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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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in durchsichtige Plastikfolie eingeschweißt. Wer wusste schon, wie lange es dauern würde, bis irgendjemand sie fand. Wer wusste schon, ob überhaupt jemand sie irgendwann finden würde.
    Auch das Familienstammbuch legte er, ebenfalls eingeschweißt, in den Tresor. Und ein Kuvert mit den Fotos, die er heute in der Kirche geschossen hatte, zusammen mit dem Drehbuch von Kathleens Theaterstück. Sie hatte es ihm zu Weihnachten geschenkt.
    Besuch von der dunklen Seite des Mondes, hatte er auf das Kuvert geschrieben, und: Letzte Weihnachten vor dem Kometen.
    Die Türglocke läutete. Jemand pochte an die Tür, rief seinen Namen. »Simon! Simon! Mach auf!« Pete Armagosas Stimme.
    Der hektische Tonfall alarmierte Simon Drax. Er sprang auf, rannte die Kellertreppe hinauf, riss die Haustür auf. Pete zitterte am ganzen Körper. »Du musst kommen, Simon, schnell…!« Motoren brüllten auf, vor Colins Haus durchschnitten Scheinwerferbalken die Dunkelheit.
    Schreie gellten.
    Fensterscheiben zerbrachen klirrend…
    ***
    San Bernardino Mountains, November 2517
    Er hatte an die Geier gedacht; vielleicht lauerten noch mehr davon in den Bergen. Und er hatte an Wasser und Fleisch gedacht; vielleicht teilten die Echsenwesen mit ihnen. Im Grunde aber wusste Matt nicht genau, warum er die Einladung des Echsenmannes namens Zchonni angenommen hatte. Vermutlich wieder einmal seine verdammte Neugier. Er wollte unbedingt herausfinden, warum diese Exemplare der Drakullen sich so menschenfreundlich gebärdeten.
    Ein Bedürfnis, das seine geliebte Barbarin nicht teilte. Missmutig und mit geschulterter Klinge schlenderte Aruula neben ihm her. »Ich begreif dich nicht, Maddrax. Vor ein paar Monden hätten sie uns fast gefressen, und jetzt lässt du dich in ihr Lager einladen.« Sie schüttelte den Kopf. »Du musst verrückt sein.«
    »Diese hier sind anders«, entgegnete er. »Sie sind freundlich, und sie sprechen meine Sprache…«
    »Haben sie wahrscheinlich von den Stoßgebeten ihrer Mahlzeiten gelernt.«
    »Unsinn - sieh sie dir doch an.«
    Die Drakullen liefen vor und hinter ihnen, als sei die Anwesenheit des Menschenpaares eine Selbstverständlichkeit. Sie grunzten und krähten und verständigten sich durch Knackund Schnalzlaute. Das Krächz-Englisch war also eine Fremdsprache für sie; wahrscheinlich verstand es nicht einmal jede Echse. Jeweils vier von ihnen trugen einen toten Geier auf zwei geschulterten Baumstämmen.
    »Sie sind vollkommen friedlich«, fuhr Matthew fort, aber Aruula schnaubte nur verächtlich. Er konnte sie sogar verstehen. Sie war in einer feindlichen Welt aufgewachsen, wo Feinde reichlich und Freunde rar gesät waren. In Las Vegas war ihm das wieder mit aller Deutlichkeit klar geworden, als Aruula eine Taratze - die erste, die sie hier in Meeraka überhaupt getroffen hatten! - eiskalt über die Klinge, beziehungsweise in ein Shargatoren- Becken springen ließ.
    Zchonni hatte ihnen die Sippe vorgestellt. Sie hießen Zchessi, Baoul, Zschacki, Druwenz, Penzer, und so weiter. Matt hatte sich längst nicht alle diese exotischen Namen merken können. Und vor allem konnte er die einzelnen Individuen kaum voneinander unterscheiden.
    Zchonni erkannte er am zerfransten rechten Ohr, Druwenz, weil er unglaublich voluminös war und eine Art Umhang aus geflochtenem Bast über seinem Harnisch trug, und Penzer, weil er einen Krater an der Stelle seines Schuppengesichts hatte, wo bei den anderen ein linkes Auge glitzerte. Aber damit hörte es auch schon auf.
    »Vollkommen friedlich…« Aruula stieß ein spöttisches Lachen aus. »Vollkommen friedlich, bis sie uns in ihr Lager gebracht haben und in Ruhe die Haut abziehen können. Deine Neugier treibt dich, Maddrax, deine unersättliche Neugier.«
    »Interessiert es dich nicht, warum sie so anders sind als die Drakullen von Knoxville?«
    »Ich will etwas essen und danach meine Ruhe haben, alles andere interessiert mich so sehr wie der Pickel auf dem Schädel dieses Drachen.« Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf einen Drakullen vor ihnen. Ein schwärzliches Geschwür wölbte sich zwischen den Schuppen seines Hinterkopfes. Natürlich kein Pickel, sondern ein Tumor oder ein Parasit.
    Nach etwas mehr als zwei Stunden lichteten sich Eichen, Douglasien und Gingkos. Vor ihnen tat sich ein schmales Flusstal auf. Vielleicht der Mojave River, dachte Matt.
    ***
    Am Ufer des Flüsschens weideten große langfellige Rinder - Biisons -, und innerhalb eines Halbkreises aus großen Holzkarrerynit

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