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0475 - Meine Totenbraut

0475 - Meine Totenbraut

Titel: 0475 - Meine Totenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wenn du nicht zurücktrittst.«
    Sie sagte zunächst nichts. Ließ nur ihre Arme sinken und begann mit einer Wanderung. Dabei schaute sie gegen die Decke. Hinter dem Altar zog sie ihre Kreise. Dabei bewegten sich ihre Lippen.
    Sie flüsterte Worte, die keiner von uns verstand, wahrscheinlich sie selbst nicht einmal. Dann blieb sie stehen, starrte das Kreuz vor meiner Brust an und schüttelte den Kopf, während ihre Lippen zuckten, so daß es aussah, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
    »Nein, das geht nicht. Du kannst mich doch nicht töten. Du willst mich auch nicht töten, wir haben uns geliebt, wir wollten Mann und Frau werden.«
    »Es ist aber nicht dazu gekommen!« erklärte Hector de Valois. Das Schicksal hat uns in der Gestalt der Diablita einen Streich gespielt. Hast du verstanden? Wir müssen das Schicksal hinnehmen.
    »Noch einmal. Heirate ihn nicht!«
    »Ich werde ihn zum Mann nehmen!« brüllte sie laut. Es hallte durch die Kirche, und Margaretha hatte die Hände zu Fäusten geballt, um ihren Entschluß auch äußerlich zu dokumentieren.
    »Dann mußt du sterben!« vernahm ich die Antwort aus dem Kreuz.
    Ich griff nicht ein. Aus dieser Auseinandersetzung mußte ich mich heraushalten. Sie wurde von zwei Personen geführt, die eigentlich in die Vergangenheit gehört hätten, aber sich jetzt, in der Gegenwart, gegenüberstanden.
    Erklärbar war dies kaum. Man mußte es eben hinnehmen und das Beste daraus machen.
    Margaretha lachte, schrie und schluchzte gleichzeitig. »Du willst mich töten? Du, der du mir deine Liebe geschworen hast, willst mich umbringen? Das kann ich nicht verstehen, das…«
    »Du bringst nur Unglück, Margaretha. Es ist nicht möglich, daß du eine Ehe mit einem Menschen eingehst. Wir beide sind vom Schicksal Gezeichnete. Wenn ich dich töte, ist dies auch ein Beweis meiner Liebe zu dir, da ich dir somit den ewigen Frieden gebe!«
    »Neiinnn…!«
    Selten hatte ich eine Person so grell und wütend schreien hören. Sie hatte ihre gesamte Gefühlswelt in diesen einen Schrei hineingelegt, aber Hector de Valois ließ sich von seinem Vorhaben nicht abbringen. Er tat, was er tun mußte.
    »Ich war gezwungen, meinen Halbbruder zu töten. Bei dir kann ich auch keine Ausnahme treffen!«
    Ich hatte plötzlich das Gefühl zu verbrennen. Flammte das Kreuz auf, schmolz es, während es vor meiner Brust hing, oder gingen von ihm nur die vernichtenden Ströme aus?
    Es waren die für mich nicht sichtbaren Wellen, die Margaretha trafen.
    Weder Feuer noch Licht, aber auch die unsichtbare Kraft reichte aus, um es zu beenden.
    Sie wurde zurückgeschleudert, fiel mit dem Rücken gegen die Wand und stieg entgegen der Erdanziehungskraft, an ihr in die Höhe. Es war ein unheimliches Bild, eine gespenstische, stille Szene, denn ich hörte sie auch nicht schreien.
    Wie der Geist Hector de Valois' dies vollbracht hatte, war mir unklar. Höchstwahrscheinlich kannte er mein Kreuz besser als ich. Ich war zur Regungslosigkeit verdammt, stand nur auf dem Fleck und schaute zu, was weiter ablief.
    Meine Totenbraut näherte sich der Decke und damit auch den Balkenfragmenten, die dort noch hingen. Sie hatte die Arme ausgestreckt, die Hände schabten über das rauhe Holz, dann verschwand sie in der Finsternis, denn das Licht der beiden Kerzen reichte nicht bis in diese Höhe.
    Ich sah nur mehr eine schattenhafte Bewegung, hörte etwas brechen und knacken, zuckte zusammen und starrte nach vorn, als der Körper wieder zu Boden fiel, dicht hinter dem Altar liegenblieb und sich noch einmal aufrichtete.
    Ich sah sie vor mir.
    Verletzt, gezeichnet, mit eingerissener Gesichtshaut, und ich sah etwas aus ihr herausgleiten, das ebenfalls eine weibliche Form besaß. Geisterhaft und plasmaartig.
    Aus seiner unmittelbaren Nähe strömte mir ein geflüsterter Hauch entgegen.
    »Schade, Sinclair, fast hätte ich dich gehabt…«
    Gleichzeitig brach Margaretha Dufour zusammen und verfaulte vor meinen Augen.
    Ich aber dachte über die Stimme nach. Ja, auch sie kannte ich. Sie hatte Diablita gehört.
    Mir lief ein Schauer über den Rücken, der auch blieb, weil sich Hector de Valois wieder meldete.
    »Ich mußte eingreifen, denn das Spiel war gefährlich. Sie hat trotz aller Beteuerungen unter Diablitas Einfluß gestanden. Sie war eine Gezeichnete, ihre Liebe reichte nicht aus, um dem Bösen zu entfliehen. So hätte sich Diablita dann an dir rächen können, denn ihre Kraft steckte auch noch in dem Monstrum, mit dem sich Margaretha

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