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0470 - Die blutrote Nacht

0470 - Die blutrote Nacht

Titel: 0470 - Die blutrote Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hieß der Knabe? Wirklich?«
    Paolo nickte.
    »Daß der so alt gewesen sein soll…«
    »Kennst du ihn etwa?«
    Da lachte Zamorra fast hysterisch auf. »Und ob ich ihn kannte, den alten Juju-Zauberer! Er starb in meinen Armen und vererbte mir einen dämonenvernichtenden Zaubererstab, aber als ich ihn kennenlernte, war er schon alt, und wenn er mit deinem Großvater vertraut gewesen sein soll, dann muß er über hundertfünfzig Jahre alt geworden sein!«
    »Mein Großvater beschrieb ihn als uralten Greis«, setzte Paolo der Geschichte die Krone auf.
    Tief atmete Zamorra durch. Der Verdacht war unsinnig, Paolo Sebastian wollte ihn auf den Arm nehmen. Erstens bestand kaum eine Möglichkeit, daß der Taxifahrer Zamorra von irgendwoher kannte, und zum anderen hatte er von sich aus den Namen Ollam-Onga erwähnt. Nur wußte kaum jemand von der Beziehung zwischen dem französischen Parapsychologen und dem brasilianischen Juju-Mann. Plötzlich packte Zamorra Sebastian bei den Schultern und starrte ihn durchdringend an.
    »He, willst du mich mit deinen Blicken töten?« stieß Sebastian hervor, den plötzlich das große Zittern anflog. Er glaubte von Zamorras bei lebendigem Leib seziert zu werden. Unwillkürlich stöhnte er auf und schloß die Augen, aber das Gefühl, von einer fremden Kraft durchleuchtet und bis ins Innerste erforscht zu werden, blieb, bis Zamorra seinen Griff wieder löste.
    Sebastian taumelte. Ihm war schwindelig.
    »Pardon«, murmelte Zamorra und senkte den Blick. Er hatte in seiner Erregung etwas getan, was sonst nicht seine Art war. Er hatte versucht, in Sebastians Gedankenwelt einzudringen. Dabei war seine telepathische Begabung ausgesprochen schwach, und es bedurfte schon besonders günstiger Voraussetzungen, um sie zum Tragen kommen zu lassen. Nicole hatte es da leichter; sie mußte ihren Kontaktpartner nur sehen. Bei den Silbermond-Druiden und Fenrir erübrigte sich auch das; wenn sie die Bewußtseinsaura kannten, vermochten sie auch die Gedankenwelt des Betreffenden zu erforschen.
    Zamorra hatte selbst nicht damit gerechnet, daß es funktionierte, aber sein innerer Aufruhr mußte die günstigen Bedingungen geschaffen haben. »Pardon, Paolo… aber eben habe ich die Beherrschung verloren und deine Gedanken gelesen, weil ich wissen mußte, ob du mich anlügst. Du hast nicht gelogen…«
    Da wurde er dem jungen Taxifahrer unheimlich, der keine Sekunde an Zamorras Behauptung zweifelte, ihn telepathisch sondiert zu haben. Sebastian sprang einen Meter rückwärts, ignorierte das wilde Hupen einiger Autofahrer, die ihm auszuweichen hatten, weil er jetzt auf der Straße stand, und griff in die Tasche, um die Geldscheine hervorzuziehen, die er Zamorra vor die Füße warf.
    »Da hast du deine Cruzeiros!« schrie er. »Behalte sie, aber verzichte auf mich! Dich Teufel fahre ich nicht… und jetzt sieh zu, daß du dein Gepäck aus dem Kofferraum holst…«
    Er stürmte auf die Fahrertür zu, tauchte kurz in den Wagen ein, und dann hielt er plötzlich eine Pistole in der Hand. Bemerkenswert starkes Kaliber, wie Zamorra feststellte, nur beunruhigte ihn die Waffenmündung nicht im Mindesten.
    Er lachte Sebastian an!
    »Wäre ich das, was du jetzt in mir vermutest, hätte ich dich doch längst zu meinem willenlosen Sklaven machen können, Paolo! Ich kann dir nur meine Entschuldigung anbieten, weil ich deine Privatsphäre verletzt habe!«
    Sebastian stutzte, und Zamorra begriff, daß der Fahrer sekundenlang nach einer Übersetzung suchte; sie sprachen englisch, weil Zamorra trotz seines Sprachtalentes und der Ähnlichkeit zwischen italienisch, spanisch und portugiesisch mit dieser Sprache nicht so schnell zurechtkam, wie er es sich gerade jetzt wünschte. Dann aber war Sebastian wieder aufmerksam.
    »Hast du nur vor mir Angst, weil ich deine Gedanken gelesen habe? Dein Privatleben habe ich nicht mal berührt, weil es mich nichts angeht. Mich interessiert nur, was du über Ollam-Onga und dieses Amulett weißt!«
    Die Pistole war nach wie vor auf Zamorra gerichtet. Daß ein paar Dutzend Passanten die Szene erschreckt betrachteten, merkte Sebastian nicht einmal. Dafür aber Zamorra, der in seiner Vorstellung schon schwerbewaffnete Polizisten mit Blaulichtautos und Sirenengeheul heranrasen sah. Er hob beide Arme.
    »Alles klar, Leute«, rief er den Passanten in seinem akzentbehafteten Portugiesisch zu. »Gehen Sie ruhig weiter. Dies sind nur Filmaufnahmen! Gehen Sie bitte weiter!«
    Daß er als bedrohtes Opfer das

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