ungewöhnlich. Die Luft roch nicht muffig und abgestanden. Es mußte also Luftschächte geben, durch die immer wieder frischer Sauerstoff hereingeholt wurde. Aber der Windhauch, den Tendyke jetzt spürte, war anders.
    Er roch feucht.
    Das Wasser kam…
    ***
    »Endlich«, stieß Professor Zamorra hervor, als am anderen Ende der Leitung endlich jemand den Telefonhörer abnahm. Er hörte Teri Rhekens Stimme, aber sie klang nicht so unbekümmert wie sonst, sondern bedrückt und durchaus hektisch.
    »Ich dachte schon, bei euch wäre niemand zu Hause«, sagte Zamorra.
    »Ist gleich auch niemand mehr, mein Freund«, erwiderte die Silbermond-Druidin. »Ich habe es brandeilig, und Gryf ist leider nicht hier. Er treibt sich mal wieder irgendwo in der Weltgeschichte herum. Ist es dringend, Zamorra? Ich muß sofort weg!«
    »Sehr dringend«, erwiderte Zamorra. »Verschieb deinen Einkaufsbummel. Wir brauchen Hilfe. Und nicht nur wir, sondern auch Fenrir und Tendyke.«
    Deutlich war zu hören, wie Teri am anderen Ende der Leitung nach Luft schnappte. »Wo bist du jetzt?«
    »Noch im Château.«
    »Gesprächsende.« Es klickte in der Leitung. Dann kam nur noch leises Rauschen und anschließend Piepton und Tonbandtext: »Kein Anschluß unter dieser Nummer…«
    Zumindest letzteres war kein Wunder. Das Telefon in Gryfs Hütte auf Anglesey war nicht ans öffentliche Netz angeschlossen. Er selbst telefonierte nicht, aber hier war er telefonisch erreichbar - wenn er zu Hause war -, weil der Anschluß auf magische Weise zustandekam. Die britische Post ahnte wahrscheinlich nicht einmal, daß sie bei einer solchen Verbindung wie der gerade beendeten Gesprächsgebühren für einen Anschluß kassierte, der überhaupt nicht existierte…
    »Warum hat sie einfach aufgelegt?« fragte Nicole überrascht.
    »Sie scheint etwas zu wissen. Ihre Reaktion deutet zumindest darauf hin«, murmelte Zamorra. »Wenigstens haben wir sie erreichen können…«
    »Wie Fenrir«, sagte Teris Stimme hinter ihm. Im gleichen Moment traf ihn der leichte Luftzug, der jedesmal dann entstand, wenn jemand sich per zeitlosem Sprung von einem Ort an den anderen versetzte. Dort, wo der Betreffende gerade noch existiert hatte, entstand ein Vakuum, was von der Luft ausgefüllt werden mußte; dort, wo er wieder aus dem Nichts auftauchte,

Weitere Kostenlose Bücher