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0476 - Der Sohn des Killers

0476 - Der Sohn des Killers

Titel: 0476 - Der Sohn des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
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verreisen. Es ist nämlich dringend«, sprach sie hastig weiter. »Jemand in meiner Familie ist krank geworden und da wollte ich…«
    »Warum haben Sie nicht Ihren Wagen benutzt? Wenn man es eilig hat und verreisen will, läßt man den Wagen doch nicht in einer fremden Garage?«
    Ihr Weinkrampf kam völlig überraschend, und er wirkte so unecht wie auf einer Laienbühne.
    Da ich keinerlei Anstalten machte, beruhigend auf sie einzuwirken, hörte sie schnell von selbst wieder auf. Jetzt waren ihre Augen verändert. Kalte Wut spiegelte sich darin.
    »Haben Sie sich beruhigt, Miß Gladys? Brauchen Sie ein Taschentuch?«
    »Hinaus hier«, schrie sie. »Sofort hinaus — oder ich werde…«
    »Was werden Sie?«
    In ihrer rechten Hand lag plötzlich eine kleine Pistole. Sie mußte sie in der Tasche ihres Kimonos verborgen gehalten haben. »Gehen Sie! Gehen Sie schnell — oder es wird Ihnen leidtun, mich überhaupt gefunden zu haben.«
    Die Pistole störte mich nicht, eher ihr Gesichtsausdruck. Jetzt lag Verzweiflung darin und Angst. Aber nicht ich war es, den sie fürchtete.
    Auf einmal ahnte ich es. Wir waren nicht allein in der Wohnung. Auf dem Tisch neben der Couch lag ein Herrenhandschuh. Als ich aufstand und zur Tür ging, atmete sie erlöst auf.
    Grußlos verließ ich die Wohnung. Unten stieg ich in meinen Wagen und fuhr sofort los. Zwei Straßen weiter stellte ich ihn ab und rannte im Laufschritt zurück.
    Seitdem ich die Wohnung verlassen hatte, konnten kaum fünf Minuten vergangen sein.
    Ich hielt ein vorbeifahrendes Taxi an. »Wohin, Mister?'« fragte der noch jugendliche Fahrer.
    Ich zeigte ihm meinen Ausweis. Als Antwort pfiff er leise durch die Zähne. »Das ist ein Job für mich, Mister, ich fahre Sie, wohin Sie wollen.«
    »Das ist vorläufig nicht nötig. Sehen Sie dort drüben das Haus Nummer 194?«
    Er nickte.
    »Ich erwarte jemanden, von dem ich nicht gesehen werden möchte. Können Sie Ihre Kiste so hinstellen, daß wir nicht auffallen?«
    »Kleinigkeit, Mister«, sagte er großspurig. »Sie können sich auf den Boden setzen, hinten ist genügend Platz. Wenn jemand herauskommt, sage ich Ihnen Bescheid.«
    Er war tatsächlich ein cleverer Bursche. Nachdem ich es mir im Fond so bequem wie möglich gemacht hatte, fuhr er die Straße hinunter, wendete und kam auf der Seite, wo die Grünanlagen sind, wieder herauf. Ungefähr hundert Yard vom Haus Nummerl94 entfernt hielt er an.
    »Kleine Panne, Mister«, sagte er grinsend. »Ich werde mal das Werkzeug herauslegen.«
    Er drehte das Seitenfenster herunter, so daß ich genau hören konnte, was er draußen redete. Seine halblauten Selbstgespräche, in denen er sich über die Unzuverlässigkeit seines Wagens ausließ, waren für die vorübergehenden Passanten gedacht. Aber dazwischen streute er immer ein paar Brocken ein, die an meine Adresse gerichtet waren.
    »Ein Taxi fährt vor… Der Chauffeur hat den Motor abgestellt. Er scheint auf jemanden zu warten.« Dann schimpfte er wieder auf den Vergaser und auf die Zündung, die farlsch eingestellt war.
    »Achtung, Mister, ein Mann kommt heraus. Er ist lang und dürr wie eine Fahnenstange. Er hat zwei Koffer bei sich. Hinter ihm geht eine Blonde. Sie wollen zum Taxi.«
    Ich hörte, wie er eilig seine Werkzeuge zusammenkramte, die Motorhaube klappte mit einem lauten Knall herunter, und schon saß er am Steuer. »Hinterher, nicht wahr, Mister?«
    »Ja, und wenn sie uns nicht bemerken, gibt es eine Extrabelohnung.«
    Erst als wir eine Weile gefahren waren, setzte ich mich auf.
    »Wo sind sie?« fragte ich.
    »Keine Sorge, Mister, ich habe sie fest im Griff, Aber ich dachte mir, es ist besser, wenn ich ein paar andere dazwischen lasse.«
    »Können Sie mir den Mann näher beschreiben?« fragte ich, als wir über die Manhattan Bridge hinüber nach Brooklyn rollten.
    »Schwer, sehr schwer. Sein Gesicht konnte ich auf die Entfernung nicht genau erkennen. Aber wie gesagt, er ist so lang und dürr, daß er einem schon dadurch immer wieder auffallen muß.«
    Lang und dürr, überlegte ich. So einen Kerl hatte ich doch erst in den letzten Tagen gesehen. Natürlich, einer der Cops sah so aus, der bei dem Überfall auf Jeff Bronson dabei war. Die Verbindung lag eigentlich auf der Hand, wenn ich voraussetzte, daß Miß Gladys in die Sache verwickelt war. Vielleicht hatte sie den Tip von dem Überfall in der Mercer Street an die Konkurrenz weitergegeben? Vielleicht war sie Mac Dovans Freundin und trieb ein doppeltes Spiel? Denn

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