Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Begrüßungskuß fiel nur recht mäßig aus. »Was ist los?« wollte Zamorra wissen.
    »Ich habe eben mit dem Krankenhaus telefoniert«, sagte sie. »Ich hatte gehofft, du wärst noch da… weil ich dich bitten wollte, noch eine Besorgung zu machen. Aber du warst schon weg… und Landemon schon tot.«
    Zamorra erstarrte innerlich zu Eis.
    »Was? Was hast du gesagt?« fragte er verwirrt. Tot? Vorhin hat er doch noch gelebt.
    »Wie ist das passiert?«
    »Es muß nur wenige Minuten nach deinem Abschied passiert sein«, erwiderte Nicole etwas bedrückt. »Ich habe nachgefragt. Zuerst wollte man es mir nicht sagen, aber dann habe ich doch ein wenig gebohrt. Er ist wohl aus irgend einem dämlichen Grund aufgestanden, ausgerutscht und mit dem Hinterkopf gegen den Bettrahmen geschlagen. Ja, und diesmal konnte ihm keiner mehr helfen…«
    Zamorra sah auf seine Schuhspitzen. Langsam schüttelte er den Kopf. Er dachte an Landemons Todessehnsucht und Verzweiflung. Vielleicht hatte der Ex-Förster jetzt erreicht, was er wollte. Er hatte sich aller irdischen Sorgen entledigt, mit denen er nicht mehr fertig geworden war. »Murphy’s Gesetz« hatte endgültig zugeschlagen. Vielleicht hatte er sich aber auch ganz gezielt so fallengelassen, daß er mit tödlicher Wucht aufschlagen mußte… Wer konnte es mit Bestimmtheit sagen, wenn es keine Zeugen dafür gab? Es handelte sich zwar um ein Dreibettzimmer, aber die beiden anderen Betten waren heute nicht belegt gewesen. Sonst hätte er zumindest Gesprächspartner gehabt, die ihn möglicherweise von seiner unheiligen Todessehnsucht abgelenkt hätten…
    »Ich hätte es wissen müssen«, murmelte Zamorra. »Er war suiziös. Selbstmordgefährdet. Aber was hätte ich tun sollen? Die Stationsschwester oder den Stationsarzt bitten, einen ständigen Aufpasser in seinem Zimmer zu lassen? Ich glaube kaum, daß man in einem so kleinen Krankenhaus derart personalintensiv arbeiten könnte, nur auf einen vagen Verdacht hin. Er gab sich nämlich sehr lebhaft und aggressiv, und Selbstmordkandidaten sind normalerweise doch eher depressiv veranlagt. Seine Depressionen hat er aber wohl anscheinend nur mir gezeigt, nicht aber dem Krankenhauspersonal.«
    »Komm, trink einen Kaffee und erzähle«, bat Nicole. »Die Besorgung kann auch Raffael machen, oder ich frage Pascal, ob er heute in Feurs zu tun hat. Dabei fällt mir ein - der Bursche könnte mir eigentlich bei Gelegenheit den Cadillac zurückverkaufen. Wenn demnächst das zweite Kind kommt, wird er die Spritschleuder eh gegen einen sparsamen Kombi tauschen wollen, dessen Unterhalt ihn weniger kostet… und mich packt jedesmal die große Traurigkeit, wenn ich den Wagen unten im Dorf sehe…«
    Es war in der Tat ein Traumwagen; ein weißes Cadillac Cabrio, Baujahr ’59, mit den größten Heckflossen, die jemals an einem amerikanischen Straßenkreuzer gebaut worden waren, chromblitzend und elegant. Nicole hat den Wagen jahrelang gefahren bis zu einem unverschuldeten Unfall mit Überschlag; und der junge Pascal Lafitte hatte ihn ihr seinerzeit abgekauft und ihn repariert und restauriert.
    Im Frühstücksraum ließen sie sich nieder und Zamorra erzählte, worüber er mit Landemon gesprochen hatte -und was dieser ihm nicht hatte sagen wollen. »Ich bin sicher, daß diese Rothaarige, die du in seinen Gedanken gesehen hast, etwas mit seinem Zustand zu tun hat beziehungsweise hatte«, schloß er. »Wenn ich wüßte, wie man sie aufspüren kann…«
    »Fenrir war vorhin mal wieder hier«, sagte Nicole übergangslos.
    »Und?« fragte Zamorra, der nicht verstand, warum Nicole gerade in diesem Moment so sprunghaft das Thema wechselte.
    »Er schleppte jede Menge Schmutz herein, war klatschnaß vom Regen, hatte einen Haufen Tannennadeln im Pelz und machte einen tierisch glücklichen Eindruck. Er wollte nicht mal den Kühlschrank plündern, sondern teilte mit, er sei durchaus satt und mit sich und der Welt zufrieden.«
    Zamorra verzog das Gesicht. »Und?« wiederholte er ungeduldig. Nicole sollte doch, bitte schön, zum Thema zurückkommen oder den Kern der Dinge etwas schneller ansteuern.
    »Dafür, daß er diesmal fast zwei Tage draußen herumstrolchte, wirkte er trotz der Tannennadeln recht gepflegt«, sagte Nicole. »Er machte auch eine Anmerkung, als habe er so etwas wie eine ›Zweitwohnung‹ gefunden und wolle sich künftig etwas mehr dorthin orientieren.«
    »Was unseren Fleischvorräten dienlich wäre«, gestand Zamorra. »Er wirkte also satt und

Weitere Kostenlose Bücher