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0471 - Schandturm der Templer

0471 - Schandturm der Templer

Titel: 0471 - Schandturm der Templer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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umschmeichelt, deshalb war sie deutlich zu sehen. Der Mann wirkte sehr sauber, und er trug elegante Kleidung. Nichts erinnerte mehr an die Lumpen, die seinen Körper in der Todeszelle bedeckt hatten.
    Es war Bertrand!
    Und er lächelte. Dabei hob er sogar die Hand, um dem Todgeweihten zuwinken zu können. Er war der Verräter, er hatte den Templer ausgehorcht und genoß nun seinen Triumph.
    Wer seine Hintermänner waren, wußte Esquin auch nicht. Aber er wollte dem Mann noch eines sagen.
    »Baphometh!« schrie er Bertrand entgegen. »Baphometh ist stärker als ihr. Das laßt euch gesagt sein. Mein Blut wird vergossen, aber sein Blut wird wie eine Woge über euch kommen und euch ertränken…«
    Mehr konnte er nicht sagen. Als er noch einmal Luft holte, hörte er bereits das Pfeifen der niedersausenden Klinge über sich.
    Einen Moment später war alles vorbei…
    ***
    Oder nicht?
    Der Henker, der Esquin de Floyran hingerichtet hatte, starrte entsetzt in den Korb. In ihm mußte eigentlich der Kopf des Mannes liegen, aber der war verschwunden!
    Im Fenster stand noch immer Bertrand. Als ihm der Henker zuwinkte, hob der Mann die Schultern, drehte sich um und ging davon. Er ließ einen Menschen und Mörder zurück, der damit begann, an seinem Verstand zu zweifeln.
    Als er die Stufen hinabschritt, kamen die Soldaten. Sie redeten wirr durcheinander, bis ein Hauptmann erschien und Ordnung in die Reihen brachte.
    Man begab sich auf die Suche nach dem Kopf. Der Morgen verging, der Mittag kam, aber der Schädel des Toten war noch immer nicht gefunden worden.
    Schließlich sprach einer das Wort aus, an das viele gedacht hatten. »Teufelswerk!«
    Ja, es mußte das Werk des Satans sein. Eine normale Erklärung jedenfalls fanden sie nicht.
    »Was sollen wir tun?«
    Der Hauptmann wußte auch keinen Rat. Er wollte sich erst mit dem Herrscher des Schlosses besprechen.
    Zu dieser Zeit befand sich Bertrand bereits auf dem Weg nach Paris, um demjenigen einen Bericht zu geben, der mit ihm zusammen den Plan ausgeklügelt hatte.
    Es war Guilleaume Nogaret. Dieser Mann brauchte die Aussagen eines unbescholtenen Bürgers, um die Vernichtungsaktion gegen den Templerorden einleiten zu können.
    Was damals in Toulouse mit einer Verschwörung begonnen hatte, sollte später in Paris auf der Ile de Cité, der Juden-Insel, blutig beendet werden.
    Den Kopf fand man nicht.
    Es wurde schließlich angeordnet, daß man den Torso verscharrte. Ohne Grabstein, ohne einen christlichen Segen. Irgendwo auf freiem Feld, wo der Teufel schalten und walten konnte.
    Bauern berichteten später, daß sie, wenn sie an dem Grab vorbeigingen, ein furchtbares Heulen gehört hatten und einen bleichen geisterhaften Schädel sahen, der über der Stelle schwebte, wo der kopflose Leichnam begraben lag…
    ***
    Ich hatte mir zwar abgewöhnt, an Wunder zu glauben, aber hin und wieder gibt es Situationen, die mich an meinem Vorhaben zweifeln ließen.
    So wie jetzt!
    Die Ratten waren gesprungen, ich hatte die Formel laut gerufen, und plötzlich war alles anders gewesen.
    Licht und Dunkelheit umgaben mich gleichzeitig. Das eine ging in das andere über, so daß sich graue Schatten bildeten, durch die ich mich bewegte, als würde ich an einer sehr langen Leine geführt.
    Ich befand mich in einer anderen Dimension!
    Soweit konnte ich denken, und ich erinnerte mich auch wieder an die Stimmen der Totenwächter, die mir zum Ruf der Formel geraten hatten. Also mußten sie mehr wissen als ich.
    Wo hatten sie mich hingeschleppt?
    Die Schatten, zuerst noch scharf voneinander getrennt und dabei eine regelrechte Grenze bildend, wurden fließend, bewegten sich, kreisten und stiegen aus ihrer Flächenhaftigkeit hervor, um ein dreidimensionales Gebilde zu formen.
    Eine Botschaft?
    Aus dem Gebilde drang plötzlich das Flüstern der Stimmen. Obwohl vier sprachen, hörte es sich an, als würde nur einer reden.
    »Wir haben euch gerettet. Die Ratten hätten euch sonst zerfleischt. Das wißt ihr…«
    Ich antwortete, ohne den Mund zu bewegen, denn ich formulierte die Worte in meinem Kopf, und die Botschaft wurde von ihnen verstanden. »Dafür danken wir euch.«
    »Das müßt ihr auch…«
    Diese Antwort begriff ich nicht. Aber ich hatte das Gefühl, daß dort etwas dahintersteckte. »Wie habt ihr das gemeint?«
    »Wir lassen euch die Wahl!« hörte ich das Flüstern.
    »Welche?«
    »Ihr könnt wieder zurück in die Särge, und alles wird von vorn beginnen. Oder ihr beweist uns eure Dankbarkeit, denn

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