0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl
daß sie Ihnen gleich eine Schachtel Kopfschmerztabletten angeboten hat.«
»Sie hat sie mir nicht angeboten.«
»Nein?«
»Ich war gezwungen, ihr eine sehr traurige Nachricht zu überbringen, und bat sie, mich ein bißchen in der Wohnung umsehen zu dürfen. Hutchlay ist nämlich ermordet worden. Wissen Sie das noch nicht?«
»O doch, das weiß ich.«
»Woher?«
»Ich bin ein Schnellmerker«, antwortete er. »Solche Leute gibt es ja.«
»So toll kann das mit Ihnen nicht sein«, meinte ich. »Wenn Ihre Behauptung zuträfe, hätten Sie längst begriffen, daß Sie sich den falschen Job ausgesucht haben, genau wie Hutchlay.«
»Er muß einen kapitalen Fehler gemacht haben, sonst wäre er noch am Leben«, sagte der Mann hinter mir. »Bleiben wir bei den Tabletten. Wo lagen die Dinger?«
»Im Sideboard. Zwölf Röhrchen in einem Karton. Ich hielt es für eine gute Idee, sie mitzunehmen.«
»Geben Sie doch zu, daß die Frau das Zeug auf Ihr Verlangen herausgegeben hat!«
»Warum bestehen Sie darauf, daß ich Märchen erzähle?«
»Hören Sie, Cotton, ich kann ganz verträglich sein — aber nicht, wenn ein Bulle mich verschaukeln will. Sagen Sie mir jetzt die Wahrheit, oder ich zwinge Sie dazu! Hat die Puppe gesungen — ja oder nein?«
»Nein«', sagte ich.
Er schwieg einige Sekunden, dann sagte er: »Fahren Sie langsamer, Cotton. Da vorn ist eine Parklücke. Stoppen Sie dort!«
Ich gehorchte. »Nehmen Sie die rechte Hand vom Steuer«, sagte er. »Drücken Sie den Ganghebel auf Leerlauf. So, das ist gut. Sie sehen ein bißchen müde aus, Cotton. Irgendwie abgespannt. Vielleicht sollten Sie sich mal etwas ausruhen!«
Im nächsten Moment passierte es. Der Schaft seiner Pistole landete krachend auf meinem Schädel. Ein kurzer, scharfer Schmerz durchzuckte mich. Dann verlor ich das Bewußtsein.
***
»Was ist denn los mit dir?« fragte Phil, als ich das Office betrat.
Ich massierte die schmerzende Stelle am Schädel. »Es gibt Vollnarkosen, an die ich mich einfach nicht gewöhnen kann. Was hast du erreicht?«
»Hat man dich niedergeschlagen?«
»Es war nicht so schlimm. Aber ich war lange genug weg, um dem Burschen Gelegenheit zu geben, mit dem Karton zu verschwinden.«
Ich berichtete kurz, was sich ereignet hatte.
Phil nickte ziemlich ungeduldig. »Das von Hutchlay weiß ich schon. Ich brauchte übrigens nur zwei der vorgesehenen Besuche zu absolvieren, Jerry. Ich war zuerst bei der Neverpain Inc. und dann bei Webster and Drought. Webster and Drought haben einige Maschinen verkauft, und zwar an einen New Yorker Maschinenmakler.«
»Hast du mit ihm gesprochen?«
»Ja. Er heißt Richard Swift. Er sagte mir, daß er die betreffenden Maschinen nach England verschifft habe, an eine Firma Leith in Sheffield.«
»Hast du dir die Versandpapiere zeigen lassen?«
»Selbstverständlich. Die Sache geht in Ordnung. Die Firma Leith hat vor knapp sieben Monaten fünfzehn Kisten mit Maschinen bekommen.«
»Warum strahlst du nur so?« fragte ich. »Liegt dir das Wohl der Firma Leith so am Herzen?«
»Die Firma Leith«, erwiderte Phil, »befaßt sich ausschließlich mit der Herstellung sanitärer Artikel. Wasserhähne, Klosettdeckel, was weiß ich.«
»Woher hast du das erfahren?«
»Ich habe das Handelsregister konsultiert und sicherheitshalber noch einmal per Kabel nachgefragt. Mit anderen Worten: Swift wollte mich irreführen. Die Papiere, die er mir zeigte, waren echt. Leith in Sheffield hat tatsächlich eine Sendung mit Maschinen bekommen, und zwar in der in Frage kommenden Zeit. Aber es können nicht die Spezialmaschinen von Webster and Drought gewesen sein.«
»Wie ich dich kenne, hast du dich inzwischen mit der Vergangenheit dieses Mr. Swift beschäftigt?«
»Ja, aber hier liegt nichts über ihn vor. Bis jetzt ist er ohne Vorstrafen durchs Leben gegangen. Er handelt bereits mehr als zehn Jahre mit Maschinen aller Art. In der Hauptsache verhökert er Liquidationsgüter.«
»Fahren wir zu ihm«, sagte ich.
Die Tür öffnete sich. Mr. High kam herein. Er hielt einen Brief in der Hand. »Das ist gerade gekommen«, sagte er. »Per Fernschreiber. Das District Office in San Franzisko hat versucht, Naddishs Vergangenheit aufzuhellen. Er ist verheiratet, aber seine Frau ist plötzlich verschwunden. Sie wurde zuletzt gesehen, als sie ihren Mann identifizieren mußte.«
»Seltsam«, sagte Phil.
»Unsere Leute in Frisko haben versucht, Mrs. Naddish aufzuspüren. Sie haben überall herumgefragt, sie waren auch
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