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0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen

0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen

Titel: 0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen Kostenlos Bücher Online Lesen
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seiner Zigarettenpackung. Sie war neu. Mit aufreizender Ruhe öffnete er sie und entnahm ihr eine Camel. Er suchte nach einem Feuerzeug, und ich reichte ihm Feuer über den Tisch. Doch er lehnte ab. Es war offensichtlich, daß er mich damit brüskieren wollte. Ich ließ mir nichts anmerken. Er stand auf und ging zu einem Schreibtisch. Von dort holte er ein Tischfeuerzeug. Als er wieder saß, zündete er seine Zigarette an.
    Ein Schwall Rauch traf mich.
    »Hatten Sie etwas gefragt, G-man?« Jetzt zahlte ich mit gleicher Münze zurück. In meiner linken Jackentasche steckte eine angebrochene Zigarettenschachtel. Rechts hatte ich eine neue. Ich angelte mir die aus der rechten Tasche. Bedächtig zog ich das Aufreißband ab, zerknüllte die abgerissene Cellophankappe, entfernte behutsam das Stanniolpapier und klopfte mir eine Zigarette heraus. Dann suchte ich in drei Taschen, in denen ich nie ein Feuerzeug aufbewahre, nach dem Feuerzeug. Doch Malcolm gewann auch diese Runde.
    »Sie haben Ihr Feuerzeug in der linken Außentasche, Mr. Decker!«
    »Danke! Ja, Mr. Malcolm, ich habe Sie etwas gefragt!«
    Er wartete wohl, daß ihn ein Schwall Zigarettenrauch treffen würde. Doch ich blies ihn unter den Tisch. Er merkte, was das bedeuten sollte. Seine Reaktion war entsprechend.
    »Schade, Mr. Decker, Sie hätten Gelegenheit gehabt, mir zu sagen, daß Sie nichts gefragt haben. Indem Sie nun aber auf Ihrer Frage bestehen, kann ich Ihnen nur sagen, daß ich nicht daran denke, Ihnen eine Antwort zu geben. Ist das klar?«
    Ich nickte.
    »Wenn Sie mir die Antwort auf meine Frage verweigern, Mr. Malcolm, dann geben Sie mir Anlaß, einen bestimmten Verdacht gegen Sie zu haben. Sie wissen auch darüber Bescheid, daß ich in der Lage bin, Sie festzunehmen.«
    »Ich nehme Ihre Erklärung zur Kenntnis, Mr. Decker. Gleichzeitig weise ich aber darauf hin, daß ich in Ihrem Vorgehen einen unzulässigen Eingriff in ein schwebendes Verfahren zuungunsten meines Mandanten erblickte. Ich werde mir die entsprechenden Schritte Vorbehalten.«
    Das war ein großer Bluff. Er wußte genau, daß das Verfahren gegen seinen Mandanten zur Zeit nicht fortgesetzt werden konnte. Insofern war er auch nicht daran gehindert, seinen Mandanten zu vertreten. Er wußte auch genau, was eine vorläufige Festnahme zu bedeuten hatte. Diese Runde konnte also nicht an ihn gehen.
    »Sie wissen, Mr. Malcolm, daß Sie Rechtsmittel haben. Darüber habe ich dann nicht mehr zu entscheiden. Jetzt aber bestehe ich darauf, daß Sie mir meine Frage beantworten.«
    Er winkte mit beiden Händen ab. Mit einer hastigen Bewegung drückte er seine kaum angerauchte Zigarette im Aschenbecher wieder aus. Irgendwie wurde er jetzt unruhig.
    »Zugegeben, Decker, im Moment sitzen Sie am längeren Hebelarm. Ich beuge mich also. Sie wissen, was heute vormittag im Gericht geschehen ist. Nachdem mein Mandant abgeführt worden war, ging ich zum nächsten Telefon, um mit meinem Vater die erforderlichen Schritte abzusprechen. Ist damit Ihre Frage beantwortet?«
    »Haben Sie Ihren Vater erreicht? Haben Sie die gewünschten Instruktionen bekommen?«
    »Bestehen Sie auf der Beantwortung dieser Zusatzfrage?«
    Rechtsanwalt Thomas Malcolm schaute mich lauernd an. Ich hielt seinem Blick stand. Fünfzehn, zwanzig Sekunden lang kämpften wir so ein stummes Duell. Schließlich griff er wieder nach seiner Zigarettenschachtel. Er war nervös geworden.
    »Ja, Mr. Malcolm, ich muß auf der Beantwortung dieser Zusatzfrage bestehen.«
    »Andernfalls?«
    »Ich habe Sie auf die Folgen einer Nichtbeantwortung meiner Fragen aufmerksam gemacht, Mr. Malcolm.«
    »Unter Protest: Ja, ich habe die gewünschten Informationen erhalten.« Wütend knallte er das unschuldige Feuerzeug auf die Tischplatte.
    Doch ich ließ nicht locker.
    »Von Ihrem Vater?«
    »Ja, von meinem Herrn Vater!«
    Das Wort »Herrn« betonte er so, daß ich nicht überhören konnte, wie er mir damit eine Rüge erteilen wollte, weil ich es nicht benutzt hatte.
    Er konnte schließlich nicht ahnen, daß ich ihm jetzt einen vernichtenden Schlag versetzen würde.
    »Mr. Malcolm, wir sind darüber informiert, daß Ihr Vater gestern nachmittag nach Boston geflogen ist. Er befindet sich nach wie vor dort.«
    »Na und? Ist es etwa verboten, daß ich Rückfragen in Boston halte?«
    »Nein, Mr. Malcolm, verboten ist das nicht. Es war nur unmöglich, daß Sie von jenem Telefonapparat im Gericht nach Boston telefonieren konnten. Der Apparat, von welchem Sie nachweislich

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