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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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spitzen Dächern aus einer Art grauem Zelttuch brannten ein paar Feuer. Zwölf Wagen zählte Matt. Ein dreizehnter, einzelner Wagen und ein Zelt standen im Zentrum der Wagenburg, unweit der Feuer. Am Flussufer, aber auch zwischen den Wagen und den Feuern erkannten sie etwa zwei oder drei Dutzend Drakullen. »Wudan sei uns gnädig«, flüsterte Aruula.
    Sie stiegen den Hang hinunter. Die Echsen in der Wagenburg wurden auf sie aufmerksam und winkten. Die heimkehrenden Jäger winkten zurück.
    Matt betrachtete das schwarze Zelt inmitten der Wagenburg. Es stand neben dem einzelnen Wagen; sein Eingang war aufgeschlagen. Sechs geharnischte Echsenmänner bildeten rund um den Wagen neben dem Zelt einen Kreis. Sie waren mit Zwillingsklingen bewaffnet und rührten sich nicht von der Stelle.
    »Unter der Plane dieses Wagens muss sich etwas besonders Schützenswertes befinden«, sagte Matt. Aruula antwortete nicht. Sie blickte nach allen Seiten, als würde sie jeden Moment einen Angriff erwarten und einen Fluchtweg ausspähen. Verkrampft und misstrauisch kam sie Matt vor.
    Kein Wunder - die Jagdkolonne erreichte jetzt die Wagenburg, und wenig später drängten sich vierzig oder fünfzig Drakullen um sie. Auch Matt selbst war weit davon entfernt, sich wohl in seiner Haut zu fühlen.
    Geschnalze, Gegrunze und Knacktöne von allen Seiten. Matthew sah einige Schwarz Geharnischte, aber auch sehr kleine Drakullen ohne jede Bekleidung, vielleicht ein Dutzend, und etwa achtzehn Echsenmenschen zählte er, die ihm durch ihren Körperumfang und ihre Größe auffielen: Sie überragten die Geharnischten noch um einen halben Kopf, waren wesentlich massiger als diese und bewegten sich seltsam schwerfällig. Geflochtene Bastmatten oder schwarze Lederdecken verhüllten togaähnlich ihre Gestalten; manche hatten sich die Umhänge über den Kopf gezogen. Matt begriff, dass er weibliche Drakullen vor sich hatte. Und dass die Jägerechse namens Druwenz ebenfalls eine Echsenfrau war.
    Die Tragen mit den Beutetieren wurden ins Gras geworfen. Die Drakullen betasteten und bestaunten die toten Vögel, streichelten die Rücken der Jäger, klopften auf ihre Schup- penschädel. Zärtliche Gesten waren das, die Matt seltsam anrührten. Sie passten so gar nicht zu dem Bild der Drakullen, das sich ihm bei Knoxville geboten hatte.
    Die jungen Echsenmenschen rissen Schwanz- und Schwingenfedern aus den Kadavern. Matt bemerkte jetzt erst, dass, das Gefieder und die nackten Köpfe teilweise vereist waren. Auch diese Drakullen konnten also Gegner durch ihren Atem gefrieren lassen.
    Nur kurz wandten sich die Echsen dem Menschenpaar zu. Höflich und respektvoll, so wollte es Matt scheinen: Manche hoben wie grüßend die Klaue, andere deuteten ein Nicken an, und aus all dem Schnalzen, Grunzen und Knacken hörte er hier und da englische Worte heraus: »Willkomm, Friede, Erfreuung, Gastfreund« und ähnliches. Als wollten sie Matt und Aruula nicht belästigen, wandten sie sich sofort wieder der Beute oder den Wagen zu. Nur die Jungen blieben länger stehen. Die Klauen voller Federn, beäugten sie das Menschenpaar ungeniert und tuschelten grunzend.
    Säcke und Kisten wurden herbei geschleppt. Die Drakullen begannen ihre Jagdbeute zu rupfen. Ein Echsenmann mit zerfleddertem Ohr drängte sich zwischen Aruula und Matt. Zchonni. Er fasste ihre Oberarme. »Vorstellung von Weichhäuten bei Papz.« Durch die schnatternde Menge führte er sie zu dem schwarzen Zelt in der Mitte der Wagenburg. Aruula machte sich von seiner Pranke los. Zchonni überging es höflich.
    Sie näherten sich dem Zelt. Hinter der Plane zischte, grunzte und schnalzte es. Beulen erschienen für Sekunden im Zelttuch, mal oben, mal unten, mal rechts, mal weiter links. Es sah aus, als würde jemand in dem Zelt tanzen oder ringen.
    Zehn Schritte davor blieb Zchonni stehen.
    »Paar Augenblicke Geduld.« Er ließ sie stehen und verschwand im Zelt. Sofort verstummten die tierischen Laute und das Gezappel hörte auf. Kurz darauf verließ eine fette Echsenfrau das schwarze Zelt. Vor dem Eingang blieb sie einen Moment stehen, blinzelte missmutig zu Matt und Aruula hinüber und schaukelte dann zu einem der Wagen. Im Gehen schnürte sie sich ihre Ledertoga um den tonnenartigen Schuppenleib.
    Zchonni tauchte wieder auf und winkte.
    »Bereitschaft von Papz für Empfang.«
    Sie liefen zum Zelt. »Benimm dich«, raunte Matt seiner Gefährtin zu.
    Aruula schien es gar nicht zu hören.
    »Irgendwas ist hier«, flüsterte sie.

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