0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen
sein, wenn ich von ihm noch etwas erfahren wollte. Ich wich deshalb aus.
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Na, Sie fragen mich so komisch über Malcolm aus. So machen es die Detektive immer. Ich weiß das sehr genau, denn ich lese viel Kriminalromane.«
Ich lachte.
»Und jetzt kombinieren Sie, daß ich etwas gegen Ihren Mieter habe, weil ich Sie wegen seines Wagens ausfragte. Da sind Sie aber auf der falschen Fährte, mein Lieber. Sie haben doch zuerst gefrotzelt und von Seidenpapier mit Schleifchen gesprochen. Ist es da ein Wunder, daß ich mich dafür interessiere, ob der Anwalt seinen Wagen überhaupt fährt?«
Der Hausmeister dachte kurz nach.
»Sie haben recht, ich habe falsch kombiniert. Ihre Frage war berechtigt!« sagte er offen.
Ich drohte ihm scherzhaft mit dem Finger.
»Man soll nie so böse über seine Mitmenschen denken. Rechtsanwalt Malcolm ist doch wohl über jeden Verdacht erhaben. Oder?«
Diesmal merkte er nicht, daß ich ihn ausfragen wollte.
»Natürlich! Wenn es mir auch nicht paßt, daß er diesen David Bruce heraushauen will. Der Kerl ist doch ein Mörder. Und was heute passiert ist…«
Er sagte auch nicht, was er davon hielt, er zeigte nur, daß er genauso dachte wie alle Menschen in der Stadt. Gestern, als das Ergebnis der Beweisaufnahme in den Abendblättern stand, waren die Meinungen über die Täterschaft Bruces noch sehr geteilt. Es gab viele Menschen, die an die Unschuld des Angeklagten glaubten. Die Ereignisse dieses Vormittags hatten alle Sympathien für David Bruce hinweggefegt.
»Warten wir ab, was die Geschworenen dazu sagen«, lenkte ich den Hausmeister von diesem Thema ab. Ich wollte mit ihm nicht über die Mordsache Bruce sprechen.
»Nun, wie ist es? Mich interessiert immer noch, ob der Anwalt in diesem schicken Auto ab und zu auch einmal fährt.«
Sein Mißtrauen war immer noch nicht beseitigt.
»Warum wollen Sie denn das unbedingt wissen?« forschte er.
»Wenn er nicht damit fährt, steht der Wagen doch immer hier auf dem Parkplatz. Und dann sind Sie doch derjenige, der dafür verantwortlich ist. Sicher keine leichte Aufgabe für Sie, was?«
Jetzt hatte ich den richtigen Nerv getroffen. Seine Gestalt straffte sich, womit er zeigen wollte, wie wichtig in dieser Beziehung seine Person war.
»Da geht keiner ’ran, Mister! Rechtsanwalt Malcolm ist ein netter Mensch. Er hat mich gebeten, auf seinen Wagen besonders zu achten, und das tue ich. Da kennen Sie aber Frederick Pearl schlecht!«
»Also steht er immer hier«, stellte ich fest. »Offen gesagt, das verstehe ich nicht. Wenn ich einen solch schicken Wagen hätte, würde ich immer damit fahren.«
»Immer steht er natürlich nicht hier«, berichtigte'mich der Hausmeister. »Zum Wochenende ist er damit unterwegs. Nur werktags, wenn er in der Downtown zu tun hat, nimmt er lieber ein Taxi, als sein Prachtstück unnötigen Gefahren auszusetzen. Meistens macht er das jedenfalls so…«
Jetzt hatte er sich warmgeredet. Er war soweit, wie ich ihn haben wollte. Jetzt konnte ich die Frage abschießen, auf die es mir während des ganzen Gespräches schon angekommen war.
»Das heißt, er fährt selten werktags damit?«
Er ging mir auf den Leim.
»Selten? Nun ja, in dieser Woche hat er ihn erst einmal benutzt, um damit zum Gericht zu fahren. Das war heute vormittag.«
Also doch.
Der Hausmeister schaute mich verwundert an, als ich unsere Plauderei so unvermittelt abbrach.
»Wo finde ich den Anwalt?« wollte ich nur noch wissen.
Er deutete mit dem Daumen über die rechte Schulter.
»Eingang C, Apartment C 24!« sagte er widerwillig.
Ich murmelte einen kurzen Dank und war schon unterwegs zum Eingang C. Der Lift trug mich nach oben.
Zwei Minuten später stand ich vor der Naturholztür mit den goldenen Lettern »C 24«. Links neben der Tür war ein kleiner Klingelknopf ohne Namensschild.
Malcolm konnte sich das leisten. Das bekannte Anwaltsbüro, zu dem er gehörte, lag in der Nähe der Wallstreet, und dort verkündeten große Schilder jedem, der es wissen wollte oder mußte, wo er die bekannten Anwälte finden konnte. Hier, in seiner Privatwohnung, konnte Malcolm jun. auf derartige Dinge verzichten.
Ich drückte auf den Knopf.
Dann hörte ich leise Schritte, und im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet.
Persönlich kannte ich Malcolm jun. nicht. Ich hatte aber Fotos von ihm in den Zeitungen gesehen und erkannte ihn sofort.
»Rechtsanwalt Thomas Malcolm?« erkundigte ich mich trotzdem.
»Ja, aber…« Er
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