0476 - Der Sohn des Killers
von irgend jemandem mußten die anderen ja erfahren haben, wann die Diamantenbande den Laden ausräumen wollte.
Warum nicht von Miß Gladys?
Die Fahrt ging die Hafenstraße entlang an den Docks vorbei, bis zum Buttermilk Channel. In der Delavan Street hielt das Taxi vor einer typischen Seemannskneipe. Das Schild neben der Tür besagte, daß sich in den oberen Stockwerken eine Pension befand.
Beim Aussteigen sah ich .den Langen. Aber ich war mir nicht sicher, ob er bei dem Überfall auf Jeff Bronson dabeigewesen war.
Miß Gladys verschwand mit dem Mann' in der Pension, und das Taxi fuhr ab. Eine Zeitlang würden die beiden wohl im Hause bleiben.
Ich stieg aus, bedankte mich bei dem cleveren Fahrer und rief von einer Telefonzelle unser Office an.
»Wo steckst du denn?« fragte Phil. »Du hast was verpaßt. McDovan hat ganz schön verrückt gespielt, bis wir ihn hier hatten.«
»Geschenkt, das kannst du mir später erzählen. Ist Dick in der Nähe?«
»Ich kann ja mal fragen«, knurrte Phil unwillig zurück.
Gleich darauf bekam ich ihn an die Strippe.
»Borden hier, was liegt an?«
»Hör zu, Dick«, sagte ich, »laß dir von Phil den zweiten Schlüssel vom Jaguar geben. Er steht in der 49. Straße West. Dann kommst du auf dem schnellsten Wege hierher.«
»Wohin?«
»South Brooklyn. Ich erwarte dich am Atlantic Basin. Und noch eins, Dick, verschaff dir irgendwo eine Montur, daß du wie ein Seemann aussiehst.«
»Soll ich vielleicht auch einen Kahn mitbringen?«
»Nicht nötig, wenn du Pech hast, gehst du sowieso baden.«
***
Dick Borden bremste genau neben mir. »Das ist ein Schlitten«, sagte er begeistert. »Wenn du mal einen Chauffeur brauchst, Jerry, ich stehe immer zu deiner Verfügung.«
Ich klemmte mich hinter das Steuer des Jaguars, und Dick Borden rutschte auf den Beifahrersitz. Er hatte sich mächtig ausstaffiert und wirkte wie ein waschechter Matrose.
Ich erklärte ihm kurz die Situation. »Es kommt mir hauptsächlich darauf an zu erfahren, was Miß Gladys mit dem Langen zu tun hat. Versuche, Kontakt zu bekommen. Paß auf, mit wem der Lange Verbindung aufnimmt. Das Haus muß eine besondere Rolle spielen, vielleicht ist es so eine Art Zentrale.«
»Das mache ich schon«, sagte Dick ruhig. »Laß mir bis morgen freie Hand.« Wir verabschiedeten uns, und Dick verließ meinen Wagen. Ich beobachtete, wie er breitbeinig über die Straße ging und zwischen den Häuserreihen verschwand.
Ich wendete und fuhr nach Manhattan zurück, um McDovans Büro noch einen Besuch abzustatten.
Kilborn öffnete mir. »Hallo, Jerry«, sagte er. »Ergebnisse liegen noch nicht vor, du wirst dich gedulden müssen.«
»Deswegen komme ich nicht«, wehrte ich ab. »Ich suche einen Mr. Martin.« Fred Kilborn schnitt eine fürchterliche Grimasse. »Der arme Kerl kann ja nichts dafür, aber er sieht wirklich aus wie eine Karikatur.«
»Er ist also hier?«
»Ja, hinten in seinem Büro.«
Ich begrüßte Wilkes, aber der sah kaum von seinem Aktenstapel auf.
Ich klopfte an die schmale Tür. »Herein«, sagte eine tiefe Stimme.
Ich erkannte ihn wieder. Damals bei meinem Besuch in McDovans Büro hatte ich ihn zum ersten Male gesehen.
Er stand sofort auf, als ich eintrat und stellte sich vor. »Mein Name ist Martin, ich bin der Geschäftsführer der Firma.« Ich nannte ebenfalls meinen Namen. »Das ist eine traurige Sache, Mr. Cotton«, sagte er langsam und setzte sich wieder. »Ich kann nicht glauben, daß Mr. McDovan so etwas getan hat. Warum auch? Er ist ein international renommierter Juwelenhändler.«
»Wir erleben oft merkwürdige Dinge, Mr. Martin. Die Beweise gegen Ihren Chef sind eindeutig und lückenlos.«
»Was geschieht mit der Firma?«
Ich zuckte die Achseln. »Eine Entscheidung darüber wird erst in ein paar Tagen fallen. Es wird am besten sein, wenn Sie bis zu diesem Zeitpunkt Urlaub nehmen. — Miß Gladys hat es bereits getan.«
Er ging auf meine Bemerkung über die blonde Sekretärin nicht ein. Überhaupt machte er einen etwas geistesabwesenden Eindruck.
»Ich möchte Sie bitten, Mr. Martin, sich in den nächsten Tagen zu unserer Verfügung zu halten. New York wollen Sie bitte nicht verlassen. Wo kann ich Sie erreichen?«
»Selbstverständlich stehe ich zu Ihren Diensten. Ich wohne 184, 52. Straße West.«
»Eine vornehme Gegend«, stellte ich liebenswürdig fest, ohne zu erwähnen, daß ich bereits am Vormittag dort gewesen war.
Martin begnügte sich mit einem Kopfnicken. Vielleicht wußte er
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