Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0476 - Der Sohn des Killers

0476 - Der Sohn des Killers

Titel: 0476 - Der Sohn des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
was er vorhat. Er wird den Schmuck kaum in seiner Wohnung vermodern lassen.«
    Phil war mit meinem Vorhaben nicht ganz einverstanden, aber er kam nicht mehr dazu, seine Meinung zu äußern.
    John Harris verließ das Flughafengebäude. In der Hand trug er die uns wohlbekannte, schwarze Ledertasche. Hinter ' ihm tauchten zwei unserer Kollegen auf. Ich konnte ihnen gerade noch rechtzeitig ein Handzeichen geben, nichts zu unternehmen. Etwas unschlüssig blieben sie auf den Stufen zurück.
    Auf der Rückfahrt wechselten wir uns mit Morton ab. John Harris nahm zunächst den gleichen Weg wie auf der Hinfahrt. Hinter der Queensboro Bridge bog er nach links ab. Meine Hände umkrampften das Steuerrad so fest, daß die Knöchel weiß hervortraten.
    »Was ist mit dir los?« fragte Phil, dem meine Veränderung natürlich nicht entging.
    Meine Stimme klang heiser. »Warte noch zwanzig Sekunden, dann werde ich es dir sagen.«
    Phil fing laut an zu zählen, als ob er eine Rakete starten wollte. Aber noch ehe er zwanzig sagen konnte, schlug ich das Steuer nach rechts ein und hielt an der Eisenbahnunterführung.
    »Bist du verrückt«, fauchte Phil. »Der Austin ist eben in die 52. Straße eingebogen.«
    »Genau«, sagte ich mit einem erlösten Lächeln. »Und weil ich ein Hellseher bin, sage ich dir auch, daß John Harris seinen Wagen vor dem Haus Nummer 184 geparkt hat. Hältst du die Wette?«
    Wortlos stieg Phil aus.
    Ich schloß den Wagen ab und setzte mich an seine Seite. »Nimm es nicht krumm, Alter. Aber auf diesen Moment warte ich schon lange, 184, 52. Straße West.«
    Der Austin stand gleich hinter der Ecke. Fünfzig Yard weiter parkte Morton. Ich winkte ihn heran.
    »Hören Sie zu, Morton, wir gehen jetzt hier in das Haus. Wenn in fünf Minuten nichts Außergewöhnliches passiert, setzen Sie sich mit Mr. High in Verbindung. Dann kann er die Bande hochnehmen lassen, auch Miß Gladys.«
    »Alles erledigt, Cotton?«
    »Alles. Und noch eins, Morton, wenn Sie den Spruch abgesetzt haben, bleiben Sie hier. Sie werden anschließend eine kostbare Fracht befördern müssen.«
    ***
    Wir standen vor der Wohnungstür im fünften Stock. In Phils Gesicht zuckte kein Muskel, als er das Namensschild las.
    Ich drückte auf den Klingelknopf. Phil zog seine Pistole.
    »Ich glaube nicht, daß es nötig sein wird«, sagte ich leise. Phil steckte die Kanone in die Manteltasche.
    Es dauerte eine Weile, bis sich Schritte der Tür näherten.
    Wir traten zur Seite, um außerhalb des ›Spions‹, zu bleiben, der in Kopfhöhe in der Mitte der Tür angebracht war.
    Die Tür wurde geöffnet.
    Miß Gladys stieß einen spitzen Schrei aus, als sie uns sah. Auch ich war erstaunt, faßte mich aber sofort wieder, obwohl ich sie hier nicht erwartet hatte.
    Aus der Wohnung klang eine helle Männerstimme:
    »Wer ist es, Ellen? Warum kommst du nicht?«
    Wir traten in den Flur.
    Die hochmütige Miß Gladys zitterte. Ihr Gesicht war so weiß wie das einer Toten.
    Ich nahm ihren Ellbogen und führte sie vor mir her. Dann öffnete ich die Tür, hinter der ich die Männerstimme gehört hatte.
    Was ich zuerst sah, war die Tasche. Sie stand auf dem Tisch. John Harris wühlte mit beiden Händen darin herum. Etwas abseits am Fenster saß eine gekrümmte Gestalt in einem hohen Ohrensessel: George Martin. Als er uns erkannte, blitzten seine dunklen Augen für einen Moment auf, dann sank sein mächtiger Kopf vornüber auf die eingefallene Brust. Obwohl er leise sprach, waren seine Worte deutlich zu verstehen: »Ich habe es gewußt…«
    Ich schloß die Tür. Phil war mit einem Schritt bei Harris und tastete ihn ab. Er fand eine kleine Walther-Pistole in seiner Rocktasche.
    Als er auf George Martin zutrat, wehrte der Bucklige ab. »Ich habe nie eine Waffe besessen.« Und mit einem Blick auf Miß Gladys sagte er: »Miß Ellen ebenfalls nicht, Sie können mir glauben.«
    George Martin blieb ruhig, so wie ich ihn in seinem Büro erlebt hatte. Ich glaubte ihm. Nur seine Meinung über Miß Gladys konnte ich nicht teilen.
    Ihre Handtasche lag auf einem Stuhl. Ich fand die Pistole, die sie schon einmal auf mich gerichtet hatte, und steckte sie ein.
    »Man kann sich irren, Mr. Martin, auch bei Menschen, die man jahrelang zu kennen glaubt. Bevor wir gehen, habe ich eine Frage.«
    »Ich werde Ihnen alle Fragen beantworten«, unterbrach mich Martin mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme.
    »Warum wollten Sie McDovan umbringen lassen?«
    Das Erstaunen in seinem Gesicht war echt.

Weitere Kostenlose Bücher