0475 - Meine Totenbraut
sich!« fuhr er uns an. »Soll ich Sie eigenhändig rausschmeißen?«
»Nein, nur ein wenig freundlicher behandeln. Das ist doch nicht zuviel verlangt - oder?«
»Wer sind Sie?«
Suko und ich stellten uns vor und fügten hinzu, daß wir aus London kamen.
»Wie schön für Sie. Na und?«
Mein Blick fiel auf sein linkes Parkarevers. Dort steckte ein Schild, auf dem auch sein Name stand.
Er hieß Perell. Natürlich hatte ich mir eine glaubhafte Erklärung einfallen lassen und rückte damit heraus. »Monsieur Perell, wir sind tatsächlich gekommen, um uns davon zu überzeugen, wie weit Ihre Arbeiten gediehen sind.«
»Sie hätten noch drei Monate warten sollen.«
»Unsere Kunden wollen aber jetzt schon informiert werden. Wir wollen deshalb noch einige Zusatzseiten in unseren Katalog einheften.«
Er nickte. »Ich verstehe, Sie sind von einer Reisefirma.«
»Ja, Monsieur Perell. Wir arbeiten für World Around.«
»Kenne ich nicht.«
Die kannte ich auch nicht. Ich hatte sie nur soeben erfunden. »Es ist uninteressant, jedenfalls hat man uns geschickt, damit wir uns hier einmal umsehen.«
Er schaute uns scharf an. »Wollen Sie sich auch nach konkreten Terminen erkundigen?«
»Das hatten wir eigentlich vor.«
Seine Hand wischte durch die Luft. Es war eine schwielige Hand. Perell kam sicherlich selbst vom Bau. »Nein, und abermals nein. Sie sehen ja selbst, was hier los ist. Wir sind nie in drei Monaten fertig. Wenn Sie unbedingt Ihren komischen Katalog fertigstellen wollen, schreiben Sie hinein, daß die ersten Urlauber hier frühestens im Herbst antanzen können. Der Frühling kommt nicht in Frage, und für den Sommer kann ich ebenfalls nicht garantieren.« Er deutete die Treppe hoch. »Sie können sich gern oben umschauen. Die Badezimmer sehen fürchterlich aus. Wie wir das alles schaffen sollen, ist mir ein Rätsel.« Er begann wieder zu schimpfen. »Es ist auch eine verdammte Schweinerei, daß wir unter Druck gesetzt werden.« Sein ausgestreckter Zeigefinger deutete einmal auf mich, dann wieder auf Suko. »Firmen, für die Sie beide arbeiten, wissen überhaupt nicht, wie der Hase läuft. Die wollen alles schnell haben, um möglichst bald das Klingeln der Geldstücke in den Kassen zu hören.«
»So ist das auch nicht«, schwächte Suko ab.
»Und ob es so ist.« Er holte Luft, um weiterzusprechen, als das schwarze Telefon klingelte.
Perell starrte es ernst an, dann schnappte er den Hörer, riß ihn hoch und preßte ihn gegen das Ohr.
»Ja, was ist denn jetzt schon wieder los?«
Plötzlich war er ruhig, schüttelte den Kopf und sprach mit leiser Stimme weiter. »Ja, die sind hier. Ich gebe Ihnen einen von Ihnen. Da, für Sie.« Er drückte mir den Hörer in die Hand, während er sich gleichzeitig umwandte, zu seinen arbeitenden Leuten auf dem Gerüst hochschaute und plötzlich zu ihnen lief.
Weshalb er sie anfuhr, hörte ich nicht, denn ich konzentrierte mich auf die weiche Stimme, die aus dem Hörer zu fließen schien.
»Ich begrüße dich bei mir…«
Suko sah, wie mein Gesicht hart wurde. »Hallo Margaretha«, sagte ich leise.
»Ja, ich bin es.«
»Wir sind ebenfalls gekommen.«
»Ich sah euch, aber ich muß dir sagen, daß du mich enttäuscht hast. Du hättest allein kommen sollen.«
»Davon hast du nichts gesagt.«
»Ich hatte es mir anders vorgestellt. Schade für deinen Freund. Er wird sterben, wenn wir heiraten.«
»Nun warte erst mal ab. Ich habe dich noch nicht gesehen, Margaretha. Außerdem sind noch andere Personen hier. Das Schloß wird umgebaut, das hättest du wissen müssen.«
»Sie werden bald verschwunden sein. Ich gebe dir noch einen Rat. Wenn du deinen Freund retten willst, sorge dafür, daß er dich verläßt. Ich will dich allein haben.«
»Ja, ich verstehe.«
»Du wirst mich sehen, aber zuvor werde ich noch ein Zeichen setzen, damit alle begreifen.«
In mir schlug eine Alarmklingel an. »Von welch einem Zeichen sprichst du, Margaretha?«
Sie hatte die Verbindung bereits unterbrochen, und auch ich legte den Hörer auf die Gabel.
»Was hat es gegeben?« Suko schaute mich an.
»Nicht viel, mein Lieber, oder doch einiges.«
»Komm, erzähl.«
»Du sollst verschwinden. Sie gibt dir noch eine Chance. Bleibst du, wird sie dich töten.«
Suko grinste schief. »Das wollten schon viele. Deshalb nehme ich es nicht so tragisch. Was will sie wirklich?«
»Zwei Dinge. Zum einen möchte sie mit mir allein sein, zum zweiten will sie ein Zeichen setzen.«
»Welches?«
»Keine
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