0473 - Botin des Unheils
zufrieden? Himmel, so viele Karnickel gibt’s um diese Jahreszeit doch hier noch gar nicht, daß Fenrir davon satt werden könnte…«
»Wie gesagt, da war die Rede von einer Art Zweitwohnung, wie er es telepathisch formulierte. Da muß also irgendwo in der Wildnis jemand sein, dem er durch seine Abwesenheit auf die Nerven geht… und dieser Jemand muß innerhalb eines Radius wohnen, den Freund Fenrir innerhalb höchstens eines halben Tages auf seinen vier Pfoten durchmessen kann.«
Zamorra überlegte. Da boten sich eine ganze Menge Möglichkeiten an. So ein Wolf konnte recht schnell und weit laufen, konnte innerhalb kurzer Zeit gewaltige Entfernungen zurücklegen, wenn er seine Beute hetzte oder mit dem Rudel auf Wanderschaft war. Zamorra schätzte diesen Radius auf weit über fünfzig Kilometer. Da gab es nicht nur Wald und Felder, sondern auch etliche kleinere und größere Ortschaften. Allerdings hatte Zamorra irgendwie das Gefühl, daß Fenrir diesen theoretischen Radius bei weitem nicht voll ausschöpfte. Warum er das so sah, konnte er allerdings nicht sagen.
»Das ist ja alles schön und gut, aber warum erzählst du mir das gerade jetzt, wo wir über Enrique Landemon reden?« fragte Zamorra ungeduldig. »Willst du mich von seinem Tod nur ablenken, oder…?«
Nicole schüttelte den Kopf. »Das würde ich anders anstellen… nein, chéri , ich glaube eine Verbindung zu sehen.«
»Zwischen Fenrir und Enrique?« staunte Zamorra. »Wie kommst du denn auf diese verrückte Idee?«
»Haben wir nicht schon oft erlebt, daß gerade die verrücktesten Ideen uns zum Ziel führten?« stellte sie ihre Gegenfrage. »Und so verrückt sehe ich diese Idee gar nicht. Sowohl Fenrir als auch der Förster bewegen sich in der Wildnis, im Wald… wo Tannen stehen, was in Sachen Fenrir die Auswahl der Örtlichkeiten schon wesentlich reduziert…«
Zamorra schluckte.
»Willst du damit andeuten, Fenrirs sogenannte ›Zweitwohnung‹ wäre mit dem Aufenthaltsort der Rothaarigen identisch, die Landemon auf dem Gewissen hat?« Das war ihm nun doch zu fantastisch. Oder sollte Nicole etwas wissen, das sie ihm bisher noch nicht mitgeteilt hatte?
Er fragte sie danach.
»So, wie er sein Empfinden mitteilte, muß es sich um eine Frau handeln, mit der er zu tun hat!« kam Nicole mit ihrer bisher zurückgehaltenen Information heraus.
Zamorra verzog das Gesicht. Nicoles Formulierung war ihm zu schwammig und unbestimmt. »Wie er sein Empfinden mitteilte… was hat er dir denn nun exakt mitgeteilt? Hat er dich konkret darüber informiert, daß sein neuer Gastgeber, den er uns anscheinend vorzieht, eine Frau ist, oder spekulierst du jetzt bloß ins Blaue hineir?«
»Konkret geworden ist er nicht. Er hat weder einen Namen genannt noch eine Beschreibung von Person und Ort geliefert«, gestand Nicole. »Aber in seiner Mitteilung schwang etwas mit, das er nicht unterdrücken konnte, das wahrscheinlich niemand unterdrücken kann, es sei denn, er legt es ganz gezielt darauf an… und das lief unterbewußt mit, so daß ich es aufnehmen konnte.«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Nici, deine Para-Begabung liegt in der Telepathie! Was du hier aber andeutest, gehört zur Empathie…«
»Und beide Talente sind eng miteinander verwandt, oder hast du das schon wieder vergessen? Chérie, Frauen spüren Gefühle und Empfindungen grundsätzlich besser als Männer, nur habe ich mir bisher nie Gedanken darum gemacht, was in einer telepathischen Botschaft noch unterschwellig alles mitgesendet wird. Diesmal aber habe ich intensiv darüber nachgedacht und mir Fenrirs Schwingungen wieder in Erinnerung gerufen und sie analysiert, weil ich einfach neugierig war, wer uns da den Rang abgelaufen hat. Nicht nur uns, sondern möglicherweise auch Merlin und den Druiden.«
»Und nur deshalb glaubst du also, es mit einer Frau zu tun zu haben? Das kommt mir immer noch ziemlich weit hergeholt vor… ist Fenrir denn noch im Château?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Schon wieder unterwegs… bin mal gespannt, wann er sich wieder hier sehen läßt. Er tauchte wohl nur auf, um sich kurz noch unter den Lebenden weilend zu melden, damit wir uns keine unnötigen Sorgen machen sollen. Er kam und verschwand kurz darauf wieder. Mag vielleicht eine Stunde her sein.«
Zamorra überlegte. Sparen, die der Wolf hinterlassen haben konnte… Vielleicht sollte er ihn mit Hilfe des Amuletts verfolgen? Aber dann entschied er, daß es dafür bei weitem zu naß war. Nur um zu wissen, wohin
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