Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0470 - Die blutrote Nacht

0470 - Die blutrote Nacht

Titel: 0470 - Die blutrote Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
weiträumig aus dem Weg zu gehen, und die Verwandlung schoben sie möglicherweise auf die Wirkung ihrer Marihuana-Joints. Jedenfalls suchten sie erst mal das Weite.
    »So«, sagte Zamorra. »Und jetzt schauen wir uns den Tatort mal genau an. Wo hast du den Vampir gesehen?«
    »Da oben!« Ohne zu zögern wies Sebastian nach oben. »Da war das erleuchtete und offene Fenster, und das Biest mit der Frau schwebte direkt davor… und hier ist sie dann aufgeschlagen.«
    Zamorra betrachtete den Straßenbelag. Das Schwarze darauf konnte durchaus verkrustetes Blut sein, nur war es ziemlich wenig für einen Menschen, der aus dieser Höhe abstürzte. Das paßte zur Blutleere…
    »Wann war das? Vor drei Tagen?«
    Sebastian nickte.
    Zamorra und Nicole sahen sich an. Zamorra schüttelte den Kopf. Wortlos hatte sie ihn gefragt, ob er mit Hilfe des Amuletts einen Blick in die Vergangenheit werfen wollte, um mit eigenen Augen zu sehen, was sich hier abgespielt hatte. Aber drei Tage, das war eine lange Zeit, und so weit in die Vergangenheit zurückzugehen, kostete unwahrscheinliche Mengen an Kraft. Danach würden sowohl Zamorra als auch das Amulett eine größere Ruhepause benötigen, um sich von dieser Anstrengung wieder zu erholen. Und möglicherweise lohnte es sich nicht einmal; bei solchen Zeiträumen wurde das Bild immer unschärfer. Was über die ersten zwölf Stunden hinausging, wurde zum Risiko.
    »Aber die Wohnung werde ich mir ansehen«, sagte Zamorra. »Vielleicht finde ich etwas über das Opfer heraus. Kennst du das Opfer, kennst du auch den Kreis der Tatverdächtigen.«
    Nicole verzog das Gesicht.
    Zu dritt gingen sie auf das Haus zu. Zamorra prägte sich die Position des Fensters und damit auch der Wohnung ein. Die Haustür stand offen. Warum sollte man sie auch abschließen? Wer einbrechen wollte, wurde auch mit einem simplen Zylinderschloß spielend fertig, und andererseits gab es in diesen Häusern nichts, was zu stehlen es sich lohnte.
    Zamorra trat als erster in den Hausflur und kickte mit der Schuhspitze eine zornig quiekende, wohlstandsbäuchige Ratte beiseite. Zwei nicht minder fette Artgenossen lauerten unter dem Treppenaufgang. Zamorra gab ein hungriges Wolfshundknurren von sich, das die Ratten von den positiven Aspekten eines beschleunigten Rückzugs zu überzeugen schien. Zamorra grinste; wäre Fenrir bei ihnen, hätte er wahrscheinlich eine fröhliche Hatz begonnen. »Wenn sich zweibeinige Ratten doch auch so leicht verscheuchen ließen«, murmelte der Dämonenjäger.
    Einen Lift gab es hier nicht. Das Haus war zu einer Zeit gebaut worden, in der es noch keine Vorschriften für aufzugspflichtige Stockwerk-Mindestzahlen gab. Und europäische Bau-Standards konnte man hier ohnehin vergessen. Vermutlich, dachte Zamorra sarkastisch, stürzten diese einfach konstruierten, Häuser deshalb auch weniger oft ein…
    Über die Treppe kamen sie nach oben. Zamorra hätte es sich sparen können, die Lage der Opfer-Wohnung von draußen zu bestimmen; schon von der Treppe her sah er das Polizeisiegel an einer der insgesamt sechs Wohnungstüren dieser Etage.
    »Sch… öne Bescherung«, stellte Nicole fest. »Die Wohnung ist versiegelt. Also können wir wieder fünf Treppen abwärts stolpern und haben nichts erreicht…«
    Zamorra fühlte sich am Arm gefaßt. Im nächsten Moment wechselte seine Umgebung, und er befand sich im Innern der versiegelten Wohnung.
    »Du sagtest, du wolltest dir die Wohnung ansehen«, sagte Teri. » Voilà - hier sind wir!« Sie hatte sich und ihn per zeitlosem Sprung hinein versetzt.
    »He, an der Tür ist ein Amtssiegel«, wandte Zamorra ein. »Wir machen uns strafbar.«
    »Nur wenn das Siegel verletzt ist. Aber wir berühren es ja nicht«, gab Teri zur Antwort. »Sieht so aus, als habe das Opfer allein hier gewohnt. Hier… Handarbeiten. Sie hat an einem Tanzkostüm gearbeitet. Vermutlich für den Karnevalsumzug.«
    Zamorra interessierte sich weniger für die Handarbeit, sondern mehr für das Fenster. Es mußte geöffnet worden sein, als der Vampir kam. Vorher hatte es sicher nicht offen gestanden. Es gab im Zimmer weder Schallgeräte noch Verdampfer, die Insekten fernhielten, und niemand war so närrisch, bei Kunstlicht nachts das nicht mit Moskitonetz gesicherte Fenster aufzureißen, wenn es keine andere Insektenabwehr gab. Die Handarbeit und Sebastians Aussage besagten aber, daß Licht gebrannt hatte. Also war das Fenster anfangs geschlossen gewesen. Zamorra untersuchte es vorsichtig; nichts

Weitere Kostenlose Bücher