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0476 - Kalis tödlicher Spiegel

0476 - Kalis tödlicher Spiegel

Titel: 0476 - Kalis tödlicher Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fläche befand sich in einem ovalen Holzrahmen, sah zwar hell aus, aber sie gab mein Spiegelbild nicht zurück. Zudem wollte ich sie nicht als so glatt bezeichnen, wie sie bei einem normalen Spiegel gewesen wäre. Auf der Silberfläche entdeckte ich kleine Einschüsse, so wie bei manchen Steinen die Metallverbindungen durchschimmerten.
    Damit der Spiegel nicht umkippen konnte, stand der Rahmen mit seinem Unterteil auf einem kantigen Stein. Er gab dem Spiegel genügend Halt. Ich näherte mich ihm sehr vorsichtig, mein Blick blieb auf der Fläche haften, in deren Mitte ich plötzlich eine Bewegung sah.
    Zuerst glaubte ich noch an eine Täuschung, bis ich erkannte, daß sich dort - wenn auch sehr schwach - ein Gesicht abzeichnete. Das Gesicht eines Mannes, der mir gut bekannt war.
    Mandra Korab!
    In meinem Innern schien etwas zu verbrennen. Die Hitze flutete durch den gesamten Körper. Ich spürte den Schwindel, der mich wanken ließ und war für einen Moment deprimiert, denn nun stand ich allein auf weiter Flur. Die Totengöttin hatte es geschafft, mir auch den letzten Helfer zu nehmen.
    Jetzt konnte sie mit mir abrechnen.
    Ich ballte die Hände. Ein Zeichen ohnmächtiger Wut. Für einen Moment überkam mich der Gedanke, einfach in den Spiegel hineinzutreten und ihn zu zerstören.
    Ich ließ es bleiben.
    Mandra hatte von der Heiligen Silbe gesprochen. Noch zögerte ich, mich des Kreuzes zu bedienen.
    Das Aussprechen der Heiligen Silbe bedeutete gleichzeitig eine große Gefahr für denjenigen, der sie sagte. Kein Unwürdiger durfte sie sprechen, nur jemand, der sich in höchster Gefahr befand, durfte sie über die Lippen bringen.
    Ich atmete die kalte Luft ein. Über mir schwebte der wolkengraue Himmel. Unbeweglich stand der Spiegel. Er hatte Mandra zu sich geholt. Wie dies geschehen konnte, war mir unklar, ebensowenig wie mir nicht bekannt war, wo meine Freunde sich befanden.
    In einer anderen Dimension, in einem fernen Reich, das mit nichts zu vergleichen war.
    Kalis Reich…
    Ich trat so nahe an den Spiegel heran, daß ich ihn mit den Fingerkuppen berühren konnte. Sehr leicht strich ich darüber hinweg, fast streichelnd. Die Fläche selbst fühlte sich warm an, als wäre sie von innen geheizt worden.
    Ansonsten erlebte ich keine Reaktion. Kali hielt ihre Magie mir gegenüber zurück.
    Noch zurück, denn als ich den Spiegel nicht mehr berührte und wieder vorging, tat sich etwas in der Fläche. Für mich sah es so aus, als würde etwas aus der Tiefe hervorsteigen. Irgendwo in einer anderen Dimension, zwischen Zeit und Raum, für Menschen nicht berechenbar und unfaßbar, hatte sich etwas gebildet.
    Wesen - Menschen…
    Gesichter formten sich so, daß ich sie genau erkennen konnte. Drei Frauen und ein Mann.
    Bleiche Gesichter, keine Totenfratzen. Große Augen, schreckensstarr, aufgerissene Mäuler und eine straff gespannte Haut über den Knochen der Gesichter.
    Die Gesichter blieben nicht starr. Sie bewegten sich. Die Lippen schlossen sich wieder, öffneten sich, formulierten Worte, die ich allerdings nicht verstehen konnte.
    War es eine Botschaft? Und wer waren diese Personen? Diener der Totengöttin oder waren es Gefangene?
    Sie trieben innerhalb der Spiegelfläche. Manchmal waren sie sehr deutlich und auch konturenscharf zu erkennen, dann verschwanden sie weiter im Hintergrund und lösten sich auf.
    Nichts mehr zu sehen, die glatte Spiegelfläche lag vor mir. Ich strich noch einmal mit den Fingerkuppen darüber. Es gelang mir auch nicht, in die Fläche einzutauchen, wie ich es schon bei anderen Dimensionsspiegeln erlebt hatte.
    Mich wollte er nicht.
    Dafür geschah wieder etwas. An seiner Rückseite sah ich die feinen Schleier in die Höhe steigen.
    Dünn und blaugrau wie Zigarettenqualm, sehr fein und schnell wieder zerfasernd.
    Eine Erklärung hatte ich nicht dafür. Ich wußte auch nicht, ob es sich dabei um magischen Rauch oder um eine feinstoffliche Plasmawolke handelte, jedenfalls hielt ich mich bereit, gegen plötzlich auftretende Gefahren anzukämpfen.
    Der Rauch verschwand. Er trieb sehr langsam dem Rand der Schüssel entgegen, kroch darüber hinweg, wurde vom Wind erfaßt und weiter davongetrieben.
    Das alles war ohne ein einziges Geräusch abgelaufen. Nur der Wind umwehte mich, und als Klang im Hintergrund vernahm ich das leichte Rauschen der Brandung.
    Bis zu dem Augenblick, als ich Schritte vernahm.
    Nicht nur an einer Seite der kleinen Mulde, die Trittgeräusche drangen aus vier verschiedenen

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