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0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

Titel: 0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lightweight-Anzug, dem man die erstklassige Schneiderarbeit gleichfalls ansah. Wer Ernest Rice näher kannte, wußte freilich, daß die Methode seiner Zahnreinigung für ihn sehr viel typischer und kennzeichnender war als die auf vornehm getrimmte Fassade.
    Ernest Rice stammte- aus den Slums. Es war allerdings lange her, daß man ihn dort gesehen hatte. Geblieben waren ihm gewisse negative Eigenschaften der, Slumbewohner, geblieben waren ihm die unbarmherzige Härte, der Zynismus und der Haß gegen die etablierte Gesellschaft.
    Paradoxerweise bemühte er sich mit allen Kräften um die Anerkennung dieser Gesellschaft. Er tat buchstäblich alles, um ihren Beifall zu erringen. In gewisser Weise hatte er es fraglos geschafft, in die High Society einzudringen. Er war allerdings Realist genug, um sich einzugestehen, daß man ihn nur wegen seines Geldes und seiner Macht akzeptierte.
    Der Mann, der ihm gegenüber saß, war Jerome Faber, Rices rechte Hand. Faber war groß, breitschultrig und elegant wie sein Chef, aber mit fünfunddreißig Jahren um rund zehn Lenze jünger als Rice.
    Sie saßen in Rices Wohnzimmer, zu dem ebensogut der Ausdruck Wohnsaal gepaßt hätte.
    Das Telefon klingelte. Faber hob ab.
    »Geben Sie mir Rice«, sagte eine Mädchenstimme am anderen Ende der Leitung. Es war eine schroffe und sehr harte Stimme.
    »Wer spricht denn dort?« fragte Faber und hob die Augenbrauen.
    »Das sage ich ihm selbst!«
    »Wissen Sie überhaupt, wie spät es ist?«
    »Vier Uhr morgens. Los, geben Sie ihn mir!«
    Faber ließ den Hörer sinken und bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand. »Eine Puppe, Boß. Will Sie sprechen.«
    »Gib her«, sagte Rice. Er warf die Klammer über die Schulter und streckte die Hand aus. Faber mußte sich erheben, um Rice den Hörer zu überreichen.
    »Ja?« fragte Rice.
    »Mr. Rice?«
    »Am Apparat.«
    »Ihre Stimme entspricht genau der Vorstellung, die ich mir von Ihnen gemacht habe, Rice. Ich möchte Ihnen sagen, daß ich Sie töten werde. Töten, hören Sie?«
    »Eine Verrückte«, sagte Rice und warf den Hörer zurück. Faber beugte sich nach vorn und fing ihn auf. Behutsam legte er ihn auf die Gabel.
    »Was wollte sie?« erkundigte er sich. Rice schwang die Beine vom Tisch auf den Boden. Gleichzeitig schob er den Oberkörper hoch. »Eine Verrückte«, wiederholte er. »Sie will mich umbringen. Töten! Das hat sie gesagt. Hast du die Stimme erkannt?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Aber sie meinte es ernst, verdammt noch mal. Sie meinte, wäs sie sagte.«
    Faber legte die Stirn in Falten. »Sie hat keinen Grund genannt?«
    »Nein.«
    Es klopfte. Die Männer blickten zur Tür. Ein Mann kam herein. Er war etwa mittelgroß und trug eine Sportkombination. Das Überkaro des grauen Sakkos wetteiferte in der Auffälligkeit mit dem bunten Schlips.
    Die Augen des Mannes waren rot umrändert. Er sah übernächtig aus. »Hallo, Boß«, sagte er und kam näher. »Hallo, Jerome!«
    »Setz dich, Herb«, sagte Rice. »Alles okay?«
    »Nicht ganz«, meinte Herb Hutchlay. »Bis auf Lo. Die haben wir geschafft.« Er setzte sich und griff nach einer Silberdose, die auf dem Klubtisch stand. »Ich darf doch?« Er nahm sich eine Zigarette und steckte sie an. Die beiden anderen Männer beobachteten ihn schweigend.
    Hutchlay lehnte sich zurück. »Der Kerl im Hartley war Jerry Cotton.«
    »Cotton? Cotton?« fragte Rice. »Ist das nicht ein G-man?«
    »Das Paradepferd des FBI«, nickte Hutchlay. »Ein ganz gefährlicher Bursche.«
    »Moment mal«, sagte Rice. »Willst du behaupten, daß Jerry Cotton unter dem Namen Naddish im Hartley abgestiegen ist? Daß er uns eine Falle stellen wollte?«
    »Genau! Er muß erfahren haben, was Naddish in New York vorhatte.«
    »Und wo ist Naddish?«
    »Keine Ahnung, Boß.«
    »Wie hast du erfahren, daß Cotton uns zu bluffen versuchte?« fragte Rice.
    Hutchlay grinste. »Ich habe mich unter die Reporter gemischt, die vor dem Hotel standen, Boß. Da hört man allerhand.«
    »Jemand muß gesungen haben«, sagte Faber, »und diesmal spreche ich nicht von Lo Cockers.«
    »Naddish muß sein Maul aufgerissen haben!« sagte Faber.
    »Ob er Lunte gerochen hat? Ob ihm dämmerte, was wir mit ihm anstellen wollten?« fragte Rice.
    »Irgend etwas muß ihn gewarnt haben«, vermutete Faber.
    »Das erfahren wir noch«, meinte Rice. »Wir müssen herausfinden, wie Lo Cockers an die Informationen herangekommen ist.«
    »Ich übernehme das«, sagte Hutchlay. »Ich werde mit Commers sprechen.«
    Rice

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