0477 - Tanzplatz der Verfluchten
Kofferraum befand sich eine Waffe, die ich unbedingt benötigte.
Es war der Bumerang!
Wenn ich der verdammten Kriegsaxt etwas entgegensetzen konnte, dann mit der silbernen Banane.
Daß der Kofferraum nicht verschlossen war, wußte ich und hoffte nur, daß mich mein Gegner dazu kommen ließ, ihn zu öffnen.
Ich schaute dorthin, wo sich der unheimliche Irokese aufhielt. Er blickte nicht in meine Richtung. Es war für ihn wichtig, den Erfolg zu sehen, den ihm das Schleudern der Streitaxt gebracht hatte.
Aus dem Haus schlugen Rauch und Feuer. Auch die Haustür stand weit offen, so daß die Lohe aus ihr hervorschießen konnte. Inmitten der Rauchschwaden sah ich Gestalten.
Eine davon war Douglas.
Er stand in einer Rauchwolke und hielt ein Kind in den Armen, das er aus dem Gebäude geholt hatte. Mit der freien Hand winkte er und schrie auch, so daß sich seine Stimme überschlug, ich aber nicht verstehen konnte, was er rief.
Fast wäre ich noch über die Haube gefallen, soviel Schwung hatte ich mitgebracht. Das Deck sprang auf einen Knopfdruck hin auf. Der Einsatzkoffer lag flach auf dem Boden. Ich öffnete ihn und faßte nach der silbernen Banane.
Noch in Deckung des hochstehenden Kofferraumdeckels drehte ich mich um und sah, daß sich etwas Schreckliches anbahnte. Ein älterer Mann lief mit einem Gewehr über die Straße und zielte auf die unheimliche Gestalt des Irokesen.
Der Mann wandte dem brennenden Haus den Rücken zu und konnte nicht sehen, daß sich von dort der Tomahawk löste, zunächst in die Luft stieg und dann seine Richtung änderte.
Er fand ein neues Ziel. In Kopfhöhe raste er über die Fahrbahn, um den Gewehrträger zu erwischen.
»Deckung!« brüllte ich ihm zu.
Ich wußte nicht, ob er mich gehört hatte, jedenfalls war es zu spät. Er lief einfach weiter und schoß dabei auf die unheimliche Geistgestalt des Indianers.
Es war Munitionsverschwendung. Sie erwischte den Shalaka nicht. Dafür wurde er von dem Tomahawk getroffen und zu Boden geschleudert. Das Gewehr entfiel ihm dabei. Die Streitaxt jagte weiter, um von dem Irokesen aufgefangen zu werden, der sofort danach verschwand.
Gleichzeitig wirbelten auch die tanzenden Knochen in die Höhe und stießen in den grauen Himmel.
Der Angriff war beendet. Für den alten Mann kam jedoch die Hilfe zu spät. Er starb mitten auf der Fahrbahn, als ich mich neben ihn kniete.
Die Wunde in seinem Kopf war einfach zu tief.
Ich hob ihn hoch und trug ihn auf den Gehsteig, denn das Heulen einer Sirene hallte durch den Ort.
Die Feuerwehr kam mit zwei Löschwagen. Das Haus konnten sie nicht mehr retten. Dafür versuchten die Männer, ein Übergreifen des Brandes auf die anderen Gebäude zu verhindern. Um den Toten kümmerten sich Mitglieder seiner Familie. Eine noch jüngere Frau weinte bitterlich und strich immer wieder über sein Gesicht, wobei sie die Worte »Vater, Vater!« rief.
Ich ging weg und bekam die Gänsehaut nicht von meinem Rücken. Auch der Sheriff war nicht mehr im Office geblieben. Er unterstützte lautstark die Löscharbeiten der Feuerwehr.
Von allen Seiten eilten die Bewohner herbei. Nicht alle hatten die Knochen gesehen und auch, wie der Brand entstanden war. Doch es sprach sich blitzschnell herum, und ich spürte, wie die Stimmung allmählich anfing zu kochen. Möglicherweise würde man uns die Schuld an dem Drama in die Schuhe schieben.
Ich blieb vor dem Office stehen und lehnte mich mit dem Rücken gegen einen Türpfosten. Abe Douglas entdeckte mich. Er lief um die Wagen herum. Neben mir blieb er stehen. Sein Gesicht war rauchgrau. Er atmete heftig, hustete und schüttelte sich. »Verdammt, John, das war knapp!«
Ich nickte. Dabei schaute ich den dicken Löschstrahlen nach, die in die Flammen zischten. Der schwarzgraue Rauch schwebte über den Nachbarhäusern.
»Sie sind wieder weg, Abe. Sie kamen, schlugen zu und verschwanden. Sie haben uns ihre Macht bewiesen.«
»Das stimmt. Fragt sich nur, was wir jetzt unternehmen sollen?«
»Auf keinen Fall laufen wir weg. Ich habe vom Tanzplatz der Verfluchten gehört. Dort werden wir in der Nacht unseren ›Freund‹ erwarten. Wir müssen ihn vernichten.«
»Wenn das so einfach wäre.«
Ich hob die Schultern. »Niemand ist unbesiegbar, das habe ich schon des öfteren erlebt. Außerdem werde ich es mit dem Bumerang versuchen. Damit müßte ich ihn eigentlich kriegen.«
»Wenn man dich läßt.«
»Sicher. Du kannst übrigens hier im Ort bleiben, wenn ich mich auf den Weg
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