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047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits

047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits

Titel: 047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hatte stehen
lassen. Bei diesem Nebel wagte sich kaum ein Mensch auf die Straße. Die
Reporterin hatte das Gefühl, als wäre London ausgestorben. Nach kurzer
Aufklärung in den Mittagsstunden hatte sich der Nebel wieder verstärkt.
    Wie die
einzigen Menschen auf der Welt kamen sie sich vor, als sie die stillen, verlassenen
Straßen entlang gingen. Im Schrittempo bog ein beleuchtetes Taxi aus einer
Seitenstraße. Sie sahen es kaum und warteten, bis es sich auf der anderen
Straßenseite befand, ehe sie den Bürgersteig verließen.
    Verwaschene
Flecken geisterten vor ihnen in der bleiernen Düsternis. Einsame
Straßenlaternen zogen vorüber.
    Linda wußte
nicht mehr, wo sie sich befand.
    Sie standen
schließlich vor einem Eisentor, das zwischen zwei mächtigen Sandsteinpfosten
angebracht war. Dahinter folgte ein Kiesweg.
    Hunter zog an
einer altmodischen Glocke.
    Es gab kein
Namenschild. Diese Geheimnistuerei gefiel Linda noch weniger.
    Plötzlich eine
Stimme, die aus der Finsternis vor ihnen kam. „Wer ist da?“
    „Hunter!“
    „Okay. Ich
komme!“ Eine dumpfe feiste Stimme. Linda Davon stellte sich einen schwabbeligen
Zweizentnermann vor. Diese Vorstellung erfüllte sich.
    Der Ankömmling
öffnete das Tor und die beiden Besucher traten scheu grüßend näher. Die
Schritte knirschten auf dem Kiesweg.
    Kahle Bäume,
dahinter ein altes Haus. Eine ehemalige Herrschaftsvilla. Vollkommen dunkel.
    Stumm traten
Frank Hunter, Linda Davon und ihr Führer in einen muffigen, handtuchschmalen
Korridor. Linda mußte hinter dem Freund gehen.
    Auf dunklen
Brettern, die wie ein Bord zu beiden Seiten entlang liefen, standen zahllose
Kerzen. Einige neu, viele schon zu winzigen Stummeln herabgebrannt.
    Erst jetzt
stellte Hunter seine Begleiterin vor. „Linda Davon…“
    Der Dicke kam
auf sie zu. Hunter drückte sich platt wie eine Briefmarke an die Wand. Der
Mann, der Linda wie einFleischberg gegenüberstand, litt unter
Kurzatmigkeit. Sein aufgedunsenes Gesicht war grau und schwabbelig wie das
Fleisch einer Qualle. Das Dreifachkinn ruhte auf dem Krawattenknoten. Seine
aufgeworfenen Lippen öffneten sich. Schlechter Atem schlug Linda entgegen.
    „Freue mich
über Ihren Besuch. Sie werden Ihren Spaß haben. Hoffentlich.“ Er sprach so
knappe Sätze, wie es seine Kurzatmigkeit zuließ. Wie ein Fisch schnappte er
nach Luft. „So ein Tag wie heute - ist selten. Unser Medium ist in Hochform.
Das müssen wir nutzen. Bitte - kommen Sie, Madam! Fühlen Sie sich hier wie zu
Hause! Vielleicht wird dies nicht der letzte Besuch sein bei uns.“
    Er drehte sich
um. Winter trug einen schwarzen Anzug und eine dunkle Krawatte. Er sah aus wie
der Angestellte eines Beerdigungsinstitutes. Wahrscheinlich jedoch würde er
nicht mal einen Sarg tragen können. Horace Winter sah zwar aus wie ein Bär,
aber auf seinen Knochen saßen keine Muskeln, sondern Pudding. Der Logenleiter
hatte Mühe, sein eigenes Körpergewicht zu schleppen.
    Er ging den
beiden Besuchern voran. Der Korridor knickte scharf ab. Die nachfolgende Tür
gab den Weg frei in einen großen quadratischen Raum. Die Wände waren mit
schwarzem Samt überzogen. In der Mitte stand ein runder Tisch, um ihn
gruppierten sich einfache Stühle.
    Die Besucher
waren alle schon da. Aus den Augenwinkeln heraus nahm Frank Hunter eine Gestalt
wahr, die er heute abend eigentlich nicht erwartet hatte.
    Lee Lunch!
    Auch ihn
begrüßte er. Und jedem der Anwesenden stellte er Linda vor. Die Reporterin
bekam viele Namen zu hören. Aber ebenso schnell, wie sie sie hörte, entfielen
sie ihr wieder.
    In der Mitte
des Tisches stand nur eine kleine Kerze. Das flackernde Licht warf seltsam
bizarre Reflexe auf die bleichen, erwartungsvollen Gesichter.
    Linda war
erstaunt, so viele junge Menschen hier zu treffen. Sie hatte eher ältliche
Damen und Herren erwartet, Witwen vielleicht, die nicht wußten, was sie mit
ihrer Freizeit anfangen sollten.
    Insgesamt
zählte sie fünfzehn Teilnehmer, einschließlich ihrer eigenen Person.
    Horace Winter
nahm einen Platz am Tisch ein, der besonders gekennzeichnet war. Ein seltsamer
Schnörkel war dort in die Tischplatte geritzt. Der Mann hieß die Anwesenden mit
kurzen Worten willkommen.
    Dann herrschte
Stille. Linda ließ den Blick kreisen und wäre am liebsten aufgestanden, um
festzustellen, ob der Raum wirklich mit Samt ausgeschlagen und die Wände
dahinter massiv waren. Hielt sich etwa jemand versteckt? Half dieser Unbekannte
mit, hier ein Theater zu inszenieren, das alle -

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