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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wenn es in der Größenordnung deiner Alkoholfahrten liegt, dann muß ich dir sagen, daß du dir deine Pechsträhne ehrlich verdient hast. Seit du diese Frau kennengelernt hast, geht das so, sagtest du vorhin? Wie lange ist as denn her?«
    »Etwa ein halbes Jahr«, murmelte Landemon.
    Zamorra nickte. »Ich würde diese Frau gern mal kennenlernen«, überlegte er.
    »Wozu?« Landemon wurde mißtrauisch. »Willst du sie mir ausspannen?«
    Allein daß er auf diesen unsinnigen Verdacht kam, zeigte Zamorra, daß Landemon ziemlich durcheinander war, auch wenn er klar und zusammenhängend redete. Jeder im Dorf und in der Umgebung, der Zamorra auch nur vom Sehen her kannte, wußte, daß der es noch nie nötig gehabt hatte, jemand anderem die Partnerin ausspannen zu wollen. Auch wenn er anderen hübschen Mädchen gern nachschaute, blieb er doch seiner Nicole treu; er konnte überhaupt nicht anders.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich habe da nur so einen Verdacht… sag mal, du liebst diese Frau wirklich, ja?«
    »Und du hältst sie für eine Dämonin!« entfuhr es Landemon, der sich aufrichtete und Zamorra an den Hals gehen wollte, weil er dessen Motiv des Kennenlernens diesmal richtig erkannt hatte. »Das ist sie nicht, Zamorra… da bist du auf dem falschen Dampfer! Laß sie in Ruhe, hörst du?«
    »Himmel, ich habe mit keiner Silbe etwas derartiges angedeutet… ich will sie nur mal kennenlernen und ihr auf den Zahn fühlen…«
    »Ich habe gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen!« brüllte Landemon.
    Da war der Zerberus wieder im Zimmer. »Was ist hier los?« Resolut stand sie in der Tür, die Arme leicht angewinkelt, um den Ruhestörer rauszuwerfen. Nur war dieser Ruhestörer ausgerechnet der Patient, und den des Zimmers zu verweisen gestaltete sich als vorerst unmöglich.
    Deshalb hatte Zamorra jetzt doch zu gehen.
    Er ging auch. Er sah sein Gespräch mit Enrique Landemon für beendet an. Dem Ex-Förster ging es schon wieder ganz gut, und so wie er sich aufführte, würde man ihn schneller wieder entlassen, als er selbst glaubte. Daß er die Folgen seiner Alkoholvergiftung so spielend überstanden hatte, war ein absolutes Phänomen, das Zamorra zusätzlich mißtrauisch machte.
    Er hielt jene Frau, von der er immer noch weder Name noch Adresse besaß, für die Urheberin von Landemons Pechsträhne! So etwas gab es - Menschen, denen ein Fluch anhing. Vielleicht hatte sie ihn aber auch ganz bewußt von sich abhängig gemacht, um ihn nun von innen heraus zu zerstören. Vielleicht war sie tatsächlich eine Hexe.
    Aber das konnte Zamorra nur herausfinden, wenn er sie selbst kennenlernte. Denn an Landemon hatte er keine Magie feststellen können, die wirkte. Das Amulett hätte ihn sicher darauf aufmerksam gemacht. Aber es sprach auf Enrique Landemon nicht an.
    Es mußte also etwas anderes sein.
    Wie, bei Merlins Bart, sollte er diese Rothaarige finden? Daß er es mußte, daran gab es keinen Zweifel. Nicht allein, weil er es für seine Pflicht hielt Landemon zu helfen, wie er jeden anderen Menschen geholfen hatte. Es ging nur darum, eine mögliche Gefahr zu erkennen und unter Umständen zu bannen.
    »Na dann«, murmelte er, verließ das Krankenhaus und pfiff dabei mißvergnügt und schräg einen alten Schlager vor sich hin, dessen Melodie er noch nie gemocht hatte, aber der zu seiner momentanen Stimmung paßte.
    ***
    Montpellier, 1975
    Etwas über drei Jahre lag es jetzt zurück, aber Naomi Varese hatte ihre Bitterkeit noch nicht verloren. Zweifel nagten in ihr. Damals war sie mit einem blauen Auge davongekommen. Nicks Verschwinden war natürlich aufgefallen, und weil er zuletzt in Naomis Begleitung gesehen worden war, wurde automatisch sie verdächtigt, mit seinem Verschwinden zu tun zu haben; man wollte ihr sogar anhängen, daß sie ihn ermordet hätte. Aber es gab keine Leiche - das, was die Hexe Cila von ihm übriggelassen hatte, ließ sich beim besten Willen nicht mehr mit einem Menschen in Verbindung bringen. Dennoch war es für Naomi nicht einfach gewesen. Ständige Scherereien, polizeiliche Vernehmungen, Streß und dazu auch noch die Belastung, miterlebt zu haben, was Nick zustieß und nicht darüber reden zu dürfen. Wer hätte ihr denn die Wahrheit geglaubt? Im günstigsten Fall hätte man sie für verrückt erklärt und in eine Anstalt eingewiesen. Dabei war sie so normal wie jeder andere Mensch. Unnormal war nur Nicks tragisches Ende.
    Sobald sich ihr eine Gelegenheit bot, zog sie aus Marseille fort. Sie fand eine

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