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0474 - Nummer 1 wird abserviert

0474 - Nummer 1 wird abserviert

Titel: 0474 - Nummer 1 wird abserviert Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich ziemlich steil und war durch ein Rolltor verschlossen.
    Eine schmale Tür neben dem linken Schaufenster führte in den Laden. Als ich sie aufdrückte, ertönte ein Glockenspiel.
    Der Laden erstreckte sich in die ganze Tiefe des Hauses. Da die Vorhänge vor den Schaufenstern das Licht abhielten, herrschte ein Halbdunkel, das nur Umrisse ahnen ließ. Ich bewegte mich vorwärts. Überall standen Möbel herum. Ich rief: »Hallo!«, Ein Kronleuchter flammte so schlagartig auf, daß ich herumfuhr. Es war ein riesiges Gebilde, mindestens drei Dutzend Glühlampen leuchteten den Laden aus wie Scheinwerfer eine Bühne.
    Der Mann, der den Kronleuchter eingeschaltet hatte, stand am Fuß einer Holztreppe. Erst, als ich ihn sah, erkannte ich, daß ich Mr. 0‘Brian schon einmal gesehen hatte, damals, als ich zum erstenmal die Manhattan Driving School auf suchte. Vom Fenster aus hatte ich mit angeschaut, wie der kurzsichtige weißhaarige Mann den Thunderbird auf lebensgefährliche Weise in Gang gesetzt hatte.
    Auch in seinem Laden benutzte Mr. O'Brian einen Stock. Er hielt sich ein wenig gebückt. Die Brille auf seiner Nase war so dick, daß die Augen dahinter kaum zu erkennen waren. Er näherte siah mit tappenden Schritten. »Sie wünschen?« Seine Stimme besaß einen kräftigen Klang.
    Als er näher vor mir stand, sah ich, daß O’Brian trotz seiner weißen Haare vermutlich die Sechzig noch nicht erreicht hatte. Die Brille entstellte ihn und ließ ihn auf den ersten Blick älter erscheinen.
    Ich hielt ihm den Ausweis hin. Er stieß den Kopf vor, bis seine Nase fast meine Hand berührte. »Entschuldigen Sie«, sagte er dann, schob die Brille hoch und starrte aus wenigen Zoll Abstand auf den Ausweis. Offenbar sah er, wie die meisten Kurzsichtigen, auf ganz kurze Entfernungen am besten ohne Brille.
    »Ich bin FBI-Beamter«, erklärte ich. Er richtete sich auf und rückte die Brille wieder zurecht.
    Ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen. »Wahrhaftig, G-man, ich kann mir nicht vorstellen, welche Sorte Haupt- und Staatsverbrecher Sie ausgerechnet bei mir suchen.«
    Er machte eine einladende Handbewegung. »Wollen wir uns nicht setzen? Ich habe hinten ein kleines Büro. Die Stühle in meinem Laden sind zu alt und könnten unter Ihnen zusammenbrechen. Bitte, entschuldigen Sie, daß es fast dunkel in meinem Laden war, als Sie eintraten. Ich pflege den Strom zu sparen, da ich selbst mit Licht kaum etwas sehe.«
    Er redete in der Art der Leute, die viel allein sind, vor sich hin, ohne sich dafür zu interessieren, ob ich ihn verstand. Das Büro war winzig. Ein Fenster blickte in einen schäbigen, mit großen Steinplatten gepflasterten Hof. Dieser Hof stand voller Gerümpel. Eine mehr als mannshohe Mauer schirmte ihn gegen die Blicke seiner Umgebung ab.
    »Sie leben allein, Mr. O’Brian?«
    »Allerdings! Ich habe Verwandte in Pennsylvanien, aber ich verkehre nicht mit ihnen.« Er lächelte.
    »Sie handeln mit alten Möbeln?«
    Er kicherte in sich hinein. »Oh, nein, G-man! Was Sie sehen, sind keine alten Möbel, sondern echte Antiquitäten. Ich besorge den reichen Leuten ausgefallene Rokokosessel, auf denen man nicht mehr sitzen kann, Barockuhren, die so ungenau sind wie eine Regierungserklärung, und Renaissanceschränke, die unter dem Gewicht eines Pelzmantels auseinanderbrechen können. Aber das alles zeigen meine reichen Leute anderen reichen Leuten voller Stolz.«
    »Kannten Sie Georgia Handle?« fragte ich aus einer Eingebung heraus.
    Er überlegte. »Ich glaube, ich verhandelte mit ihr vor zwei Jahren über den Ankauf einer Biedermeier-Garnitur. Ihr Mann verweigerte ihr, wenn ich mich richtig erinnere, den Scheck.«
    »Sie sind Schüler der Manhattan Driving School?«
    Jetzt lachte er laut heraus. »Schüler? G-man, bevor ich diese verdammte Brille brauchte, fuhr ich so gut wie Sie oder jeder andere. Jetzt besteht die Gefahr, daß ich sogar einen riesigen Truck auf einer Kreuzung übersehe. Ich mag aber auf das Autofahren nicht verzichten, Also setze ich mich nicht allein ans Steuer, sondern nehme einen Fahrschulwagen, in dem der Mann neben mir alles das in Ordnung bringen kann, was ich verderbe.«
    »Ja, ich kenne Ihre Gründe. Mr. Cashett informierte mich.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen? Ich fuhr meistens mit ihm, aber jetzt hörte ich, daß er die Fahrschule auf geben will.«
    »Sind Sie schon einmal mit Henry Glyde gefahren?«'
    »Nein. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Mit ein oder zwei Ausnahmen

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