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0472 - Der Tiefsee-Teufel

0472 - Der Tiefsee-Teufel

Titel: 0472 - Der Tiefsee-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gegen den Aufdringlichen. Dessen Grinsen verlosch. Aber damit hatte Nicole die beiden Männer noch nicht beruhigt. Zu zweit griffen sie jetzt gleichzeitig an, und als sie aufspringen und ausweichen und abwehren wollte, stellte sie fest, daß das von dem gemeinen Tritt immer noch teuflisch schmerzende Bein einfach unter ihr nachgab. Sie schrie auf, schaffte es sogar noch, Rico mit einem Handkantenschlag zu betäuben, aber dann stürzte der Bursche ausgerechnet so unglücklich über sie, daß sie ihn nicht von sich stoßen und unter ihm gefangen war. Der Aufdringliche holte aus. Nicole wollte dem Schlag zwar noch mit einer Kopfbewegung ausweichen, war aber nicht mehr schnell genug dazu. Eine schwarze Wolke begann ihr Denken einzuhüllen, und mit den letzten Gedankenfetzen machte sie sich klar, daß sie mit den bösartigsten Dämonen besser fertiggeworden war als mit diesen Mistkerlen. Sie nahm noch wahr, daß der Aufdringliche sich an ihrer Kleidung zu schaffen machte, dann schwanden ihr die Sinne…
    ***
    Übergangslos erwachte sie wieder - und sah in das Gesicht eines Ghanesen. Bhouto, der Taucher vom Ewe-Stamm, mit dem Zamorra als erster ins Gespräch gekommen war, weil er ein paar Wörter aus dessen Sprache kannte! Bhouto hatte sich über sie gebeugt, und dahinter stand hochaufgerichtet Michel Beaucasser. Rico lag nach wie vor bewußtlos am Boden, aber nicht mehr über Nicole, und von dem Aufdringlichen war nichts zu sehen.
    Nicole sah an sich herunter. Sie trug ihre Kleidung noch. Abgesehen von den Schmerzen im Bein und am Kopf fühlte sie sich auch noch halbwegs menschlich.
    »Können Sie aufstehen, Mademoiselle?« fragte Bhouto fürsorglich. »Sind Sie in Ordnung?«
    »Ich hoffe es«, murmelte Nicole.
    Sie versuchte sich aufzurichten. Der Neger half ihr dabei und stützte sie, als ihr Bein unter ihr wegknickte.
    »Wo ist der zweibeinige Mistkäfer?« fragte Nicole.
    »Ich habe ihn über Bord geworfen«, verriet Bhouto. »Ich sah, was passierte, und bin leider nicht schnell genug gekommen. Den hier«, er stieß Rico mit der Fußspitze an, »haben Sie ja schon allein erledigt. Den anderen habe ich mir vorgeknöpft. Momentan versuchen seine Kameraden ihm wieder an Bord zu helfen, aber die nächsten zwei Wochen löffelt er seine Brötchen aus der Schnabeltasse.«
    »Sie sind eindeutig zu weit gegangen, Mister Bhouto«, stieß Beaucasser hervor. »Ich dulde keine Prügeleien auf meinem Schiff.«
    »Aber Vergewaltigung, wie?« preßte Nicole bitter hervor. »Ich dachte, Sie hätten Ihre Crew handverlesen, Missouri. Scheint, als hätten Sie dabei keine besonders glückliche Hand bewiesen. Ihnen ist wohl eher an Piraten gelegen als an anständigen Seeleuten. Aber denen muß man bessere Heuer bezahlen, nicht wahr?«
    »In Ihrer Situation sollten Sie nicht so große Sprüche klopfen«, sagte Beaucasser. »Sie haben hier herumgeschnüffelt, wo Sie nichts zu suchen haben. Meine Leute habe Anweisung, Vorfälle dieser Art zu unterbinden.«
    »Indem ich vergewaltigt werde? Und wenn es Zamorra gewesen wäre, hätte man ihn entmannt? Sind das Ihre Befehle, Missouri?«
    »Natürlich nicht!« fauchte Beaucasser wütend. »Das wird für die beiden Männer noch ein übles Nachspiel haben. Aber diese Dinge pflege ich als Kapitän auf meine Weise zu regeln. Dazu bedarf es nicht eines Schwarzen, der sich in Vorfälle einmischt, die ihn nichts angehen - und dabei wie Sie, Duval, zusätzlich auch noch Dinge sieht, die ihn ebensowenig angehen.«
    »Sie meinen diese Schnellfeuergeschütze?« grinste Bhouto. »Ihr Glück übrigens, Chef, daß Sie ›Schwarzer‹ sagten und nicht ›Nigger‹, was Sie doch sicher gedacht haben.«
    »Soll das eine Drohung sein?« fragte Beaucasser scharf.
    Nicole glaubte in diesem Augenblick, in die gleiche Kerbe schlagen zu müssen. »Bhouto, Gewalt ist niemals eine Lösung.«
    »Ich hätte ja auch keine Gewalt angewendet«, sagte der Ewe. »Ich hätte mich in diesem Fall nicht mal beleidigt gefühlt. Allah ist groß, und er hat einen noch größeren Tiergarten. Mademoiselle, lassen Sie sich von einer Schmeißfliege beleidigen?«
    Beaucasser lief rot an. »Sie…«
    Nicole grinste trotz ihrer Schmerzen spöttisch. »Bevor Sie sich echauffieren, Beaucasser - er sprach von einer Schmeißfliege und nicht von Ihnen. Bitte, Bhouto, bringen Sie mich in meine Kabine? Ich kann noch nicht wieder richtig gehen.«
    »Selbstverständlich«, erklärte der Taucher sofort. Er half der Französin, unter Deck zu humpeln und

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