0473 - Drogenteufel von Stonehenge
das Geländer gereicht wurde und über der Fahrbahn schwebte.
Das war vielleicht ein Gefühl.
Der Druide hielt den Arm waagerecht ausgestreckt. Er stand sehr dicht am Geländer, und ich hing in seinem Griff wie eine kleine Puppe. Unter mir rauschten die Wagen vorbei. Ich sah die huschenden Bahnen ihrer Scheinwerfer über den nassen Asphalt hinweggleiten und erkannte auch die kleinen, tanzenden Flocken im Lichtkreis der beiden Laternen.
»Ich brauche den Griff nur zu lösen, dann bist du in Sekundenschnelle tot«, sagte er und bewegte bereits die Finger…
***
Als Suko die Wohnungstür aufschloß, wußte er sofort, daß er Besuch bekommen hatte. Er reagierte entsprechend, zog seine Beretta, machte kein Licht und preßte sich im Dunkeln rechts neben der Tür gegen die Dielenwand. Dort blieb er stehen, den Arm halb erhoben, bereit, sofort auf einen Dieb oder Einbrecher zu feuern.
Der Wohnraum lag im Dunkeln. Das Flurlicht versickerte in der Diele. Die Tür zum Wohnzimmer stand halb offen und zeichnete sich als ein schräger Schatten ab.
»Ich weiß, daß du mißtrauisch bist, Suko«, hörte er eine leise Stimme aus dem Wohnzimmer. »Aber du kannst die Tür ruhig schließen. Es besteht keine Gefahr.«
Suko lächelte und senkte den Arm, bevor er die Beretta wieder verschwinden ließ und das Licht einschaltete, das die Diele erhellte. Der Inspektor kannte den Besucher, schließlich war Myxin kein Unbekannter. Er und der kleine Magier hatten des öfteren zusammen Fälle gelöst.
Suko drückte auch die Wohnungstür ins Schloß und betrat den Wohnraum. »Konntest du dich nicht anmelden?« fragte er, als er auch dort Licht machte.
»Ich liebe eben die Überraschungen.«
Suko nickte. »Das sehe ich.«
Myxin, der kleine Magier mit der leicht grünlich schimmernden Haut, hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht und die Beine ausgestreckt. Wie immer trug er einen langen Mantel, der eigentlich viel zu groß für diese schmächtige Gestalt war. Man konnte Myxin durchaus als alterslos bezeichnen. Er war eine mystische Gestalt und lebte seit über 10 000 Jahren. Auf dem längst versunkenen Kontinent Atlantis war er geboren worden, hatte dort der Schwarzen Magie gedient und war von einem ebenfalls schwarzmagischen Feind, dem Schwarzen Tod, in einen zehntausendjährigen Schlaf versetzt worden, aus dem ihn Suko und dessen Freund John Sinclair befreit hatten.
Jetzt lebte er zusammen mit Kara, der Schönen aus dem Totenreich, bei den flaming stones, den Flammenden Steinen, die für einen normalen Menschen nicht sichtbar waren. Kara und Myxin hatten dort ihre zweite Heimat gefunden und sich ausgerechnet, daß sie die Steine als Fluchtstätte oder Refugium für Verfolgte einrichten wollten.
Es war nicht so recht gelungen, denn der Dritte im Bunde, der Eiserne Engel, hatte die Stätte verlassen und war bisher noch nicht wieder aufgetaucht.
Deshalb war Myxin sicherlich gekommen, und Suko fragte auch nicht danach.
Er nahm ihm gegenüber Platz. »Wie geht es Kara?« erkundigte er sich.
Der kleine Magier lächelte. »Sie wartete bei den Flammenden Steinen.«
»Gut.«
»Ich hörte, daß Shao etwas zugestoßen sein soll?«
Suko nickte. Sein Gesicht nahm einen betrüblichen Ausdruck an. »Ja, sie ist ebenfalls verschwunden, ähnlich wie der Engel. Amaterasu hat sie geholt, damit sie ihr Erbe antreten kann.«
»Und wie sieht das aus?«
Suko hob die Schultern. »Das weiß ich leider nicht, mein Freund. Ich hatte keinen Kontakt mehr zu ihr. Shao ist mir genommen worden, aber deshalb bist du bestimmt nicht gekommen.«
»Nein, das nicht.« Myxin schaute zu Boden. »Es geht eigentlich um die Steine.«
Suko legte die Stirn in Falten. »Sind sie wieder von einem Dämon manipuliert worden?«
»Zum Glück nicht. Aber sie haben mir eine Botschaft übermittelt, als ich ihre Magie anzapfte.«
»Welche?«
»Es geht um andere Steine, die wesentlich berühmter sind. Sie stehen in der Nähe von Salisbury.«
»Stonehenge!«
»So ist es.«
Suko schüttelte den Kopf. »Bisher gab es keine Gemeinsamkeiten zwischen den Flammenden Steinen und Stonehenge. Sollte sich da etwas getan haben?«
Myxin hob die Schultern. »Ich bin mir nicht sicher. Es könnte aber möglich sein.«
»Wie das?«
»Man weiß ja heute, daß die Steine von Stonehenge aus Südwales vor langer Zeit an diesen jetzigen Standort gebracht worden sind. Der Grund ist nach wie vor unklar. Es muß mit den Gestirnen und deren Kreislauf zusammenhängen, nicht umsonst hat man
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