0470 - Mörder jagen einen Mörder
ihn vermutet hatte. Er hielt ein Repetiergewehr in den Händen. Zu meiner Überraschung kannte ich ihn wieder. Es war der dickliche, verlotterte Bursche, der gestern in dem Drugstore eine Ladung Bratkartoffeln in sich hineingeschaufelt hatte.
»Zurück, Don«, rief aus einer anderen Ecke ein anderer Mann. »Du hast ihn nicht erwischt.«
Ich tauchte unter dem Fenster auf. Ich hatte es öffnen müssen, um die Läden zurückstoßen zu können. Jetzt standen der Dicke und ich uns auf zwanzig Schritt Abstand gegenüber, und nicht einmal eine Glasscheibe lag zwischen uns.
Mein Anblick stoppte den Burschen, als wäre ein Blitz vor seinen Füßen eingeschlagen. Er erstarrte zur Salzsäule. Für Sekunden war das Zittern seiner fetten Wangen die einzige Bewegung an ihm.
Ich hielt Larhams Kanone in der Hand, und der Dicke sah es. Ich machte eine kleine Bewegung mit der Waffe. »Laß deinen Schießprügel fallen«, sagte ich. »Dann nimm die Arme hoch.«
Er probierte das Gegenteil. Er riß das Gewehr hoch und ließ mir keine Wahl. Ich schoß früher. Ich zielte auf seine Schulter, aber ich kannte die Wesley nicht. Ich glaubte nicht, daß ich ihn genau traf. Er schrie laut auf.
Aus dem Gestrüpp knallten zwei Kanonen los. Ein halbes Dutzend Kugeln flogen mir um die Ohren und zwangen mich zum zweiten Mal in Deckung.
Ich blieb liegen. Sie stellten das Feuer ein, aber ich konnte mir ausrechnen, daß sie nur die Magazine leergeschossen hatten.
Selbstverständlich gab es keinen Zweifel mehr daran, mit wem ich es zu tun hatte. Die Jungens dort draußen hatten Everett Garwin ermordet. Ich erinnerte mich an den untersetzten, breitschultrigen Halbstarken, der mit dem Dicken an einem Tisch gesessen und mich mit seinem bösartigen Rattenblick angestarrt hatte. Und der dritte Mann?
Ich grinste ein wenig bei dem Gedanken. Nun, ich würde ihn noch zu Gesicht bekommen.
Vorsichtig nahm ich die Nase wieder hoch. Der Platz vor der Hütte war leer, Nur das Gewehr lag an der Stelle, an der der Dicke gestanden hatte.
Irgendwo im Gebüsch jammerte die schrille Stimme des Dicken: »Er hat mich getroffen. Sieh dir meinen Arm an! Ich brauche einen Doktor, Lex!«
Eine andere Stimme kläffte: »Das geschieht dir recht, idiotischer Fettwanst. Warum schießt du Löcher in die Luft? Du bläst dich doch sonst auf und hältst dich für einen großartigen Schützen.«
»Shut up!« rief der Mann, der den Dicken gewarnt hatte. Ich sah keinen von den Gangstern. Sie staken in sicherer Deckung in den Büschen.
Der dickliche Bursche schrie nicht mehr, aber er wimmerte ununterbrochen. Eine Bewegung hinter den Büschen machte mich auf den Standort der anderen Gangster aufmerksam. Automatisch hob ich die Wesley, aber ich streckte den Zeigefinger bei dem Gedanken, daß ich nur noch eine Kugel besaß.
Zwischen zwei dünnen Baumstämmen tauchte für eine Sekunde die untersetzte Gestalt des Burschen aus dem Drugstore auf. Er schwang beide Arme. Ein grauer Kanister wirbelte durch die Luft. Fünf, sechs Schritte von der Hauswand entfernt knallte der Kanister auf den steinigen Boden und platzte auf. Gelbliche Flüssigkeit breitete sich aus. Ich roch Benzin. Von einer anderen Stelle aus wurde ein zweiter Kanister geworfen. Er prallte gegen die Hauswand.
Der untersetzte Ganove war wieder hinter seiner Deckung verschwunden. Sein lautes Lachen hing in der Luft. »Gute Reise, große Kanone!« schrie er. »Wir liefern dir ’nen Raketenstart in die Hölle! Vier, drei, zwei, eins, zero!«
Sie setzten das Benzin auf ebenso einfache wie wirkungsvolle Weise in Brand. Zwei kleine Feuerwerkskörper, zwei Knallfrösche genügten. Eine Stichflamme schoß hoch. Wie heißer Wüstenwind schlug die Hitze durch die Fensteröffnungen in das Innere der Hütte.
Das Benzinfeuer sackte nach der ersten Explosion zusammen. Trotzdem war klar, daß es ausreichte, das Holzwerk der Hütte in Brand zu setzen und mich zu rösten.
Ich sprang auf den Tisch. Die Hütte war so niedrig, daß ich die Decke mit den Händen erreichen konnte. Sie bestand aus Kunststoffplatten zur Wärmeisolierung. Ich riß zwei Platten herunter. Darüber befand sich das Balkengerüst, das das Schindeldach trug.
Ich sprang noch einmal vom Tisch herunter. Als Werkzeug fand ich ein kurzes, verrostetes Beil. In wenigen Minuten hatte ich so viel von den Isolierungsplatten und der Schindeldeckung heruntergeholt, daß ich mich ins Gebälk und von dort aus auf das Dach winden konnte. Es wurde auch höchste Zeit. Die Balken
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