0471 - Schandturm der Templer
versteinerten, die Körper versteiften, zwei von ihnen ließen ihre Waffen fallen und schlugen hastig Kreuzzeichen.
Ich drehte mich herum.
Dabei fiel mein Blick durch eine Lücke zu dem Turm hin, auf dem Suko stand.
Neben ihm sah ich die Gestalt.
Es war einer der untoten Ritter.
Und auch auf meinem Turm stand er und auf den beiden anderen hatten sie ebenfalls ihre Plätze gefunden.
Vier Schandtürme gab es. Vier Ritter waren vorhanden, und sie hielten die Schandtürme besetzt.
Sie sagten nichts. Sie standen da, und sie sahen so aus, wie ich sie kennengelernt hatte, als ich im Sarg lag.
Was hatten sie vor?
Jedenfalls verbreiteten sie Angst, wie ich den Mienen der Menschen entnehmen konnte.
Ich ging auf die Gestalt zu, streckte meinen Arm aus und hörte plötzlich die Stimmen von vier verschiedenen Seiten auf mich eindringen.
»Nein, berühre keinen Toten!«
Die Worte waren so warnend gesprochen worden, daß ich meine Hand zurückzog und ihren nächsten Worten lauschte, die mir vieles erklärten…
***
Sie bedankten sich!
Es war ein Dankeschön, wie ich es selten bekommen hatte. Eigentlich noch nie, aber ich nahm es hin, und ich freute mich auch darüber, denn wer sich bedankte, von dem drohte keine Gefahr mehr.
»Du hast es schafft, den Schädel zu vernichten. Damit sind auch wir frei, denn unser Bruder Bertrand de Vintusse hat große Schuld auf sich geladen. Er war der Verräter an der guten Sache. Er hat sich vor den Pflug der Mächtigen in Paris spannen lassen, ohne zu ahnen, daß wir, seine Brüder, einen anderen Weg gingen. Wir hatten auf unserer Burg Kontakt zu einem anderen Götzen bekommen, von dem flüsternd gesprochen wurde. Es war Baphometh. Wir wollten seinen Zauber erleben, denn man sprach von Reichtum und Macht, den derjenige bekommt, der ihm dient. Auch wir wollten mächtiger werden, studierten die gemeinen Schriften und holten uns auch ein junges Mädchen aufs Schloß, das mit ihm buhlte. Aber es kamen die Tage und Nächte der Reue. Wir geißelten uns selbst für unser Tun und wußten gleichzeitig, daß wir die Schmach nicht auf diese Art tilgen konnten. Zu tief hingen wir bereits in den Fallstricken des Bösen. Baphometh hatte uns das ewige Leben versprochen, wenn wir als seine Wächter den Ruf seines Namens in die Welt trugen. Vielleicht befand sich der Keim des ewigen Lebens schon in uns, wer konnte das sagen, aber wir wollten nicht. Wir merkten, daß der Weg falsch gewesen war. Das große Grauen würde über uns kommen und nicht die Erlösung, von der die Menschen träumen. Und so versuchten wir, zurückzukehren. Unsere Schuld war zu groß. Wir bekämpften das Böse, aber es saß nach wie vor fest in uns. So entschlossen wir uns zum Tod. Wir begaben uns in die Gebetsstühle und schnitten uns mit den eigenen Messern die Kehlen durch. Wir waren tot und lebten dennoch weiter. Du siehst uns vor dir, John Sinclair. Alles, was du hier erlebst, ist bereits geschehen. Baphomeths Kraft, die uns das ewige Leben gegeben hat, transportierte uns in die Vergangenheit. Aber in unseren Brustkörben wohnten zwei Seelen. Eine gute und eine schlechte. Beide Seiten kämpften nun gegeneinander, und der Joker war der Kopf.«
»Welche gewann?« rief ich.
»Keine bisher. Wir waren verflucht. Als Untote ritten wir Seite an Seite in den Heeren der Kreuzritter mit und kämpften gegen die Ungläubigen. Wenn uns Pfeile durchbohrten, standen wir wieder auf. Irgendwann einmal führte uns der Weg nach England. Und dort ereilte uns das Schicksal. Ein Großmeister der Templer erkannte und tötete uns mit einem geweihten Dolch. Er hoffte, den Fluch von uns genommen zu haben. So wurden wir in der Templer-Kapelle bestattet. Aber wir lebten weiter und bekamen mit, wie die Macht Baphomeths wuchs. Dagegen mußten wir angehen, waren aber zu schwach und suchten einen Helfer. Wir fanden ihn in dir, John Sinclair…«
»Wie konnte ich euch helfen?«
»Du kamst nach Paris, um die Wiedergeburt Baphomeths zu verhindern. Auch wir hatten das vor, es gelang uns jedoch nicht. So schmiedeten wir einen Plan, in dem wir Baphometh täuschten und uns auf seine Seite stellten, wie die Horror-Reiter. Durch unser Dasein besaßen wir die Macht, dich in eine andere Zeit zu bringen. In die Zeit, wo alles begonnen hatte. Da bist du nun. Du kehrtest in die Vergangenheit zurück und hast den Schädel getötet, der die Schmach über unsere Familie gebracht hat. Wir sind erlöst und kehren dorthin, wo wir hergekommen sind. In die
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