0470 - Mörder jagen einen Mörder
Mal, aber jetzt war er erschöpft und konnte nicht stehenbleiben.
Er fiel schwer auf den Rücken, die Arme ausgebreitet.
Ich stürzte mich nicht auf ihn. Ich blieb vor ihm stehen. Auch meine Lungen gingen wie Blasebälge. »Sieht aus, als wären wir soweit, Larham«, keuchte ich. »Leg die Hände an den Kopf und komm langsam hoch.«
Er starrte mich für eine Sekunde an. Dann bewegte er langsam die Arme nach oben. Es sah wirklich so aus, als wolle er dem Befehl gehorchen. In Wahrheit sammelte er seine letzten Reserven. Sein Gehirn funktionierte noch. Er erkannte, daß ich ihm keine Chance ließ, die Kanone zu ziehen. So versuchte er, mich auf andere Weise zu überrumpeln.
Steine lagen in Mengen herum. Seine rechte Hand fiel auf einen scharfkantigen Brocken, der groß genug war. Aus der Schulter heraus und sich aufrichtend schleuderte er ihn gegen mich. Ich duckte mich, aber ich konnte dem Stein nur halb a,usweichen. Er traf meine Schulter, und wenn er mich auch nicht ernsthaft verletzte, so gab er Larham doch die Chance, sich herumzuwälzen und aufzuspringen.
Er wandte mir auf diese Weise den Rücken zu und raste in langen Sätzen los. Er wollte Abstand zwischen sich und mich legen, genug Abstand, um endlich die 38er ziehen zu können. Er handelte schlau, aber er berücksichtigte nicht, daß der Kampf uns noch näher an das Ufer heranbrachte. Blindlings raste er los wie jeder Mensch, der in einer bestimmten Handlung seine letzte Rettung sieht.
Er konnte seine eigenen Bewegungen nicht mehr abstoppen. Schon der zweite Satz trug ihn über den Uferrand hinaus. Ich war so nahe, daß ich die verzweifelte Aufrichtbewegung seines Körpers sah, als wolle er sich im Sprung rückwärts schnellen, aber dazu, glaube ich, sind nicht einmal Pantherkatzen fähig.
Ich warf mich in einem Hechtsprung nach vorn, aber um Larham zu helfen und ihn zu halten, war es zu spät.
Sein Schrei hallte von den schroffen Wänden des Steinbruchs wieder. Sein Körper drehte sich während des Falles. Dann schlug er schwer auf eine vorspringende Klippe auf. Der dumpfe Aufprall schnitt den Schrei ab. Wie eine ausgestopfte Puppe rutschte der Killer mit dem Kopf voran von der Klippe ab. Wenig Wasser spritzte hoch, als der Körper in den See rutschte und sofort versank. Einige Wellen liefen zu den Ufern. Dann beruhigte sich die Wasserfläche wieder. Joffrey Larham tauchte nicht wieder auf.
Es wäre völlig sinnlos gewesen, einen Rettungsversuch zu unternehmen. Der Aufschlag auf die Klippen war tödlich gewesen, sonst wäre der Mann nicht wie ein Stein versunken. Ihn vom Grunde des Sees heraufzuholen, war nur mit großem Aufwand und unter Einsatz von Tauchern und Geräten möglich.
Ich richtete mich auf. Mechanisch klopfte ich meine Taschen nach Zigaretten ab. Der Fall war erledigt. Der letzte des Killersyndikates lebte nicht mehr, aber Mr. High würde mit diesem Ausgang nicht zufrieden sein. Er wünschte einen Verbrecher vor Gericht zu sehen.
Ich ging zum Chevrolet zurück. Larhams Wesley-Pistole lag neben dem linken Hinterrad. Ich hob sie auf und ließ das Magazin herausgleiten. Es enthielt nur noch zwei Kugeln.
Ich sah mich nach dem Mädchen um, aber es war verschwunden. Ich ging zu der Stelle zurück, an der Larham die Schwarzhaarige aus dem Wagen geworfen hatte. Mi fand einen hochhackigen Schuh. Das war alles. Offenbar war sie einfach davongerannt. Vielleicht hatte sie sich irgendwo versteckt, vielleicht lief sie auch, bis sie auf Menschen stieß oder erschöpft zusammenbrach. Es war besser, Sheriff Wordman und die Polizei zu alarmieren und mit einigen Leuten nach ihr zu suchen, als daß ich mich allein auf die Strümpfe machte.
Noch einmal ging ich zum Chevrolet. Ich öffnete den Kofferraum und fand einen mittelgroßen Koffer darin. Ich öffnete die Schlösser und inspizierte den Kofferinhalt. Aber ich fand keine weiteren Waffen und keine Munition. Larham schien knapp bei Kasse gewesen zu sein, wenn er sich nicht einmal ein Reservemagazin für seine Kanone hatte leisten können, aber vielleicht hatte er es auch bei sich getragen.
Die Karte, nach der wir gefahren waren, lag auf dem Wagenboden. Sie war zerknittert, aber nicht beschädigt. Bis zur Hütte des Schnapshändlers war es nur eine Meile. Mir fiel ein, daß Larham mit dem Mann telefoniert hatte. Offenbar gab es dort also ein Telefon, mit dessen Hilfe ich den Sheriff verständigen konnte. Ich fürchtete keine Schwierigkeiten mit Garwin. Ich wußte nicht viel über ihn, aber die
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