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0475 - Meine Totenbraut

0475 - Meine Totenbraut

Titel: 0475 - Meine Totenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das harte Wintergras bog. Sogar einen Schäfer sahen wir. Er stand bei seiner Herde und schaute unserem Wagen nach.
    Den See verloren wir nie aus dem Blick. Er begleitete uns auf der Fahrt. Sein Ufer war mit einem Schilfgürtel bewachsen. Boote entdeckten wir keine auf der Wasserfläche. Sie lag still und starr unter uns wie dunkelblaues Eis.
    Die letzte Kurve vor dem Schloß schien kein Ende nehmen zu wollen. Büsche wuchsen bis über den Weg. Fahrzeuge hatten tiefe Reifenspuren im feuchten Boden hinterlassen.
    Endlich lag die Kurve hinter uns, und wir konnten auf den freien Platz vor dem Schloß fahren.
    Frei stimmte nicht ganz, denn wir sahen drei Fahrzeuge. Lieferwagen, die zu der Firma gehörten, die Umbauten vornahm. Eine Mauer, die als äußere Begrenzung zwischen dem Gebäude und einem Innenhof stand, wie wir es von anderen Burgen oft genug kannten, existierte nicht. Dafür sahen wir das Gerüst, das sich an der Vorderfront festhielt. Auf den schmalen Stegen entdeckten wir Arbeiter.
    Wir stiegen aus.
    Hier oben war es kühler. Unser Blick fiel in das Dorf hinab und auch weiter über die Höhenzüge hinweg, wo wir in der Ferne abermals kleine Orte liegen sahen.
    Wer hier im Sommer und bei strahlendem Sonnenschein Urlaub machte, konnte sich freuen.
    Das Château gehörte zu den kleineren Bauten. Es glich mehr einem Herrenhaus. Türme sahen wir nicht, dafür eine Fassade, wo zahlreiche Erker und viel Stuck einen etwas kitschigen Eindruck hinterließen. Auf dem Dach standen zwei Türmchen mit spitzen Dächern, auf denen Schnee lag. So sahen sie aus, wie mit Puderzucker überstreut.
    Unsere Ankunft war bemerkt worden. Die Arbeiter ließen sich jedoch nicht stören, sie störten uns auch nicht.
    »Wenn es hier einen Chef gibt«, sagte Suko, »wird er sich sicherlich im Schloß aufhalten.«
    »Wieso?«
    »Chefs stehen meist nicht im Kalten.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Die Tür stand gerade so weit auf, daß wir hindurchpaßten. Wenig später standen wir in einer Halle, die ziemlich groß war, aber mehr einer Baustelle als einem Entree in ein elegantes Schloß glich.
    Auch im Inneren waren Gerüste aufgebaut. Die große Treppe nötigte mir ein achtungsvolles Nicken ab. Sie schwebte frei, besaß breite Stufen, bestand aus Holz und glich schon eher einem Kunstwerk.
    Um sie vor Beschädigungen zu schützen, war dicker Filz auf die Stufen gelegt worden.
    Der Boden zeigte eine Staubschicht, in der sich die Fußtritte der Arbeiter verteilten. Schwere und breite Scheinwerfer schossen ihre Lichtstrahlen schräg gegen Decke und Wände, wo abgeschliffen und gemalt wurde.
    Auch den Chef entdeckten wir. Jedenfalls hielten wir den Mann im grünen Parka dafür. Er hockte an einem Tapetentisch, den er zu einem Schreibtisch umfunktioniert hatte, und telefonierte. Er sprach nicht, er schrie in den Hörer und redete dabei so schnell, daß wir ihn kaum verstehen konnten. Der Mann war ziemlich groß, er hatte dichtes, dunkles Haar und ein etwas unförmiges Gesicht mit einer sehr großen, dicken Nase, die leicht gerötet war.
    Der Tisch war mit Papieren, Stiften und Zeichnungen übersät. Daß wir vor ihm stehenblieben, nahm er wohl zur Kenntnis, er kümmerte sich aber nicht um uns, sondern redete weiter. Dabei umklammerte er den Hörer so hart, daß ich befürchtete, er würde ihn zerbrechen.
    Während er sprach, zitterten die Härchen auf seinem Handrücken. Sie sahen aus wie ein dichter, dunkler Flaum. Irgendwo im Hintergrund dudelte ein Radio. Einer der Arbeiter hatte es neben sich auf dem Gerüststeg stehen.
    Schließlich war der Chef fertig. Mit einem wütend gesprochenen »Merde« schleuderte er den Hörer zurück, sackte leicht in sich zusammen und ähnelte dabei einem bayerischen Politiker.
    Sekunden vergingen. Der Kerl schien eingefroren zu sein, bis er mit einer ruckartigen Bewegung den Kopf hob und uns aus seinen dunklen Augen fixierte.
    »Wer sind Sie, und wo kommen Sie her. Was wollen Sie?«
    »Mit Ihnen reden«, erwiderte ich.
    »Ich habe keine Zeit, wir sind in Druck. Das verdammte Wetter hat die Arbeiten verzögert. Dann hat uns ein Lieferant draufgesetzt, so daß wir die Bäder oben nicht einrichten können. Sie sehen also, daß ich beschäftigt bin und keine Zeit habe.«
    »Wir haben nur Ihre Leute arbeiten sehen«, erklärte ich.
    Jetzt sprang er auf. Wir erkannten, daß es sich bei dem Mann um eine Sitzgröße handelte. Wenn er stand, war er kaum größer, dafür sehr breit in den Schultern.
    »Was erlauben Sie

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