047 - Medium des Mord-Magiers
nach dem erlittenen Schock nicht mehr arbeiten konnte, und wäre am liebsten ebenfalls nach Hause gegangen.
Aber er war gezwungen, auszuharren. Wie ein Kapitän auf seinem Schiff. Und der Kahn sank und sank.
Mr. Barrington persönlich rief aus Paris an. Der Teufel mochte wissen, wie er von der Katastrophe Wind bekommen hatte.
»Was ist in London los, Brady?« fragte der Besitzer des Hotels schneidend. »Was mir zu Ohren kam, kann doch nicht wahr sein.«
»Ich weiß nicht, was Sie gehört haben, Sir«, sagte Scott Brady kleinlaut.
»Panik, Chaos, Monster…«
»Sir, wir konnten nicht ahnen, daß die Hölle über uns hereinbrechen würde, als ›Fiona‹ bei uns buchte.«
»Versuchen Sie sich nicht herauszureden, Brady! Sie sind der Direktor meines Hotels. Folglich mache ich Sie für alles verantwortlich, was in diesem Haus passiert.«
»Aber Mr. Barrington, ich…«
»Ich komme mit der nächsten Maschine nach London, und dann können Sie sich auf etwas gefaßt machen!« sagte Barrington und legte auf.
Plötzlich fühlte sich Scott Brady ungemein erleichtert. Barrington sollte getrost kommen; er fürchtete ihn nicht. Er würde ihm ins Gesicht sagen, daß er ein verrückter alter Mann wäre, er würde ihm überhaupt alles sagen, was sich in ihm im Laufe der Jahre aufgestaut hatte, und dann würde er ihn zur Seite rempeln und seiner Wege gehen.
Der Schlußstrich wäre schon lange fällig gewesen. Brady war froh, ihn endlich ziehen zu können. Er hatte in der Branche einen guten Namen.
Ein paar Telefonate würden genügen, und er brauchte sich um seine berufliche Zukunft keine Sorgen mehr zu machen.
Schade, daß der Anlaß für diesen Schritt ein so unerfreulicher ist, dachte Scott Brady, legte die Beine auf den Tisch und zündete sich eine Zigarre an.
***
Evie Walker wohnte in einem kleinen Apartment nahe dem Trafalgar Square. Schwer atmend stieg sie die Treppe hoch. Seit Stunden hatte sie das Gefühl, an Verfolgungswahn zu leiden.
Immer wieder warf sie einen ängstlichen, nervösen Blick über die Schulter, und die Furcht drückte schwer auf ihr Herz. Nie wieder wollte sie so etwas Grauenvolles erleben. Bis ans Lebensende würde sie sich an das schreckliche Erlebnis erinnern. Sie konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder lachen und fröhlich sein zu können.
Was sie gesehen hatte, hatte sie auf einen Schlag verändert. Die Konfrontation mit dem Tod prägte ihr einen Stempel auf, der sich nie mehr fortwischen ließ.
Ihre Hand zitterte, als sie die Wohnungstür aufschloß. Rasch huschte sie hinein und klappte die Tür in großer Eile zu. Endlich fühlte sie sich ein wenig sicherer.
Die gewohnte Umgebung, die eigenen vier Wände, nahmen ihr ein wenig von ihrer Angst und ließen die leichte Übelkeit abebben, die ihr so lange zu schaffen gemacht hatte.
Evie machte in allen Räumen Licht, denn Helligkeit machte Mut.
Man fühlt sich besser, wenn man alles sieht, was einen umgibt.
Sie besaß keine Hausbar, für »Notfälle« bewahrte sie aber eine kleine Flasche Brandy im Küchenschrank auf – und heute war ein Notfall. Evie nahm ein Wasserglas und goß Brandy ein.
Sie trank, goß noch einmal ein, trank wieder, und als ihr der Alkohol in den Kopf stieg, beeilte sie sich, ins Bett zu kommen. Sie wollte die lähmende Schwere, die sich über ihren Geist breitete, ausnützen.
Der Brandy sollte ihr helfen, einzuschlafen.
Hastig entkleidete sie sich. In der Diele und in der Küche brannte noch Licht. Es war Evie egal. Als sie unter der Decke lag, war sie nicht mehr bereit, das Bett noch einmal zu verlassen.
Meinetwegen soll das Licht bis morgen früh brennen, dachte sie.
Ich werde das finanziell verkraften.
Das Bett begann zu schaukeln; das kam vom Alkohol. Evie Walker schloß die Augen und erwartete den Schlaf, der sie vergessen ließ.
Und der barmherzige Brandy half ihr…
***
Ich suchte den Mord-Magier.
Sarracedo machte aus dem Scheinhotel ein Labyrinth und spielte mit mir Katz und Maus. Er zeigte sich niemals, ich hörte nur seine Stimme.
Ich öffnete mein Hemd und hakte den Dämonendiskus los. Die milchig-silbrige Scheibe war zunächst nur handtellergroß, wuchs aber nun auf die dreifache Größe.
Den magischen Flammenwerfer hielt ich in der Linken.
Je mehr der Mord-Magier mich narrte, desto verbissener versuchte ich ihn zu stellen.
Er löschte das Licht.
Schlagartig war es dunkel, und durch diese Finsternis schien jemand zu schleichen.
Es war möglich, daß nur ich nichts sah, während
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